Die Preise für eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) werden in diesem Jahr sehr wahrscheinlich aufgrund der Rechnungszinssenkung steigen – wie auch in der Risiko-Lebensversicherung. "Aber der Preis ist nur ein Teilbereich, aufgrund dessen man eine Anbieterauswahl treffen sollte", so Michael Hauer, Geschäftsführer des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP), das kurz vor Weihnachten sein neuestes BU-Rating vorgelegt hat.

Untersucht wurden 48 Tarife in der selbstständigen Berufsunfähigkeitsversicherung (SBU) von 44 Anbietern anhand von über 100 Kriterien. Wie in den vergangenen Jahren seit dem Start des Ratings 2016 wurden die Tarife in den ausgewählten Teilbereichen Unternehmensqualität (20 Prozent des Gesamtergebnisses), Preis/Leistung (50 Prozent), Flexibilität (20 Prozent) und Transparenz (10 Prozent) geprüft.

Gruppe der Besten wird größer
Um nicht nur ein reines Bedingungsrating vorzulegen und möglichst realistische Ergebnisse zu liefern, berücksichtigt das IVFP zudem unterschiedliche Musterfälle. Dazu wurden die jeweils optimalen Tarife für die folgenden sechs Berufsgruppen ermittelt: kaufmännische Berufe, Selbstständige, Studenten, Auszubildende, medizinische Berufe sowie Handwerker. Ergebnis: Neun Versicherer schafften für alle sechs Berufsgruppen die Höchstnote "exzellent": Allianz, Alte Leipziger, Basler, Dialog, Hannoversche, HDI, LV 1871, Swiss Life sowie Volkswohl Bund. Ein Jahr zuvor war diese Spitzenleistung nur der Allianz für alle Professionen gelungen.

Dies ist aber nur ein Ausschnitt an soliden Angeboten, denn in den einzelnen Berufsgruppen konnten teils deutlich mehr Anbieter überzeugen. Bei den kaufmännischen Berufen erhielten beispielsweise gleich 18 Tarife von 16 Anbietern die Höchstnote. Die Ergebnisse können auf der IVFP-Website abgerufen werden (externer Link). Dabei wird nach Service- und nach Direktversicherern unterschieden. Publiziert werden jedoch nur Anbieter beziehungsweise Tarife, die die Noten "exzellent", "sehr gut" und "gut" bekommen haben.

Kompetenz-Kriterium zählt
Das IVFP ermittelt neben den besten Tarifen in seinem SBU-Rating seit 2018 auch alle zwei Jahre die kompetentesten BU-Versicherer. Das BU-Kompetenz-Rating ist eine interaktive Analyse, bei der nicht-öffentliche, sensible Daten direkt von den Gesellschaften an das IVFP geliefert werden. Im Rating werden die Versicherer anhand von über 70 Einzelkriterien auf Herz und Nieren bewertet.

Die Gesamtbewertung ergibt sich aus vier Teilbereichen: Dem Geschäft und der Leistungsprüfung mit einer Gewichtung von jeweils 30 Prozent sowie der Antragsprüfung und dem Service mit jeweils 20 Prozent. Das Ergebnis für 2020 (externer Link): Fünf der sieben untersuchten BU-Versicherer erhielten die Höchstnote (exzellent): Axa, HDI, LV 1871, Swiss Life und Zurich. Sehr gute Noten bekamen Stuttgarter und Volkswohl Bund.

Enge Auswahl
I​nsgesamt wurden gerade mal zwölf BU-Versicherer durchleuchtet, was die Frage aufdrängt, weshalb so wenige Anbieter bewertet wurden. Das begründet IVFP-Chef Hauer so: Es gehe nicht nur um eine reine Abfrage von Kriterien, sondern bei den Fragen inhaltlich um Tiefe, verbunden mit intern beachtlichem Aufwand. "Die Ressourcen dafür sind aktuell nicht bei allen Versicherern vorhanden."

Dass nicht alle Ergebnisse veröffentlicht werden, habe unterschiedliche Gründe. Manchmal war die Ermittlung aller notwendigen Daten nicht möglich, manchmal waren die Ergebnisse zu schlecht. "Unser Prinzip ist, es in Ratings generell nur Gesellschaften zu benennen, die mindestens eine gute Gesamtnote schaffen", so Hauer. (dpo)