Die Dienstunfähigkeitsklausel (DU-Klausel) in der Berufsunfähigkeitsversicherung ist für Beamte im Ernstfall das Zünglein an der Waage. Echt oder unecht, das ist hier die Frage. "Ein dienstunfähiger Beamter ist nicht unbedingt auch schon berufsunfähig", sagt Philip Wenzel vom Versicherungsmakler BSC Neutrale Allfinanz-Vermittlung, der sich auf die Zielgruppe Beamte spezialisiert hat und auch mit dem Endkundenportal Worksurance aktiv ist. Beamte sollten daher bei der Wahl der BU-Police nicht nur auf Beitragsstabilität bei guter Leistung achten, sondern auch darauf, dass bei DU geleistet wird.

Wenn Beamte aufgrund gesundheitlicher Gründe zur Erfüllung ihrer Dienstpflichten dauernd unfähig sind, "können" sie von ihrem Dienstherrn für dienstunfähig erklärt werden. In der Entscheidung, wann der Dienstherr eine Dienstunfähigkeit ausspricht, ist er weitgehend frei. Im Gegensatz zur Berufsunfähigkeit (BU) ist für Dienstunfähigkeit (DU) kein bestimmter Grad einer Einschränkung notwendig. "Bei großzügiger Entscheidung des Dienstherrn ist es von Vorteil, wenn sich der private BU-Versicherer dessen Urteil anschließt, im umgekehrten Fall wäre die Anwendung des BU-Begriffs vorteilhaft", erklärt Michael Franke, Chef des Analysehauses Franke und Bornberg (externer Link).

Nur wenige BU-Versicherer mit DU-Klauseln
Laut Statistischem Bundesamt wurden 2019 von 63.500 Neupensionierten allein 16 Prozent wegen DU in den Ruhestand versetzt. Das Durchschnittsalter dabei betrug knapp 57 Jahre. Aktuell bieten laut Franke und Bornberg nur 20 Gesellschaften DU-Klauseln an: Allianz, Bayern-Versicherung, Condor, DBV, Debeka, die Bayerische, Ergo Vorsorge, Generali, Hanse Merkur, HUK-Coburg, LVM, Nürnberger, Öffentliche Leben Braunschweig, Provinzial Rheinland, R+V, Signal Iduna, Universa, VRK (Versicherer im Raum der Kirchen), Württembergische sowie WWK.

"Eine gute DU-Klausel erkennt man daran, dass sie Versicherten tatsächlich ein vereinfachtes Leistungsanerkenntnis bietet", so Franke. Dabei verzichten einige Versicherer sogar auf ein eigenes Überprüfungsrecht, wenn ein Dienstherr die DU festgestellt hat. Ist dies der Fall, liegt eine "echte" oder zumindest "eingeschränkt echte" DU-Klausel vor. Eingeschränkt bedeutet: Der Versicherer erkennt eine DU ausschließlich aus gesundheitlichen Gründen an, kann also zumindest diesen Sachverhalt überprüfen.

Warum eine "unechte" DU-Klausel schlecht ist
Dagegen ist eine "unechte" DU-Klausel schlecht. Dann darf der Versicherer neben dem Vorliegen von DU auch prüfen, ob die Beeinträchtigung ursächlich für die Nichterfüllung der Dienstpflicht ist. "Somit kann ein Versicherer zu einer abweichenden Einschätzung gegenüber dem Dienstherrn kommen, was unter Umständen bedeutet, dass keine Leistungen erbracht werden", weiß Franke. Da behält sich der Versicherer trotz der Bescheinigungen noch ein eigenes Prüfrecht vor (wie bei einer BU), hat jedoch die Beweislast, dass eine DU nicht vorliegt, wenn der Beamte die Ruhestandsversetzung und das amtsärztliche Zeugnis eingereicht hat (anders als bei einer BU).

Franke und Bornberg hat 13 Versicherer mit "echter" oder "eingeschränkt echter" DU-Klausel und mit gleichbleibender Rentenhöhe aufgelistet. Am besten schneiden Allianz, DBV, die Bayerische und Signal Iduna ab – siehe Tabelle.

 

Quelle: Franke und Bornberg; Stand: Juni 2022

 

Damit bestätigt das Analysehaus annähernd auf den Punkt die Ergebnisse der Recherchen von FONDS professionell, die in Ausgabe 01/2022 mit Hilfe von Versicherungsmakler Philip Wenzel erschienen waren. Wenzel hatte in einer Analyse diese Anbieter hervorgehoben (in alphabetischer Reihenfolge): Allianz, Condor, DBV und die Bayerische (Tarif "Komfort"). "Niemand sollte aber die DU-Klausel überbewerten, denn sie vereinfacht zwar den Leistungsfall, doch wichtiger ist eine insgesamt leistungsstarke BU-Police", gibt Wenzel seinen Berufskollegen mit auf den Weg.

Flut guter Bewertungen bei Morgen & Morgen
Auch das Analysehaus Morgen & Morgen (M&M) hat im Juni DU-Angebote bewertet. Wie so häufig bei M&M gab es dabei eine regelrechte Flut von Spitzen-Bewertungen. 15 der 22 Tarife von 18 Versicherern erhielten die Top-Auszeichnung von fünf Sternen. "Auf eine 'echte' DU-Klausel legen wir im Rating höchsten Wert", sagt Andreas Ludwig, Bereichsleiter Rating & Analyse. Bewertet wurde die Qualität der Bedingungen. "Preise spielen keine Rolle – die muss der Vermittler bei der Beratung natürlich hinzuziehen", so Ludwig weiter. Höhere Bedingungsqualität gehe in der Regel mit höheren Prämien einher.

Die Top-Bewertungen von vier und fünf Sternen bei M&M setzen drei Mindestkriterien voraus: Es muss eine "echte" DU-Klausel sein, sie muss vollständig sein (also auch für Beamte auf Probe oder auf Widerruf gelten), und der Versicherer muss auf unübliche Einschränkungen verzichten. (dpo)