Je nachdem, wann Immobilienbesitzer einen Kredit zur Finanzierung ihrer Wohnung aufgenommen haben und zu welchen Konditionen, droht ihnen bei einer jetzt anstehenden Anschlussfinanzierung ein erheblicher Mehraufwand, um ihren Kapitaldienst noch bedienen zu können. Das "Handelsblatt" hat auf Basis von Zahlen des Immobilien-Bewertungsportals Scoperty folgende Berechnung angestellt.

Finanzierungskonditionen verschlechtern sich
Wer im Jahr 2013 einen Kredit in Höhe von 200.000 Euro aufgenommen, seine Zinslast für zehn Jahre auf 2,5 Prozent jährlich fixiert hat und drei Prozent jährlich tilgt, der zahlt derzeit eine monatliche Rate von 916 Euro. Wenn nächstes Jahr die Zinsbindung ausläuft und der Kreditzins auf vier Prozent steigt, "was einige Experten für durchaus möglich halten", wie die Wirtschaftszeitung schreibt, dann steigt seine monatliche Verpflichtung um mehr als ein Viertel auf 1166 Euro.

Viele Immobilienbesitzer haben in den vergangenen Jahren auch deutlich unterhalb von 2,5 Prozent finanzieren können. Je günstiger der Zinssatz, zu dem sie abgeschlossen haben, und je kürzer die Zinsbindungsfrist, umso heftiger wird die Kostensteigerung ausfallen, wenn jetzt eine Anschlussfinanzierung ansteht.

Kombination aus hohem Preis und niedrigem Zins kann zum Verhängnis werden
"Besonders riskant sind die Finanzierungsprognosen unter aktuellen Zinsvorzeichen aber für all diejenigen, die in den Jahren 2018 oder 2019 in Wohneigentum investiert haben und sich für ein Darlehen mit lediglich fünf Jahren Zinsbindung entschieden haben", pointiert das "Handelsblatt". Dann mache sich nämlich eine Kombination aus hohen Kaufpreisen und extrem niedrigen Zinsen besonders bemerkbar.

Von der Verschlechterung der Finanzierungskonditionen sind nicht nur Wohnimmobilien, sondern auch alle anderen Nutzungsarten wie Büro, Logistik, Einzelhandel oder Hotels betroffen. Der Deutsche Immobilienfinanzierungsindex DIFI, mit dem der Immobiliendienstleister JLL quartalsweise die Stimmung an den Finanzierungsmärkten spiegelt, ist im zweiten Quartal 2022 in den Keller gerauscht. "Die gravierenden Veränderungen sind eine Reaktion auf ein Bündel von aktuellen geopolitischen und wirtschaftlichen Risikofaktoren", kommentiert JLL-Chefresearcher Helge Scheunemann. (tw)