Der Wohnungsbau in Deutschland stottert, die Stimmung ist im Keller. Das zeigt die jüngste Erhebung des Ifo-Geschäftsklimaindex für den Wohnungsbau, der zuletzt auf minus 54,8 Punkte fiel – der tiefste Stand seit Beginn der Erhebung 1991. Das teilt das in München ansässige Institut mit, welches ferner berichtet, dass immer mehr Unternehmen aus der Bauwirtschaft Projekte stornieren müssen. Im September waren 21,4 Prozent der Firmen betroffen, nach 20,7 Prozent im Vormonat August. "Viele Projekte sind wegen der höheren Zinsen und gestiegenen Baukosten nicht mehr wirtschaftlich umsetzbar. Die Wohnungen, die heute nicht begonnen werden, werden uns in zwei Jahren auf dem Mietmarkt fehlen", sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen.

Auch die Klagen über einen Auftragsmangel in der Branche werden immer lauter, derzeit zeigen sich 46,6 Prozent der Firmen betroffen, nach 44,2 Prozent im August. "Das ist eine Verdreifachung innerhalb der letzten zwölf Monate. Die Entwicklung ist dramatisch", ergänzt Wohlrabe. Die Umfrage sei aber noch vor dem Wohnungsbaugipfel der Regierung Ende September gemacht worden. Es bleibe abzuwarten, ob die angekündigten Maßnahmen den Wohnungsbau beleben können.

Geldgeber halten Portemonnaies zu
Auch die Finanzierer von Immobilien sind aktuell wegen der hohen Zinsen und hohen Kosten zurückhaltend. Der Deutsche Immobilienfinanzierungsindex Difi, den der Branchendienstleister JLL zusammen mit dem Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut erstellt, lag im dritten Quartal bei minus 33,5 Punkten und damit im tiefroten Bereich. Allerdings sei er gegenüber dem Vorquartal etwas gestiegen, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" meldet.

Insbesondere für Gewerbeimmobilien seien die Aussichten nicht gut, sodass sich Geldgeber zurückhalten. Vielerorts sinken die Bewertungen von Gebäuden, so die "FAZ". Parallel führe der Trend zum Homeoffice zu teils hohen Leerständen. Damit steigt die Gefahr, dass einige Kreditnehmer ihre Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen können. Hinzu komme, dass die Aufsicht die Gangart verschärft, die Europäische Zentralbank etwa befürchtet, dass Banken zu zögerlich damit sind, Risikovorsorge für Immobilienkredite zu bilden, schreibt die Zeitung. (jb)