Stabilisieren Sachwerte ein Portfolio auch in der Krise?
Wer ein Vermögensportfolio nach den Empfehlungen von Markowitz zusammenstellen möchte, kommt an der Frage nicht vorbei, wie sehr sich die einzelnen Positionen wechselseitig beeinflussen. Sachwerte gelten da als eine Art Isolator. Aber konnten sie das in der Krise unter Beweis stellen?
Sachwertinvestments gelten als weniger krisenanfällig, weil sie anderen Gesetzmäßigkeiten folgen als die Börsen. Sie würden wenig oder gar nicht mit anderen Kapitalmärkten korrelieren, heißt es häufig im Vertrieb und bei Fragen der Portfoliogestaltung.
Wie steht es nun inmitten der Corona-Krise, in der scheinbar unterschiedslos alles auf Talfahrt ging, um die Unabhängigkeit des Sachwerts? Wer derzeit seinen geschlossenen Fonds verkaufen will, wird feststellen, dass er weniger dafür bekommt als er wahrscheinlich vor der Krise dafür bekommen hätte. "Auch hier fallen die Preise“, bestätigt Mihail Topalov, Geschäftsführer der Ratingagentur TKL Analysen, "aber“, hält er dagegen, "nicht automatisch auch die Werte.“
Wertstabilität durch Systemrelevanz
Topalov war Teilnehmer einer Gesprächsrunde, die FONDS professionell zusammengestellt hat, um darüber zu diskutieren, wie robust Sachwertinvestments in der aktuellen Krise tatsächlich sind. Teilnehmer Claus Thomas, Initiator des neuesten offenen Immobilienfonds Macstone von BNP Paribas, sieht hingegen auch das Preisniveau stabil. Es gebe inmitten der Corona-Krise zwar deutlich weniger Immobilientransaktionen. Weil die jedoch eine hohe Qualität haben, würde sich bei den Preisen "noch keine Bewegung nach unten“ zeigen.
Je relevanter ein Investitionsobjekt für die Aufrechterhaltung infrastruktureller Aufgaben, desto widerstandsfähiger erweist es sich auch in schwierigen Zeiten, wie weitere Teilnehmer der Runde, Gert Waltenbauer von Sachwerte-Anbieter KGAL und Rainer Fritzsche von Ovid Partner, an praktischen Beispielen aus den Bereichen Erneuerbare Energien und Wasserwirtschaft auf Gemeindeebene zeigten.
Einzelne Segmente dauerhaft in Mitleidenschaft gezogen
Eitel Sonnenschein ist dennoch nicht überall im Sachwertemarkt. Hotelinvestments zum Beispiel werden noch Jahre unter einem grundsätzlichen Nachfragewandel leiden, wie Michael Birnbaum von Immobilienfonds-Anbieter Kanam in der Runde sagte: "Hotellerie wird bei Urlaubsreisen schon wieder kommen, aber während der Krise haben viele Geschäftsreisende die Erfahrung gemacht, dass es auch anders geht.“ (tw)
Die komplette Gesprächsrunde und weitere Artikel zu aktuellen Sachwert-Themen lesen Sie in unserem SACHWERTE SPEZIAL, das der Ende September erscheinenden Ausgabe 3/2020 von FONDS professionell beiliegt.
