Dass die Überschussbeteiligungen für Lebensversicherungen insgesamt sinken, ist keine Überraschung. Dass die durchschnittliche Verzinsung der Lebenspolicen mit einem alternativen Garantiemodell dabei sogar hinter denen der klassischen Lebensversicherungen zurückfällt, dagegen schon. Zudem gewähren immer mehr Anbieter bei diesen auch "Neuen Klassik" genannten Policen nicht einmal eine Garantie der eingezahlten Beiträge.

Die jährliche Analyse zur Überschussbeteiligung deutscher Lebensversicherer, welche die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur zum fünfzehnten Mal in Folge vorgestellt hat, bringt es an den Tag. Die Studie berücksichtigt die Tarife von 52 Unternehmen, die einen Marktanteil von 78 Prozent haben, wie die in Köln ansässige Ratingagentur in einer Pressemitteilung schreibt.

"Wie erwartet hat die laufende Verzinsung 2017 einen neuerlichen historischen Tiefstand erreicht", sagte Assekurata-Geschäftsführer Reiner Will. In der klassischen privaten Rentenversicherung gewähren die Unternehmen im Durchschnitt eine laufende Verzinsung in Höhe von 2,61 Prozent. Gegenüber 2016 (2,86%) ging die Zinsdeklaration somit um 25 Basispunkte zurück (siehe Tabelle). Die höchste laufende Verzinsung gewähren momentan die Neue Bayerische Beamten Lebensversicherung AG sowie die Deutsche Ärzteversicherung AG mit jeweils 3,05 Prozent.

Quelle: Assekurata

Höhere Rendite bei "Neuer Klassik"
Die Produkte der Neuen Klassik seien 2017 im Vergleich zur "Alten Klassik" sogar in noch deutlicherem Umfang von der Senkung der Überschussbeteiligung betroffen. "Angesichts der reduzierten Garantien und des bestehenden Wettbewerbsumfeldes überrascht diese Entwicklung", kommentiert Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. Für 2016 liegt die laufende Verzinsung der Neuen Klassik im arithmetischen Mittel der betrachteten Tarife bei 2,44 Prozent (Vorjahr: 2,84%) und damit 0,17 Prozentpunkte unterhalb der Klassik.

Bei Betrachtung der Beitragsrendite nivelliere sich dieser Unterschied allerdings: Sie liegt für den Assekurata-Mustervertrag mit 25 Jahren Aufschubzeit in der Neuen Klassik mit durchschnittlich 2,46 Prozent etwas höher als in der Klassik (2,39%), obgleich die Effektivkosten mit 1,02 Prozent oberhalb der Klassik (0,79%) liegen. "Die neuen klassischen Policen sind hinsichtlich der Überschussverwendung jedoch nicht einheitlich konzipiert, was den tarifübergreifenden Vergleich von Beitragsrenditen hier erschwert", gibt Heermann zu bedenken (siehe Tabelle).

Quelle: Assekurata

Hinsichtlich der Kosten dürfte sich so schnell auch nichts ändern. Die Bundesregierung hat nach Medienmeldungen auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion "Die Linke" lediglich mitgeteilt, dass das Lebensversicherungsreformgesetz mit dem Stichtag 1. Januar 2018 unter die Lupe genommen werden soll. Vorher werde sich hinsichtlich der Regulierung der Lebensversicherer nichts ändern.

Anbieter weichen Beitragsgarantie immer mehrt auf
Die Experten stellen zudem fest, dass die teilnehmenden Versicherungsgesellschaften immer mehr von einem vollständigen Erhalt der eingezahlten Beiträge in der Neuen Klassik abrücken. Bei mehr als einem Drittel der neuen klassischen Tarife sei kein solcher mehr zum Ende der Ansparphase verankert. Die Abwägung zwischen Bruttobeitragsgarantie und Renditechance geht damit vermehrt zu Lasten der Garantie. "Die Diskussionen und der Wettbewerb um Garantien werden an Fahrt gewinnen", schlussfolgert Heermann daraus.

Nach Auffassung von Assekurata müssen Bestandskunden auch in Zukunft im konventionellen Geschäft mit niedrigen Überschüssen beziehungsweise noch weiter sinkenden Renditen rechnen. Daran würde auch ein Anstieg des Zinsniveaus an den Kapitalmärkten kurzfristig nichts ändern. "Im Neugeschäft sind allerdings große Unterschiede zwischen den Anbietern festzustellen", fasst Will die Ergebnisse zusammen. "Kunden, die eine Lebensversicherung neu abschließen wollen, ist daher mehr denn je anzuraten, sich vorab intensiv mit der Anbieterqualität zu befassen." (jb)