Die Preiskorrektur bei Wohnimmobilien wird sich fortsetzen, aber nicht mehr lange. Zu dieser Einschätzung kommt Marija Kolak, Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). "Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland dürften 2024 zwar noch weiter nachgeben, aber die Bodenbildung rückt näher aufgrund des hohen Bedarfs", sagte Kolak in einem Interview mit "Bloomberg" in Berlin.

Seit ihrem Höchststand zur Jahresmitte 2022 sind die Preise für Wohnimmobilien um rund sieben Prozent gesunken. Dahinter stand unter anderem die Zinswende, die zu deutlich höheren Kreditkosten geführt hatte. Dadurch ließ die Nachfrage von potenziellen Käufern nach, was auf die Preise drückte. Dieser Effekt scheint sich jedoch allmählich abzumildern. "Wir beobachten, dass die Nachfrage nach privater Wohnimmobilienfinanzierung schon langsam wieder etwas anzieht", erklärte Kolak. "Das gilt besonders mit Blick auf Bestandsimmobilien und Sanierungen."

"Die geltenden Regelungen reichen völlig aus"
Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden ist ihren Worten zufolge ungebrochen. Kolak glaubt, dass viele Kunden ihre Ansprüche dem neuen Umfeld anpassen werden. "Für eine junge Familie bedeutet das beispielsweise, dass die erste Immobilie künftig nicht gleich das Einfamilienhaus sein wird, sondern vielleicht erst einmal eine Eigentumswohnung", erklärte sie.

Von einkommensabhängigen Grenzen bei Wohnimmobilienkrediten, wie sie im Moment diskutiert werden, hält Kolak allerdings nichts. Sie seien unnötig. "Die bereits geltenden Regelungen reichen völlig aus", sagte Kolak. "Gerade in der aktuellen Lage birgt das noch zusätzlichen sozialpolitischen Sprengstoff." Der Gesetzgeber solle Sozialpolitik, Finanzstabilität und Verbraucherschutz gesamthaft betrachten, nicht einzeln. Sie kritisierte zudem, dass sich beim Neubau von Wohnraum zu wenig tue. Das hänge auch damit zusammen, dass die Regulierung die Finanzierung verteuere und es zu viele gesetzliche Vorschriften gebe. Das müsse sich ändern. (Bloomberg/fp)