Die weltweite Private-Equity-Branche verzeichnete große Zuwächse in ihren wesentlichen Disziplinen: Buy-out-Fonds, die in strategisch vorbereitete Unternehmenskäufe investieren, kauften im Jahr 2021 erstmals für mehr als eine Billion US-Dollar ein und stießen auch bei den Verkäufen in diese Größenordnung vor. Das durchschnittliche Volumen einzelner Transaktionen lag erstmals oberhalb einer Milliarde US-Dollar. Diese Rekorde verzeichnet der diesjährige "Global Private Equity Report 2022" der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company.

"Nach dem vorübergehenden Rücksetzer im ersten Jahr der Corona-Pandemie“, sagt Bain-Partner Alexander Schmitz, "hat die Private-Equity-Branche das Tempo 2021 noch einmal erhöht." Buy-out-Fonds investierten vergangenes Jahr nahezu doppelt so viel wie im Vorjahr. Es wurden jedoch nicht mehr, sondere größere Deals abgeschlossen: "Der Anlagedruck ist stärker denn je", erklärt Schmitz. "Damit wächst das Interesse an großen Transaktionen."

 

Tech-Firmen sind gefragt
Die Bedeutung des Technologiesektors hat kontinuierlich zugenommen, vor allem an Software-Schmieden ist das Interesse gewachsen, die inzwischen ein Drittel der Transaktionen im Tech-Sektor ausmachen. "Die digitale Revolution ist über alle Branchen hinweg in vollem Gange und setzt disruptive Kräfte frei", betont Bain-Partnerin Silvia Bergmann. Bei mehr als der Hälfte aller Deals, so die Bain-Studie, spielt der Erwerb von technologischem Know-how eine entscheidende Rolle.

Mit Tech-Firmen lassen sich auch die höchsten Erlöse erzielen. In Nordamerika lag das durchschnittliche EBITDA-Multiple 2021 bei 12,3 und in Europa bei 11,9. Insgesamt konnten Buy-out-Fonds im vergangenen Jahr Exits in Höhe von 957 Milliarden US-Dollar realisieren. Damit wurde der Durchschnittswert der vergangenen fünf Jahre um 131 Prozent übertroffen.

Herausforderungen werden nicht weniger
Die weltweiten Unsicherheiten, aktuell insbesondere durch den Angriff Russlands auf die Ukraine ausgelöst, tangieren auch die Private-Equity-Branche. "Die zuletzt gezahlten Preise für neue Beteiligungen werden es Private-Equity-Anbietern schwerer machen, die erwarteten Renditen zu erwirtschaften", mutmaßt Schmitz.

Darüber hinaus gibt es laut dem Bain-Report drei weitere Herausforderungen, die für die seit Langem auf einer Erfolgswelle schwimmende PE-Branche zu beachten sind: Die Reaktion der Zentralbanken auf die Inflation wird bestehende und künftige Finanzierungen massiv beeinflussen. Private-Equity-Fonds müssen ihre technologischen Kompetenzen ausbauen, um insbesondere mit der digitalen Revolution schritthalten zu können, und nicht zuletzt müssen Anbieter von Private-Equity-Fonds ESG-Aspekte implementieren. 93 Prozent aller Investoren würden mittlerweile auf ein Engagement bei einem Fonds verzichten, wenn dieser nicht ihren Nachhaltigkeitskriterien entspricht, hat eine Umfrage von Bain ergeben. (tw)