Der Online-Buchhändler Weltbild hat im Juni beim Amtsgericht Augsburg einen Antrag auf Insolvenz gestellt (Az.: IN 534/24). Das Management leite damit eine "grundlegende Sanierung des Unternehmens" ein und werde es "wieder auf die Erfolgsspur bringen", hieß es seinerzeit in der Unternehmensmitteilung. Das Geschäft werde fortgesetzt.

Am Mittwoch vergangener Woche (14.8.) teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Christian Plail von der Kanzlei SGP Schneider Geiwitz dann allerdings mit, dass im gegenwärtigen Marktumfeld und angesichts des notwendigen Investitionsvolumens kein Interessent zu einer Betriebsübernahme bereit sei. "Eine dauerhafte und nachhaltige Betriebsfortführung ist ohne frisches Kapital aufgrund der andauernden Verlustsituation nicht möglich", so Plail. Weltbild werde folglich den Geschäftsbetrieb zu Ende des Monats einstellen.

Der Hauptsitz von Weltbild ist eine Fondsimmobilie
Erst vor zwei Jahren hatte Weltbild neue Geschäftsräume in Augsburg bezogen – als Mieter in der Immobilie des 2022 und 2023 vertriebenen geschlossenen Fonds "Campus – Part of Augsburg Offices" von Hannover Leasing. Weltbild belegt rund 40 Prozent der Fläche der Büroimmobilie und ist damit der Ankermieter im Objekt. Knapp 550.000 Euro beträgt die Jahresnettomiete für den von Weltbild angemieteten Teil. Auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE teilt Hannover Leasing mit, dass Weltbild seit Mai dieses Jahres keine Miete mehr zahlt.

Steffen Weigand, Vertriebsleiter bei Hannover Leasing, sieht die Situation jedoch vergleichsweise entspannt. "Als Mietsicherheit liegt eine Mietbürgschaft über sechs Brutto-Monatsmieten vor, die bisherige Außenstände vollständig abdecken würde", sagt er. Außerdem sei die Fondsgesellschaft auch dann noch kapitaldienstfähig, wenn klar sei, dass der Hauptmieter ausfällt. Einstweilen habe der Insolvenzverwalter die Mietflächen aber noch nicht gekündigt.

Jetzt ist das Vermietungsmanagement gefragt
Der Fonds hat zur Finanzierung des Objekts, dessen Wert zu Ende 2022 auf 41,5 Millionen Euro taxiert wurde, bei der Sparkasse Augsburg ein Darlehen über 20,5 Millionen Euro aufgenommen. Für Zins und Tilgung fallen 2024 und in den kommenden Jahren rund 348.000 Euro pro Jahr an. In einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung von Anfang 2022 kalkulierte Hannover Leasing mit gut 1,6 Millionen Euro Mieteinnahmen für das Jahr 2023. In einer späteren Berechnung wurde der Betrag sogar auf knapp 1,8 Millionen aufgestockt. Insofern scheint es plausibel, dass der Fonds seinen Darlehensverpflichtungen auch ohne die Mieteinnahmen von Weltbild eine Zeit lang wird nachkommen können.

Ob der Fonds jedoch wie bisher vier Prozent pro Jahr an seine Kommanditisten auszahlen kann, wird davon abhängig sein, wie schnell es Hannover Leasing gelingt, einen Anschlussmieter zu vergleichbaren Konditionen zu finden. "Die Flächen befinden sich bereits aktiv in der Nachvermietung. Auf Grund der hohen Flächen- und Standortqualität des Objekts gehen wir davon aus, im Fall eines Auszugs der Hauptmieterin die Mietflächen kurzfristig nachvermieten zu können", gibt sich Weigand optimistisch. (tw)