Als größtes Risiko für den Verlust der Arbeitskraft sehen die Deutschen eine dauerhaft ungesunde Körperhaltung an (43,2 Prozent), gefolgt von hohem Leistungsdruck (36,1 Prozent). Dies ergab eine Onlinebefragung, die die Marktforschungsgesellschaft Toluna im Auftrag des F.A.Z.-Institutes und der Gothaer Versicherung kürzlich unter 1.000 Berufstätigen im Alter von 16 bis 50 Jahren vorgenommen hat.

Gehen Grundfertigkeiten verloren, droht ebenfalls der Verlust der Arbeitskraft. Gutes Sehvermögen und klarer Verstand sind für die Befragten die wichtigsten Grundfähigkeiten, um ihren Beruf ausüben zu können. Die meisten von ihnen sehen sich außerstande, weiter zu arbeiten, wenn sie nicht mehr oder kaum noch sehen (65,4 Prozent) oder nicht mehr klar denken können (64,5 Prozent). Frauen sehen den Verlust von Grundfähigkeiten dabei als schwerwiegender an als Männer.

Psychische Erkrankungen: Risiko realistisch eingeschätzt
Jeder Zweite befürchtet bei psychischen Erkrankungen das berufliche Aus. "Das deckt sich mit unseren Erfahrungen", sagt Maike Gruhn, Leiterin Produkt- und Innovationsmanagement bei der Gothaer. "Als Versicherer sind wir gefragt, nicht erst im Leistungsfall tätig zu werden, sondern auch schon im Sinne von Prävention unseren Kunden Angebote zu machen."

Gleich nach den psychischen Leiden kommen laut Studie Unfälle als berufsgefährdendes Risiko (47,3 Prozent aller Befragten). Dahinter folgen Nervenerkrankungen (44,7 Prozent), an vierter Stelle liegen Erkrankungen im Skelett- und Muskelbereich (43,8 Prozent). All dies ist nicht überraschend, so die Gothaer. Allerdings sichern nur 38 Prozent der Befragten ihr Risiko über eine Berufsunfähigkeitsversicherung ab.

Krankenversicherung weit überschätzt
Erstaunlich: 43,6 Prozent der Befragten versuchen, den Verlust der Arbeitskraft über die Basis-Krankenversicherung abzusichern. "Damit wird der Vorsorgebedarf verfehlt, denn ausfallende Arbeitsentgelte können so nicht dauerhaft abgesichert werden", sagt Gruhn. Recht hat sie, denn die erste Lücke entsteht nach Ende der sechswöchigen Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber. Die anschließende Krankengeldzahlung durch die gesetzliche Krankenversicherung, die für 72 Wochen erfolgt, gleicht nur 80 Prozent des Nettolohnes aus. "Die zweite Lücke ergibt sich bei längerer Krankheit, denn die Erwerbsminderungsrente der gesetzlichen Rentenversicherung zahlt noch weit weniger als das Krankengeld", so Gruhn. 

Neben der finanziellen Unterstützung im Leistungsfall erwarten die Berufstätigen vor allem Angebote zu Pflegeleistungen von ihrem Versicherer (47,7 Prozent), wenn sie langfristig oder dauerhaft nicht mehr imstande sind zu arbeiten. Auch das Angebot einer Unterstützung im Haushalt und in der Familie stößt auf großes Interesse (43,4 Prozent). Die Organisation von stationärer Behandlung oder Reha-Maßnahmen sind mit 36,4 Prozent ebenfalls gefragt.

Nur leistungsstarke BU-Police hilft
Das Anforderungsspektrum können die Versicherer derzeit am besten und umfangreichsten mit einer leistungsstarken Berufsunfähigkeitsversicherung abdecken, die auch im Pflegefall finanziell aufkommt. Das Produkt ist beratungsintensiv, zumal die Gesundheitsfragen sehr streng sind. Bei angegriffener Gesundheit oder als riskant und damit teuer eingestuftem Beruf können Grundfähigkeits- oder Dread-Disease-Policen sinnvoll sein.

Solche Multi-Risk-Policen kombinieren die Absicherung der biometrischen Risiken Tod, Unfallinvalidität, schwere Krankheiten, Verlust von Grundfähigkeiten und Pflegebedürftigkeit in unterschiedlicher Weise. Nicht die – oft ungewisse oder gar umstrittene – Unfähigkeit zur Berufsausübung und deren vermutliche Fortdauer lösen die Leistungen aus, sondern die eindeutige medizinische Diagnose (Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall) beziehungsweise deren Folgen (Versagen von Grundfähigkeiten). Ein großes Manko der Muti-Risk-Policen besteht allerdings darin, dass sie beim häufigsten BU-Auslöser, den psychischen Erkrankungen, nicht oder kaum leisten.

Erwerbsunfähigkeits-Police allenfalls ein Alibi
"Über 30 Millionen Berufstätige haben keinen privaten Schutz ihrer Arbeitskraft", sagt Michael Franke, Geschäftsführer des Analysehauses Franke und Bornberg. Dabei würden drei Viertel der Anträge der BU-Versicherten auf Berufsunfähigkeitsleistung anerkannt, sagt Franke mit Blick auf eigene Untersuchungen bei den Versicherern. Überschätzt werden jedoch aus Kundensicht private Erwerbsunfähigkeitsversicherungen. Die zahlen erst, wenn der Kunde auf keinerlei Tätigkeit am Arbeitsmarkt mehr verwiesen werden kann. (dpo)