Der Vorstandsvorsitzende der Allianz, Oliver Bäte, hat sich klar gegen die Pläne der SPD ausgesprochen, ein Krankenversicherungssystem für alle Bürger einzuführen. Dies berichtet die "Rheinische Post". "Wir können uns nicht dauerhaft von Leuten, die zu wenig vom Fach verstehen, sagen lassen, was wir haben dürfen", erklärte Bäte am Montag bei einem Lesersymposium, das die Düsseldorfer Tageszeitung veranstaltete. "Wir brauchen Vielfalt in diesem Land und keine DDR 2.0", konstatierte der Allianz-Chef.

Bäte wendet sich gegen die Forderungen des stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzenden und Gesundheitsexperten Karl Lauterbach. Dieser hatte im November 2017 für eine "Bürgerversicherung mit einem gemeinsamen Versicherungsmarkt ohne Zwei-Klassen-Medizin" plädiert. Dabei würden sich die Beiträge der Versicherten an der Höhe ihres Einkommens bemessen, allen würde derselbe Leistungskatalog zur Verfügung stehen.

Im Sondierungspapier, das Union und SPD am vergangenen Freitag präsentiert haben, kommt das Wort Bürgerversicherung zwar nicht mehr vor. Teile der SPD wollten darüber in möglichen Gesprächen über eine neue Große Koalition jedoch nachverhandeln.

Unsinn ohne Grenzen
"Dem Unsinn, den Politiker und manchmal auch Manager produzieren, sind keine Grenzen gesetzt", sagte Bäte der "Rheinischen Post" zufolge. Für ein funktionierendes Gesundheitssystems in Deutschland seien eine hochwertige medizinische Versorgung und der Zugang zu Leistungen zu einem angemessenen Preis notwendig. Bei der Lebensversicherung sehe er aufgrund des dauerhaften Niedrigzinsniveaus derzeit allerdings keine Möglichkeit, Produkte mit garantiertem Zins anzubieten.

Auch hinsichtlich der fortschreitenden Digitalisierung fand der Allianz-Chef klare Worte. "Es wird nur eine ganz kleine Kundengruppe geben, die komplett auf persönliche Beratung verzichten will und alles digital macht", erklärte er. Trotz Sprachassistenten wie Alexa oder Siri seien die Chancen für persönliche Beratung nie größer gewesen als heute. Versicherungsvertreter werde es auch in 20 Jahren noch geben, sagte Bäte.

Keine Angst vor Amazon, Google & Co
Er gehe nicht davon aus, dass große amerikanische Internetkonzerne wie Amazon in der hiesigen Versicherungsbranche Fuß fassen und künftig zunehmend auch Auto-, Lebens- oder Rentenversicherungen vertreiben werden. "Google verdient so viel Geld mit Werbung, dass die paar Euro, die sie mit der Vermittlung einer Versicherung verdienen könnten, in keinem Verhältnis stehen zu den Haftungsrisiken, die das Unternehmen dafür übernehmen muss", sagte Bäte. Es bereite ihm aber große Sorgen, dass sich Amazon und andere große Digitalunternehmen nicht an geltende Datenschutz-Gesetze hielten.

Deutsche Unternehmen und die Politik müssten sich daher überlegen, wie mit den neuen Wettbewerbern umzugehen sei. "Natürlich brauchen wir erheblich mehr Innovationen", so Bäte. "Aber wir brauchen auch eine Standortstrategie für Deutschland und Europa, sonst werden uns irgendwann die Amerikaner oder noch eher die Chinesen beherrschen", sagte er. (am)