Der Ausschuss für Finanzstabilität beim Bundesfinanzministerium hat im seinem vierten Bericht vor den Folgen des dauerhaften Niedrigzinsniveaus für die deutschen Lebensversicherer gewarnt. "Es besteht die Gefahr, dass die erwirtschafteten Erträge nicht mehr ausreichen, um den langfristigen Verpflichtungen nachzukommen", schreiben die Experten.

Mehrere Lebensversicherer hätten sich bereits dafür entschieden, in einen sogenannten "Run-Off" zu gehen, das heißt, sie stellen ihr Neugeschäft ein und wickeln den Versicherungsbestand ab. Mittlerweile seien gut acht Prozent der versicherungstechnischen Rückstellungen der gesamten Lebensversicherungsbranche in einem Run-Off, heißt es in dem Bericht.

Run-Off kann Risiken verringern
In der Einstellung des Neugeschäfts erkennen die Finanzexperten eine Möglichkeit für die Versicherer, Kosten zu senken und Risiken zu verringern. Die mit einem Run-Off verbundene Konsolidierung könne die Risikotragfähigkeit der Branche erhöhen und damit für mehr Stabilität im deutschen Finanzsystem insgesamt sorgen. Denn angeschlagene Versicherer stellten hier eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar.

Lebensversicherer und Altersvorsorgeeinrichtungen sind als Investoren an den Kapitalmärkten tätig und mit anderen Finanzintermediären verflochten. Daher könnten sie Risiken auf das übrige Finanzsystem übertragen, heißt es in dem Bericht. Zudem erfüllten Versicherungsunternehmen eine für die Finanzstabilität kritische Funktion, weil sie Unternehmen, Finanzinstitute, private Haushalte und staatliche Stellen gegen finanzielle Risiken absichern. "Ein Ausfall dieser Funktion träfe die Realwirtschaft unmittelbar", schreiben die Experten des Ausschusses. (am)