Herr Kemmner, seit Anfang Juli verfolgen Sie für den Wertgrund Wohnselect D eine neue Strategie der Kapitalakquise: Sie haben den Wechsel von Cashcall- und Cashstop-Phasen aufgegeben und den Fonds dauerhaft zur jederzeitigen Zeichnung geöffnet. Wie läuft‘s?

Marcus Kemmner: Es läuft langsam an. Aber eine neue Strategie ist es ja nicht, sondern vielmehr ein Zurück zu den Anfängen des Fonds und seiner Gründungsphase. Wir hatten die Cashcall/Cashstop-Strategie erst 2016 eingeführt, als sich abzeichnete, dass uns mehr Mittel zufließen werden, als wir in Objekte hätten investieren können. Dann kam die Niedrig- und Negativzinsphase, da bot es sich auch an, an der Strategie geregelter Mittelzuflüsse noch festzuhalten.

Was hat sich jetzt geändert?

Kemmner: Am Kapitalmarkt gibt es wieder positive Zinsen. Das heißt, der Run auf Alternativen zum teilweise sogar negativ verzinsten Tagesgeld ist weg. Die Auswahl ist größer, und es gibt nicht mehr so viel vagabundierendes Geld. Hinzu kommt, dass die Preise im Wohnungsbau zurückkommen, da viele Projektentwicklungen steckengeblieben sind, die gar nicht mehr umgesetzt werden. Wenn wir jetzt Geld bekommen, sind wir in der Lage, es sinnvoll zu investieren. Wir werden zunächst aus dem Bestand heraus entwickeln, also Objekte aufstocken, ausbauen, verdichten. Ergänzend können wir uns durchaus vorstellen, wieder Immobilien zuzukaufen.

Sie machten bisher sehr darauf aufmerksam, dass der Wertgrund Wohnselect D der einzige Fonds sei, der die Cashcall-Strategie prospektiert hat. Müssen Sie jetzt einen Nachtrag erstellen?

Kemmner: Nein. Der Prospekt wird in dieser Form auch weiterhin Bestand haben. Das heißt, die Cashcall-Strategie bleibt Bestandteil des Prospekts. Rechtlich ist das unbedenklich.

Und wenn nun doch sehr schnell sehr viel mehr Geld kommt, als Sie investieren können?

Kemmner: Das glaube ich aktuell zwar nicht, da wir neben Investitionspotenzial im Fonds auch welches an den Märkten haben, und außerdem haben wir ja keinen Kontrahierungszwang. Das heißt, wir müssen eingereichte Orders nicht zwangsläufig auch annehmen.

Wie sehr wollen Sie mit dem Fonds denn noch wachsen?

Kemmner: Wir fühlen uns mit der Größenordnung um die 500 Millionen sehr wohl. Das ist eine Größe, die wir mit unseren Kapazitäten gut betreuen können. Grundsätzlich kommt es natürlich darauf an, was für Objekte man bekommt. Aber in diesem Bereich sehen wir uns mit diesem Fonds perspektivisch die nächsten Jahre.

Welche Renditeprognose geben Sie ab?

Kemmner: Ich darf Ihnen schon aus aufsichtsrechtlichen Gründen nichts zu unserer Performanceerwartung sagen. So viel aber kann ich sagen: Das sieht alles nicht so schlecht aus, wie viele vielleicht angesichts der derzeitigen Immobiliennachrichten vermuten würden, eher im Gegenteil. Wir haben eine Reihe positiver Projektentwicklungen im Fonds, alle fristgerecht fertiggestellt, ohne Mehrkosten, und die aktuellen Mieterwartungen liegen deutlich über unserer Kalkulation bei Ankauf.

Vielen Dank für das Gespräch. (tw)