Bei vielen Vermittlern fristet die betriebliche Krankenversicherung (bKV) ein trostloses Dasein in der hintersten Schublade der KV-Zusatztarife, weil sie angeblich zu wenig an Courtage im Verhältnis zum Arbeitsaufwand bringt. Schade eigentlich, denn das Spektrum reicht von klassischen Abschlusscourtagen wie bei Zusatztarifen über ausschließlich gezahlte laufende Courtagen bis hin zu Mischmodellen, die eine kleinere Abschlusscourtage sowie eine dauerhaft laufende und höhere Bestandscourtage beinhalten. 

Das starke Wachstum der Vertragsform spricht ebenfalls für sich: Nach neuesten Branchenzahlen des PKV-Verbandes boten Ende des letzten Jahres 17.500 Unternehmen ihren Mitarbeitern eine komplett vom Arbeitgeber bezahlte bKV an. Das entspricht einem Plus von 34 Prozent gegenüber 2020, als 13.100 Betriebe eine bKV angeboten hatten. Die Zahl der Beschäftigten, die davon profitieren, stieg 2021 gegenüber 2020 um 56 Prozent auf nunmehr 1,59 Millionen Versicherte. Im Jahr 2015 waren es erst 570.000 Versicherte, auch weil steuerliche Nachteile die bKV bis 2019 ausgebremst hatten. Seit 2015 hat sich die Anzahl der Firmen in Deutschland, die eine betriebliche bKV finanzieren, also mehr als vervierfacht.

Reichlich Bewegung im Markt
Die "Versicherung vom Chef" liegt weiter im Trend: Mehr als die Hälfte der Firmen, die noch keine bKV anbieten (54 Prozent), steht ihr offen gegenüber, beschäftigt sich konkret damit oder plant bereits, sie abzuschließen. Das ergab eine repräsentative Studie unter Arbeitgebern, die das Marktforschungsinstitut Infas Quo im Auftrag der Allianz durchgeführt hat. "Der Fachkräftemangel macht vielen Unternehmen zu schaffen, und viele haben erkannt, dass eine bKV Teil der Lösung des Problems ist", sagt Jan Esser, Produktvorstand der Allianz Private Krankenversicherung (APK).

Für Vermittler lohnt es sich also, Firmenkunden auf die bKV anzusprechen. Da die bKV-Leistungen regelmäßig von den Mitarbeitern "erlebt" werden, bindet diese freiwillige Sozialleistung des Arbeitgebers die Mitarbeiter an das Unternehmen und hilft, die Fluktuation niedrig zu halten, wissen Kenner. Besonders interessiert sind laut der Studie größere Firmen, die Pflegebranche, Krankenhäuser sowie die IT- und Transportbranche.

Potenzial bei allen Betriebsgrößen
Vor allem Firmen mit 50 bis 249 Mitarbeitern denken konkret über den Abschluss einer bKV nach: Nahezu jede vierte Firma dieser Größenordnung beschäftigt sich näher mit dem Thema oder plant bereits konkret, eine bKV abzuschließen (24 Prozent). Bei Betrieben mit 250 und mehr Beschäftigten trifft dies auf rund jeden fünften Betrieb zu (18 Prozent). Auch kleinere Firmen (unter 50 Mitarbeiter) zeigen sich aufgeschlossen: Immerhin 15 Prozent beschäftigen sich näher mit der bKV, so eine Allianz-Sprecherin auf Nachfrage.

Wichtig für unabhängige Vermittler: Auch hinsichtlich der Branchen gibt es Unterschiede. So zeigen sich die Pflegebranche und Krankenhäuser besonders interessiert an der bKV. Jeweils 25 Prozent der befragten Arbeitgeber planen hier einen Abschluss. Ebenfalls sehr aufgeschlossen seien die IT-Branche und das Transportwesen. "Gerade diese Branchen ringen besonders um Fachkräfte", so Esser. Gleichzeitig habe die Pandemie noch einmal verdeutlicht, wie wichtig gute Gesundheit ist. "Mit der bKV zeigen Arbeitgeber glaubwürdig, dass sie nachhaltig etwas für die Gesundheit der Mitarbeiter tun", ergänzt der APK-Vorstand. (dpo)