Chefin der Versicherungsaufsicht: "Exzesse beim Vertrieb verhindern"
Seit Jahresbeginn ist Julia Wiens neue Exekutivdirektorin für die Versicherungsaufsicht. Auf einer Konferenz des GDV stellte sie nun die Leitlinien für die Aufsicht vor – inklusive der Warnung, dass sie Provisionsexzesse verhindern werde.
Acht Jahre hat Frank Grund als Chef der Versicherungsaufsicht bei der Bafin Versicherungsgesellschaften auf die Finger geschaut. Seit Jahresbeginn ist das der Job von Julia Wiens, die wie ihr Vorgänger von der Baloise kommt. In einer Rede beim "Insurance Summit" des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft am 20. März in Berlin erläuterte Wiens nach rund zehn Wochen im Amt die aktuellen Aufsichtsprioritäten.
"Mir sind zwei Ziele besonders wichtig. Die deutschen Versicherer sollen weiter stabil bleiben. Und Kunden sollen ihren Versicherern auch in Zukunft vertrauen können", sagte Wiens laut einer Mitteilung der Finanzaufsicht. Die deutschen Versicherer seien grundsätzlich sehr stabil, erklärte sie. Durch den Zinsanstieg hätten sich viele wirtschaftliche Kennzahlen wieder verbessert, die Ertragschancen in der Neu- und Wiederanlage seien gestiegen und die Risikotragfähigkeit nach Solvency II sei heute deutlich stärker als vor einigen Jahren.
Immobilien-Investments: beherrschbares Risiko
Damit die Branche auch künftig stabil bleibe, müssten die Versicherer die wichtigen Risiken im Griff haben, so die oberste Versicherungsaufseherin. Bezüglich der Investments einiger Versicherer in Gewerbeimmobilien erklärte die Exekutivdirektorin, dass die Bewertungsreserven in den Immobilienportfolios der Versicherer noch sehr hoch seien. "Insgesamt schätzen wir das Risiko aus Bewertungsänderungen daher als beherrschbar ein", so Wiens.
Mit Blick auf IT-Risiken betonte Wiens, dass einige Versicherer dringend problembewusster werden müssten. Es gelte sowohl Cyber-Risiken als auch Risiken von IT-Auslagerungen gut zu managen. "Natürlich werden wir weiter die IT in beaufsichtigten Unternehmen prüfen", erläuterte sie. "Und wenn Lücken in der IT-Sicherheit bestehen, dann scheuen wir uns nicht, einzugreifen." In einigen Fällen habe die Aufsicht auch Kapitalaufschläge angeordnet, die das höhere Risiko, das besteht bis die Probleme behoben sind, absichern sollen.
"Exzesse beim provisionsgestützten Vertrieb verhindern"
Wiens unterstrich ferner, dass Versicherungsprodukte Kunden einen angemessenen Nutzen bieten müssen. Die Aufsicht beschäftigt sich schon seit längerem mit dem Kundennutzen von kapitalbildenden Lebensversicherungsprodukten, insbesondere mit fondsgebundenen Rentenversicherungen. Mit ihrem risikoorientierten Aufsichtsansatz habe die Bafin einige Produktanbieter identifiziert, mit denen sie sich dazu intensiv austausche. "Beratung muss vergütet werden. Aber genauso klar ist: Ein 'Weiter so' wird es nicht geben", machte Wiens deutlich. "Wir wollen Exzesse beim provisionsgestützten Vertrieb verhindern", ergänzte sie. (jb)
Kommentare
BaFin wird zum Bürokratie-Apparat
AntwortenMitunter gleicht die Arbeit der BaFin aktuell der des Sisyphus. Es kommen immer wieder neue und kleinteilige Aufgaben hinzu, nur selten werden überflüssige Richtlinien aufgehoben oder korrigiert. Im Jahr 2002 mit 1.050 Angestellt gestartet, notierte die Bafin 2012 rund 2.300 und inzwischen 2.800 Angestellte, trotz zunehmender Digitalisierung und Konsolidierung bei Banken und Beratern, deren Trends zur Entlastung hätte beitragen sollen. Ich hoffe, dieser Trend nimmt irgendwann ein Ende und es wird öfter hinterfragt, welche Maßnahme zum Schutz wirklich nötig sind und zu welchen Kosten dieser kommen.
Fondsbestand.de am 02.04.24 um 11:02BaFin wird zum Bürokratie-Apparat
AntwortenMitunter gleicht die Arbeit der BaFin aktuell der des Sisyphus. Es kommen immer wieder neue und kleinteilige Aufgaben hinzu, nur selten werden überflüssige Richtlinien aufgehoben oder korrigiert. Im Jahr 2002 mit 1.050 Angestellt gestartet, notierte die Bafin 2012 rund 2.300 und inzwischen 2.800 Angestellte, trotz zunehmender Digitalisierung und Konsolidierung bei Banken und Beratern, deren Trends zur Entlastung hätte beitragen sollen. Ich hoffe, dieser Trend nimmt irgendwann ein Ende und es wird öfter hinterfragt, welche Maßnahme zum Schutz wirklich nötig sind und zu welchen Kosten dieser kommen.
Fondsbestand.de am 02.04.24 um 10:46Das kann ich unterschreiben: "Exzesse beim provisionsgestützten Vertrieb verhindern."
AntwortenWobei mich wirklich interessieren würde, was diese Exzesse sind. Gut ist aber, wenn an Exzessen gearbeitet wird und nicht an diesem Unfug Provisionen (und diese natürlich nur in der Finanzbranche) grundsätzlich verbieten zu wollen. Hoffentlich geht das alles in die richtige Richtung!
schutzwürdig am 22.03.24 um 12:40