Wie gut die BU-Versicherer die Leistungsprüfung beherrschen, hat das Analysehaus Franke und Bornberg (FuB) soeben mit seinem BU-Leistungspraxisrating 2023 ermittelt. Wichtig sei bei der BU-Versicherung nicht nur das passende Produkt und ein stabiler Versicherer, sondern auch die Qualität der Leistungsprüfung. Das Rating soll Antworten auf diese Kernfragen liefern: Wie professionell und kundenorientiert gehen die Gesellschaften mit Leistungsanträgen um? Wie lange dauert es vom Eingang einer Anzeige bis zur Entscheidung? Und welche Versicherer agieren transparent und fair?

"Doch noch immer sind viele BU-Versicherer nicht oder nicht mehr bereit, sich im Leistungsfall in die Karten schauen zu lassen", kritisiert FuB-Geschäftsführer Michael Franke. Wie viele diesmal teilgenommen haben, legt das Analysehaus nicht offen. Da nur Ergebnisse der Versicherer publiziert werden, die der Veröffentlichung zustimmen, blieben unterm Strich nur neun Gesellschaften übrig (Vorjahr: 10).

Sechs hervorragende Anbieter
Ergebnis: Die meisten Versicherer regulieren hervorragend – doch nur wenige gewähren Einblick in ihre Prozesse im Leistungsfall. Hervorragend (FFF+) schnitten sechs Versicherer ab, nämlich Allianz, Ergo, Generali, HDI, Nürnberger und Zurich, sehr gut (FFF) die übrigen drei: Gothaer, Hannoversche und Signal Iduna. Am Rating teilgenommen haben noch mehr Versicherer.

Laut Franke ist die Wahrscheinlichkeit eines guten Abschneidens umso größer, je häufiger ein Unternehmen am BU-Leistungspraxisrating teilnehme. Diesen Effekt führt der Geschäftsführer hauptsächlich darauf zurück, dass die Ratings Benchmarks (externer Link) liefern, für Transparenz sorgen und zugleich den Blick für Verbesserungen schärfen. "Mit harten Fakten einer fairen Schadenregulierung kann man punkten", erläutert Franke. Noch einen Schritt weiter gingen BU-Versicherer, die sich dem anspruchsvollen BU-Unternehmensrating von FuB stellen. Dort bildet die BU-Leistungspraxis einen von insgesamt drei Ratingbereichen ab.

Mangelnde Transparenz auch bei Teilnehmerzahl
In Sachen Transparenz der Teilnehmer lässt FuB aber selbst einige Wünsche offen. Auf Nachfrage, wie viele Versicherer diesmal teilgenommen, aber der Veröffentlichung nicht zugestimmt haben, hieß es sehr allgemein: Das Auftragsrating muss vom Versicherer explizit beauftragt und freigegeben werden. "Wir geben daher grundsätzlich keine Informationen über die Anzahl der Versicherer heraus, die ihr Ergebnis nicht veröffentlicht haben." Damit wolle man vermeiden, dass "durch unsere Angaben eventuell doch Rückschlüsse auf die Teilnehmer möglich sind". Das erklärt nur bedingt, warum die genaue Teilnehmerzahl so geheim gehalten wird.

Über die Gründe, das Ratingergebnis nicht zu veröffentlichen, kann FuB selbst nur spekulieren. "Grundsätzlich nennen die Versicherer uns keinen Grund, warum eine Veröffentlichung abgelehnt wird – ein schwächeres Ratingergebnis ist aber sicherlich einer der naheliegenden Gründe", heißt es auf Nachfrage. Da man insgesamt ein sehr hohes Leistungsniveau verzeichne, sei es insbesondere für Neulinge schwer, gleich mit einer Top-Note einzusteigen. "Ein kleiner Teil nutzt das Verfahren aber auch für das interne Benchmarking, um prüfen zu lassen, wie gut die Gesellschaft aktuell aufgestellt ist", betont eine Sprecherin.

Intransparente Versicherer nicht besonders kundenorientiert?
Es sei ein Warnsignal für Verbraucher und Vermittler, dass noch immer zu wenige Versicherer auf eine unabhängige Bewertung ihrer Leistungsprüfung setzen. Denn erst hier entscheide sich, ob ein Vertrag seinen Zweck erfüllt. Transparenz gehöre zur Kundenorientierung. Das Rating basiert auf einer Stichprobe von mindestens je 125 durch die Prüfer ausgewählten Leistungsfällen pro Gesellschaft aus dem Jahr 2022. Bearbeitungsdauer, Anteile von abstrakter Verweisung und Vorgaben zur Umorganisation fließen dabei ebenso ein wie Befristungen und Individualvereinbarungen sowie Rücktritte und Anfechtungen. Etwas verlängert hat sich laut der Untersuchung die Dauer der Leistungsprüfung, die 2022 durchschnittlich 184 Tage dauerte (Vorjahr: 159 Tage bei Anerkennung und 191 Tage bei Ablehnung).

Die vollständige BU-Leistungspraxisstudie hat FuB noch nicht veröffentlicht. Sie soll weitere Informationen enthalten, darunter zu Ursachen der Berufsunfähigkeit, Anerkennungs- und Ablehnungsquoten, Bearbeitungsdauern und Prozessquoten, und "demnächst" vorgestellt werden. (dpo)