Eigentlich sind offene Immobilienfonds bisher recht gut durch die Krise gekommen. Je nach Nutzungsart der Immobilen unterscheiden sich die Auswirkungen von Corona jedoch erheblich. Portfolios mit einem hohen Anteil an Hotels oder Einzelhandelsimmobilien werden sehr viel stärker leiden als Portfolios mit anderen Schwerpunkten.

Von den 18 offenen Immobilienfonds, die Scope permanent unter Beobachtung hat, wurden zwölf herabgestuft, lediglich drei konnten ihr Rating halten. Für weitere drei liegt noch kein erneutes Rating vor. Allerdings sind auch die aktualisierten Beurteilungen allesamt auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Im Durchschnitt bekamen sie die Note "a", was laut Scope eine "gute risikoadjustierte Rendite erwarten lässt".

Nutzungsarten und spezifische Risiken
Mit 61 Prozent haben Büroimmobilien den weitaus größten Anteil am Verkehrswert der von Scope unter die Lupe genommenen Portfolios. Es folgen Einzelhandelsimmobilien mit 24, Hotels mit neun sowie Logistik- und Wohnimmobilien mit zusammen fünf Prozent. Der stationäre Einzelhandel, insbesondere im Textilbereich, leide massiv, so Scope und werde wegen des zunehmenden Online-Handels mit sinkender Flächennachfrage und niedrigeren Mieten kämpfen müssen. Die auf null heruntergefahrene Tourismusbranche hat hingegen nach Einschätzung von Scope Aussicht auf eine Normalisierung bis spätestens 2022.

Bei Büroimmobilien wird sich einmal mehr zeigen, wie sehr Lage Trumpf ist. Der rezessionsbedingte Personalabbau in den Unternehmen und ein verstärkter Trend zum Home-Office wird zwar auch den Büroimmobilienmarkt negativ beeinflussen. Das Class-A-Bürosegment wird davon jedoch allenfalls vorübergehend betroffen sein. "Das Risiko steigender Leerstände trifft vor allem auf Immobilien in weniger attraktiven Lagen zu", begründet Sonja Knorr, Leiterin Alternative Investments bei Scope.

Die Fonds sind stabil, die Regulierung wirkt
Die Gefahr, dass offene Immobilienfonds die Rücknahme von Anteilen verweigern könnten, wie in den Jahren 2008 und 2009, sieht Scope derzeit nicht. Einerseits verfügten die Fonds mit durchschnittlich rund 20 Prozent ihres Vermögens über ausreichend Liquidität, andererseits habe das nach der Finanzkrise verabschiedete Kapitalanlagegesetzbuch funktionstüchtige Schutzmechanismen etabliert, indem es Mindesthalte- und Kündigungsfristen eingeführt hat. Bisher gebe es keine nennenswerten Mittelabflüsse. Im Gegenteil, der Nettomittelzufluss über alle Fonds beläuft sich auf rund vier Milliarden Euro.

Im Jahr 2020 werden offene Immobilienfonds nach Einschätzung von Scope Renditen zwischen 1,5 und zwei Prozent abwerfen. Für das vergangene Jahr ermittelte Scope noch einen durchschnittlichen Ertrag von 3,1 Prozent. Dass die Renditeerwartung derart spürbar gesunken ist, führen die Berliner Fondsbeobachter darauf zurück, dass Mieter vor allem im stationären Einzelhandel Mietpreissenkungen durchsetzen werden, was sich unmittelbar auf die Ertragslage der Fonds auswirken wird und langfristig auch auf die Bewertung der Objekte. (tw)