Die betriebliche Krankenversicherung (bKV) wächst weiter dynamisch. Ende 2022 haben rund 22.300 Unternehmen ihren Mitarbeitern betriebliche Kranken- oder Pflegeversicherung angeboten (2021: 18.200). Seit 2015 hat sich die Zahl der Betriebe mehr als vervierfacht, berichtet der PKV-Verband. Gezählt werden übrigens nur die Arbeitgeber, die die Beiträge für ihre Mitarbeitenden vollständig tragen.

Mit der Zahl der Unternehmen steigt auch die Zahl der Beschäftigten, die von einer solchen Absicherung profitieren, kontinuierlich. Ende 2022 waren es knapp 1,8 Millionen (2021: 1,58 Millionen). Im Jahr 2015 waren es erst 570.000 Versicherte gewesen, auch weil steuerliche Nachteile die bKV bis 2019 ausgebremst hatten.

Tiefere Analyse insbesondere bei Zahnzusatz
Beim bKV-Update 2023 des Hamburger Analysehauses Ascore Analyse, ein Zusammenschluss von Ascore Das Scoring und Softfair Analyse, wurden über 250 Tarife in 14 bKV-Kategorien auf den neuesten Stand gebracht (2022: 222 Tarife). Erstmals ist auch die Continentale Krankenversicherung dabei berücksichtigt. Generell neue Kriterien erhielten im diesjährigen Update alle Bereiche, in denen die Zahnleistungen bewertet werden. Diese enthalten nun – analog zu Zahnzusatzversicherung – eine detailliertere Darstellung der Zahnstaffel sowie eine zusätzliche Abfrage zur Erstattung für zahnaufhellende Maßnahmen (Bleaching), heißt es in einer Ascore-Mitteilung.

Die Anzahl der am Markt angebotenen Budgettarife habe sich seit Einführung des Produkt-Scorings für die bKV-Budgettarife durch Ascore 2022 deutlich erhöht. So wurde der Tarifbereich bKV-Budget (Ambulant, Zahn) ausgeweitet: Nun sind 25 Tarife abgebildet (2022: 13). Bei einem Budgettarif können alle versicherten Leistungen ab dem ersten Tag der Versicherung so lange und oft in Anspruch genommen werden, bis die tariflich vereinbarten Höchstbeträge ("Budgets") aufgebraucht sind. Hintergrund: Im Rahmen der bKV schließt der Arbeitgeber mit einem privaten Krankenversicherer über einen Gruppenvertrag für seine Belegschaft eine Zusatzpolice ab.

Budgettarife weiter auf dem Vormarsch
Gesetzlich Kranken- und Pflegeversicherte kommen damit in den Genuss umfangreicherer medizinischer Leistungen als die gesetzlichen Kassen ansonsten gewähren würden. Meist ist das Preis-Leistungs-Verhältnis bei Gruppenverträgen sehr gut. Zudem gibt es keine oder nur vereinfachte Gesundheitsprüfungen und auch Vorerkrankungen sind vielfach mitversichert. Im Gegensatz zu privaten Einzelversicherungen gibt es auch keine Wartezeiten.

"Wir erwarten weiter eine zunehmende Bedeutung der Budgettarife, welche aufgrund ihrer Flexibilität, Transparenz und Leistungsvielfalt eine attraktive Lösung zur Absicherung der Kollektive darstellen", sagt Maryna Bibik, Teamleiterin Krankenversicherung bei Ascore Analyse. Im Vergleich zu früheren bKV-Budgettarifen bieten die jüngeren Angebote in dieser Produktkategorie in der Regel mehr Leistungen. Daher wurden von Ascore weitere Kriterien aufgenommen und bewertet. So beinhaltet der Kriterienkatalog bKV-Budget (Ambulant, Zahn) nun auch den Leistungsbereich "Ambulante Vorsorge", der einen Vergleich der Leistungen für Vorsorgeuntersuchungen, Schutzimpfungen sowie Präventionskurse beinhaltet.

Die besten Budgettarife
Die höchste Bewertung (6 Kompasse) bei Budgettarifen (Ambulant, Zahn) bekamen die Angebote von Barmenia (Well You), Continentale (Choose Max), Münchener Verein (Budget 300 / 600 / 1000 / 1500; Tarifstufen 260 / 261 / 263 / 265), Nürnberger (Budget Select inklusive Zahnersatz), alle drei Tarife der Signal Iduna sowie Süddeutsche (Ambulant Budget ABO, Zahn Budget ZBO). Einzelheiten finden Vermittler im "Ascore Navigator" (externer Link).

Im Vorjahr hatte eine Online-Befragung der Forschungsgruppe g/d/p die Präferenzen von Arbeitnehmern beleuchtet. Ergebnis: Am wichtigsten ist ihnen die Bezahlung der Zahnbehandlung vom Chef, sagen 77 Prozent der Befragten. Dicht dahinter liegen Vorsorgeuntersuchungen (76 Prozent), Zahnersatz (75 Prozent), schnellere Facharztterminvereinbarung (75 Prozent) und Sehhilfen (74 Prozent). Dabei waren Mehrfachnennungen erlaubt.

Immer mehr Mitversicherung von Familienangehörigen
Auch Budgettarife werden immer wieder aufgewertet. So lässt die Allianz in ihrem 2021 eingeführten arbeitgeberfinanzierten Budgettarif auch Familienangehörige der Mitarbeiter über ein Gesundheitsbudget absichern – allerdings auf eigene Kosten (ohne Gesundheitsprüfung). Geboten werden drei Budgetpakete mit je fünf Budgetstufen zwischen 300 und 1500 Euro, deren Leistungen mit denen der arbeitgeberfinanzierten Budgettarife identisch sind.

Neuerdings versichert auch die Gothaer im Budgettarif Familienangehörige von Firmen mit mehr als 20 Mitarbeitern (Tarif Medi Group Flex Select FAN). Dafür gilt der Schutz auch für Angehörige, die nicht mehr mit dem versicherten Mitarbeitenden in einem Haushalt leben. Angehörige können innerhalb der ersten sechs Monate nach Vertragsabschluss ohne Gesundheitsprüfung versichert werden. Die Gothaer Krankenversicherung verzichtet auf Ausschlussdiagnosen und versichert alle Berufe.

Einordnung neuer Tarife und der Kompetenz von bKV-Anbietern
Beim bKV-Update 2023 von Ascore Analyse bekam der genannte Budgettarif (Ambulant, Zahn) der Allianz (Mein Gesundheitsbudget) ebenso die zweithöchste Bewertung (5 Kompasse) wie der neue Tarif der Gothaer, der den Leistungen des 2022 eingeführten Budgettarifs (Medi Group AG Flex Select XL) entspricht.   

Beim bKV-Kompetenz-Rating (externer Link) des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung schnitten kürzlich diese sieben Anbieter exzellent ab: Hallesche, Allianz, DKV, Axa, Gothaer, Bayerische Beamtenkrankenkasse und R+V. (dpo)