Die Ergo Versicherung denkt darüber nach, die hundertprozentigen Beitragsgarantien bei privaten Lebenspolicen zu streichen. "Wir können nicht ausschließen, uns mittelfristig von der kompletten Beitragsgarantie bei den Lebenspolicen sukzessive zu verabschieden", sagt Ergo-Vorstandschef Markus Rieß in einem Interview mit dem "Handelsblatt". Diese vollständige Garantie passe nicht mehr in die Zeit. Rieß meint damit die seit mehr als zehn Jahren bestehenden Niedrigzinsen, die es der Assekuranz mittlerweile so gut wie unmöglich macht, auskömmliche Renditen für die Kunden zu erwirtschaften.

Der zweitgrößte deutsche Versicherer ist damit nach Branchenführer Allianz die nächste Gesellschaft, die die hundertprozentigen Garantien infrage stellt. Die Allianz Leben hatte vor rund fünf Wochen angekündigt, ab kommendem Jahr für die Produkte "Komfort Dynamik", "Investflex" und "Indexselect" nur noch Garantieschwellen von 90, 80 oder 60 Prozent zu bieten. Für ihr Vorsorgekonzept "Perspektive" offeriert die Allianz standardmäßig ein Garantieniveau von mindestens 90 Prozent. Weiterhin ein Garantieniveau von 100 Prozent ist nur bei Riester-Verträgen und der Beitragszusage mit Mindestleistung in der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) vorgesehen. Das frei gewordene Kapital will die Allianz in Aktien und alternative Investments anlegen.

Arbeit an Run-off-Plattform geht weiter
"Es ist also möglich, dass es in die Richtung gehen kann, generell beispielsweise nur noch 80 Prozent der eingezahlten Beiträge bei neuen Lebenspolicen zu garantieren – was mehr Risiko, aber auch mehr Chancen für die Versicherten bedeutet", so Rieß im Handelsblatt weiter. Er betont zudem, dass sein Haus den Vertrieb von Versicherungen mit einer garantierten Mindestverzinsung ohnehin schon vor einigen Jahren eingestellt hat.

Die Ergo hat vielmehr eine eigene interne Abwicklungs- oder Run-off-Plattform aufgebaut, die später auch die Altbestände anderer Versicherer weiterführen könnte. "Ja, wir sind in Gesprächen, aber noch ist es zu früh, um konkret zu werden. Wir übertragen zunächst unsere eigenen klassischen Policen auf die neue Plattform", so Rieß gegenüber der Wirtschaftszeitung. (jb)