Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte hat europaweit die Entwicklung von Kauf- und Mietpreisen für Wohnimmobilien ermittelt. Nahezu überall sind beide Kenngrößen seit dem vergangenen Jahr erneut stark gestiegen, zum Teil zweistellig.

Der durchschnittliche Transaktionspreis beim Kauf von Wohnimmobilien ist in Deutschland gegenüber dem Vorjahr hat um mehr als zehn Prozent zugenommen. In Großstädten blieb der Preisanstieg geringfügig moderater, den stärksten Preisanstieg verzeichnete Frankfurt mit 8,5 Prozent. Teuerstes europäisches Land für Wohnungskäufer ist Österreich. Hier kostete 2020 der Quadratmeter durchschnittlich 4.457 Euro, dicht gefolgt von Frankreich mit 4.421 Euro je Quadratmeter Wohnfläche. Platz drei belegt Deutschland mit 4.100 Euro.

"Die Befürchtungen, dass mit der Covid-Krise auch der Immobilienmarkt leiden würde, wurden nicht bestätigt", sagt Michael Müller, Leiter Real Estate bei Deloitte und verantwortlich für die aktuelle Studie. "Im Gegenteil. Die deutschen Wohnimmobilienpreise haben sowohl im Kaufmarkt als auch bei den Mieten gegenüber dem Vorjahr noch einmal deutlich zugelegt." Es sei zu erwarten, resümiert er, dass sowohl die Kaufpreise als auch die Mieten vor allem in den verkehrstechnisch gut angebundenen Umlandregionen durch die erhöhte Nachfrage weiter anziehen werden.

Erschwinglichkeit von Eigenheimen variiert stark in Europa
Für eine 70 Quadratmeter große Wohnung muss man in Deutschland durchschnittlich etwa sechs Jahresgehälter hinblättern. Damit bewegt sich Deutschland im europäischen Mittelfeld. In Irland ist der Erwerb von Wohnraum mit durchschnittlich rund drei Jahresgehältern am erschwinglichsten, in Serbien mit mehr als 15 am teuersten.

Wer nicht kaufte, sondern zur Miete wohnte, musste 2020 in den meisten europäischen Städten mit höheren Mieten als zuvor klarkommen. In Deutschland waren es vor allem Frankfurt, Berlin, Hamburg und München, wo die Mieten zwischen 1,60 und 0,40 Euro je Quadratmeter anzogen und jetzt Durchschnittsmieten von 10,10 in Berlin und 16,80 Euro in München aufweisen. Europaweit gesehen führt Paris den Städtevergleich bei Monatsmieten weiterhin mit 28,60 Euro je Quadratmeter an, vor London mit 26,10 und Oslo mit 24,70 Euro je Quadratmeter.

Hypothekenmärkte in Europa mit großer Bandbreite stabil
Die Verschuldungsquote, die im engen Zusammenhang mit den Hypothekenmärkten steht, liegt in den beiden größten europäischen Wohnungsmärkten, Deutschland und Frankreich mit 70 Prozent im Mittelfeld. Zu lediglich 20 Prozent sind Wohnungseigentümer in Rumänien, Ungarn oder Bosnien und Herzegowina verschuldet. Sie müssen hier jedoch auch Zinsen zwischen 3,9 und 5,3 Prozent pro Jahr berappen. Die durchschnittlich günstigsten Zinssätze für Wohnbauhypotheken hatte, laut der Deloitte-Studie Portugal mit lediglich einem Prozent. Die Autoren erwarten, dass die Hypothekenzinsen in ganz Europa bis Ende 2021 stagnieren und potenzielle Käufer so weiter zu Investitionen ermuntert werden.

Die sich weiterhin nach oben bewegende Entwicklung der europäischen Wohnungsmärkte begründet Müller mit der Zunahme von Homeoffice und Homeschooling. "Die Pandemie mit all ihren Konsequenzen wird die Art und Weise, wie Menschen über Wohnraum denken und wie die Menschen in ganz Europa leben, entscheidend prägen und nachhaltig verändern." (tw)