Das diesjährige Rating "PKV-Beitragsstabilität" des Analysehauses Morgen & Morgen (M&M) zeigt, dass die Beiträge im Neugeschäft der PKV-Tarife mit durchschnittlich 2,53 Prozent weiterhin leicht steigen. Die unterschiedlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie zeigen aktuell noch keinen Einfluss.

Es ist das dritte Rating nach 2018 und 2019, bei dem die Unisex-Tarife der privaten Kranken-Vollversicherung (PKV) auf Stabilität geprüft wurden. Das Rating gibt es zwar schon seit 2006. Doch nachdem die Gesellschaften ab Dezember 2012 Unisextarife anbieten mussten, war eine exakte Beitragshistorie der jeweils letzten fünf Jahre und damit eine seriöse Bewertung der historischen Beiträge nicht mehr möglich, heißt es bei M&M. Am Markt gab es plötzlich ausschließlich neu kalkulierte Tarife. In den ersten Folgejahren fielen die Beitragsanpassungen entsprechend sehr gering aus, während bei den früheren Bisex-Tarifen 5,0 Prozent Beitragserhöhung pro Jahr üblich waren.

The Trend is not your friend
Im Rating-Jahrgang 2021 werden wiederum alle Neugeschäftsbeiträge und Beitragsanpassungen (BAP) der PKV-Tarife marktweit verglichen und zu einer Bewertung pro Tarifkombination aggregiert. Es werden nur Tarife bewertet, die bereits seit mindestens fünf Jahren auf dem Markt sind.

Ergebnis: Die Beiträge im Neugeschäft sind mit 2,53 Prozent im Durchschnitt vergleichsweise stark gestiegen. Im Vorjahr gab es im Neugeschäft 1,77 Prozent Beitragssteigerung, 2019 waren es 1,68 Prozent und im ersten Ratingjahrgang 2018 nach Einführung der Unisex-Tarife nur 1,44 Prozent. "Die steigende Tendenz der Beiträge im Neugeschäft lässt sich sich mit den langsam alternden Beständen der Unisex-Tarifgeneration und dem medinzinischen Fortschritt begründen", sagt Thorsten Bohrmann, Senior Versicherungsanalyst bei M&M, und prognostiziert eine Fortsetzung dieses Trends.

Die jungen Unisex-Tarife kommen in die Jahre
Begründung: Die starke Entspannung der Beitragsentwicklung im PKV-Neugeschäft der vergangenen Jahre war vor allem der Einführung der neuen Unisex-Tarifgeneration 2012 zu verdanken. Nun kommt die junge Tarifgeneration langsam in die Jahre und mit zunehmendem Alter der Tarife steigen die Beiträge.

"Das Niveau der Bisex-Tarife mit fünfprozentigen Anpassungen pro Jahr ist aber noch lange nicht erreicht", gibt sich Bohrmann optimistisch. Die Verteilung innerhalb der Rating-Bewertung bestätige diese Tendenz. Fünf-Sterne-Tarife, die nur eine sehr geringe Anpassung der Beiträge vornehmen, sinken in der Anzahl. Wie bereits in den Vorjahren gebe es eine leichte Verschiebung in der Sterneverteilung nach unten. "Mit 317 vier- und fünf-Sterne-Tarifen von 808 Tarifen insgesamt zeigt sich aber nach wie vor ein großer Teil sehr stabil", betont der Analyst.

Auffälligkeiten im Rating
Mit großer Spreizung zwischen einerseits stabilen und andererseits stark steigenden Beiträgen bewegt sich die Tarifpalette laut Rating insbesondere bei Allianz, Axa, Inter, R+V, Signal Iduna, Universa und der Versicherung im Raum der Kirchen (VRK). Die DEVK dagegen hat ihre Unisex-Vollkostentarife in den letzten fünf Jahren am wenigsten verteuert und bekam rundweg ausgezeichnete Noten.

Das Thema Beitragsanpassung ist eine der wohl größten Herausforderungen im Rahmen der PKV-Beratung. Oft besteht die Sorge der Kunden, im Alter einen hohen Beitrag zahlen zu müssen, da zu den gestiegenen Beiträgen noch der Wegfall des Arbeitgeberanteils hinzukommt. Die Versicherer bieten daher sogenannte Beitragsentlastungstarife an, die den Gesamtbeitrag um einen individuell wählbaren prozentualen Anteil im Rentenalter entlastet, meist von gut 45 bis 50 Prozent.

Assekurata sieht noch höhere Anpassungen
Kürzlich war der "PKV-Marktausblick 2021/2022" der Rating-Agentur Assekurata bezüglich der BAP kritischer ausgefallen. "Bereits zu Beginn 2021 hatten die Gesellschaften die Beträge auch in der Vollversicherung marktweit so stark angepasst wie seit 2010 nicht mehr", berichtet Gerhard Reichl, Fachkoordinator Krankenversicherung. Im Durchschnitt der von Assekurata bewerteten Krankenversicherer gingen die Bestandsbeiträge im Beihilfesegment um 5,7 Prozent und im Nicht-Beihilfebereich um 7,7 Prozent hoch.

Marktführer Debeka hatte bereits zu Jahresbeginn drastische Erhöhungen durchgesetzt. "Nachhaltige Ruhe an der Beitragsfront ist vorerst nicht in Sicht, schon allein aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase", mahnt Assekurata-Geschäftsführer Reiner Will. Nach einem BGH-Urteil müssten Beitragserhöhungen jedoch genauer begründet werden.

Pandemiefolgen noch nicht klar absehbar
"Das deutsche Gesundheitssystem hat sich in Zeiten der Pandemie aber durchaus bewährt und der Versichertenstatus bei der Behandlung keine Rolle gespielt", so Will. Für 2021 erwartet Assekurata in der PKV-Vollversicherung keine wesentlichen Veränderungen.

Das sieht M&M ähnlich. Pandemiebedingt höheren Ausgaben im Bereich von Prävention, Hygienemaßnahmen oder Tests standen verminderte Ausgaben, etwa aufgrund aufgeschobener Behandlungen, gegenüber. Insgesamt wurden weniger Gesundheitsleistungen in Anspruch genommen. Die PKV rechnet allerdings mit einem verzögerten Anstieg der Leistungsausgaben in den kommenden Jahren und hat diesbezüglich mit der Bildung von Schadenrückstellungen reagiert, beobachtet Bohrmann. (dpo)


Das komplette Rating und die Erläuterung gibt es auf der M&M-Homepage.