"Wir setzen aktuell vermehrt auf kleinere Losgrößen und diversifizieren unsere Portfoliostruktur weiter, insbesondere durch die Stärkung der beiden resilienten Nutzungsarten Logistik und europäisches Wohnen", sagte Michael Bütter, Leiter von Union Investment Real Estate, gegenüber "Bloomberg". So hat das Unternehmen 2023 unter anderem Wohnimmobilien in Dublin und Amsterdam erworben. Zugleich sind vier Bürogebäude verkauft worden, wobei der Preis jeweils über oder auf dem zuletzt ermittelten Sachverständigenwert gelegen habe. Das belege, "dass auch in diesem Marktumfeld durchaus erfolgreiche Transaktionen durchgeführt werden können".

Die Immobilienmärkte waren angesichts der stark gestiegenen Zinsen zuletzt in schwieriges Fahrwasser geraten. Finanzierungen sind teurer geworden, was auf Preise und Bewertungen drückt. Bei Büros kommt erschwerend der Trend zum Homeoffice hinzu, der teilweise zu Leerständen führt. Zugleich bieten sich Investoren inzwischen andere Anlagemöglichkeiten mit guten Renditen. 

Verunsicherung und Zurückhaltung
"Die gestiegenen Zinsen haben generell für Verunsicherung und damit auch für eine gewisse Zurückhaltung unserer Kunden gesorgt", so Bütter. Die Probleme der Signa-Gruppe würden ebenfalls auf die Stimmung drücken, wenn auch nur vorübergehend. Die Immobilienfonds der Union Investment Real Estate seien allerdings "an keinen Signa-Projekten beteiligt und somit von der Signa-Pleite nicht direkt betroffen", sagte Bütter.

In Summe kamen die offenen Immobilienfonds für Privatanleger im vergangenen Jahr auf einen Nettomittelabsatz von rund 345 Millionen Euro, so Bütter. Und mit neuen Kapitalzusagen von etwa 380 Millionen Euro hätten sich auch Fonds für institutionelle Investoren dem allgemeinen Trend rückläufiger Zuflüsse etwas entziehen können. Das Immobilienvermögen kletterte zum Ende 2023 auf 47,8 Milliarden Euro, verglichen mit 46,8 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. "In diesem Jahr dürfte es weiter moderat steigen", sagte Bütter.

Zweiteilung am Gewerbeimmobilienmarkt
Mit Blick auf Wohnimmobilien glaubt er, dass die Phase der Preiskorrekturen angesichts der zunehmenden Knappheit in diesem Jahr auslaufen wird. "Der Bedarf an Wohnraum wächst kontinuierlich, während insbesondere in den Ballungsregionen das Fertigstellungsvolumen deutlich hinter dem Bedarf zurückbleibt", erklärte Bütter. In Deutschland liegen die Preise für Wohnimmobilien aktuell etwa sieben Prozent unter dem Höchststand zur Jahresmitte 2022, zeigen Daten des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (VDP). 

Am Gewerbeimmobilienmarkt sei grundsätzlich eine Zweiteilung zu beobachten, so Bütter. Das Segment der qualitativ hochwertigen, ESG-konformen Immobilien weise eine recht hohe Stabilität auf. Bei attraktiven Objekten in nachgefragten zentralen Lagen seien Nutzer bereit, auch steigende Mieten zu zahlen. 

Eine eher schwierigere Vermietbarkeit zeige sich hingegen außerhalb des Spitzensegments und bei älteren Immobilien mit Modernisierungsbedarf, "was sich in längeren Vermarktungszeiten und höheren Leerstandsquoten in diesem Segment widerspiegelt und deshalb auch in niedrigeren Renditen", so Bütter.

"Interessante Chancen"
Er glaubt, dass das zuletzt verlangsamte Transaktionsgeschehen ab der zweiten Jahreshälfte etwas anziehen könnte, sofern die Europäische Zentralbank im Sommer zum ersten Mal die Zinsen senkt und sich die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern wieder annähern.

"Insgesamt werden wir 2024 sicherlich mehr Verkäufe beobachten, denn einige Bestandshalter müssen sich aufgrund von Liquiditätserfordernissen – oder weil sich ihre Investments nicht mehr rechnen – von Objekten trennen", erklärte Bütter. "Daraus können sich für eigenkapitalstarke Marktteilnehmer interessante Chancen ergeben." (mb/Bloomberg)