Das Analysehaus Franke und Bornberg (F&B) hat kürzlich erstmals ein "Produktrating Cyber-Versicherung für Privatpersonen" aufgelegt. Das ist echte Pionierarbeit. Anders als bei gewerblichen Cyberpolicen gibt es für eigenständige Cyberversicherungen im Privatgeschäft bisher keine Standards in Form von Musterbedingungen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Mit dem Rating rücken Standards in greifbare Nähe, hofft F&B-Geschäftsführer Michael Franke.

Hintergrund: Früher konnten sich Verbraucher ausschließlich mit zusätzlichen Cyber-Bausteinen für ihre privaten Versicherungen schützen, ob Haftpflicht, Rechtsschutz oder Hausrat. Solche Leistungsbündel gibt es noch immer, doch schon 2014 kamen die ersten eigenständigen Cyberversicherungen für Privatleute auf den Markt. Der Trend verlief nicht besonders dynamisch: Seit 2014 stieg das Angebot auf gerade einmal 19 Tarife von 17 Gesellschaften.Diesee untersuchte das Rating. "Selten haben wir eine so unübersichtliche Tariflandschaft angetroffen", kritisiert Franke.

Mindeststandards im Entstehen
Unter 68 Prüfkriterien wurden diese Aspekte am stärksten gewichtet:

  • Konto-/ Daten-/ Identitätsmissbrauch (Leistungshöhe: bis 20.000 Euro),
  • Daten- und Geräterettung nach Cyber-Attacken (bis 15.000 Euro) sowie
  • Verlust bei Interneteinkäufen (bis 15.000 Euro).

Zusätzlich zieht das Cyber-Rating Mindeststandards für die höchsten Ratingklassen heran. Zu den Standards für ein sehr gutes Urteil zählt beispielsweise, dass bei Pharming, Phishing und Skimming für Zahlungskarten und beim Onlinebanking Versicherungsschutz besteht.

Ergebnis: Viele Tarife landen im Mittelfeld, einige sogar noch darunter. Etwa ein Fünftel (vier von 19) finden sich in der schlechtesten Kategorie wieder (F-). Am besten schnitt die Öffentliche Feuerversicherung Sachsen-Anhalt mit "FFF" (sehr gut) ab. Die Höchstnote (FFF+) wurde nicht vergeben. Aktuell dominieren bei der Qualität die öffentlichen Versicherer mit einem breiten Leistungsspektrum. Die Phalanx der Öffentlichen durchbricht nur die Inter Allgemein.

"Bei Verbrauchern wächst das Bewusstsein für die Risiken im Internet. Im Umfeld von Banken und Sparkassen bieten Cyberversicherungen einen niedrigschwelligen Einstieg in das Geschäft mit Privatkunden. Attraktive Angebote vorzuhalten, ist also konsequent", nennt Franke einen Grund für die Dominanz der öffentlichen Versicherer, die vor allem mit Sparkassen kooperieren.

Akzeptabler Preis für sinnvolle Police
Viele namhafte Gesellschaften fehlten noch als Anbieter. "Wer Cyber nur als Annex zu Standardprodukten anbietet, hat keinen Zeitdruck, eigenständige Tarife auf den Markt zu bringen", vermutet Franke. Die Pandemie erweise sich aber als Digitalisierungsturbo, der durch Homeoffice eine wachsende Angriffsfläche für IT-Attacken mit sich bringt. Ob in Zukunft eigenständige Cyberversicherungen oder konventionelle Cyberergänzungen den Markt dominieren, sei noch nicht entschieden, so Franke.

Am Preis sollte die eigenständige Cyberversicherung für Privatkunden nicht scheitern. Im Schnitt koste sie 71,47 Euro Jahresbeitrag – bei einer Spanne zwischen 6,90 und 184,45 Euro. "Wer allein für ein Netflix-Abo acht Euro oder mehr im Monat ausgibt, darf beim Cyberschutz nicht sparen", gibt Franke zu bedenken. Die Bewertungsgrundlagen und alle Einzelergebnisse stellt Franke und Bornberg im Internet kostenlos bereit.

Gewerbliches Cyberrating schon vor drei Jahren
Das Ratinghaus hatte schon im Herbst 2018 Pionierarbeit geleistet, als das seinerzeit erste Rating für gewerbliche Cyberpolicen in Deutschland aufgelegt worden war. Untersucht wurden seinerzeit 34 Tarife von 28 Anbietern im jeweiligen Maximalumfang inklusive aller Bausteine und Deckungserweiterungen (ohne Maklerpools und Deckungskonzeptanbieter).

Auch damals schaffte kein Tarif eine Bestnote "FFF+" (hervorragend) und auch keiner "FFF" (sehr gut). Gut (FF+) schnitten die besten Tarife von AIG, HDI, Hiscox und Markel ab. Die Masse (47 Prozent) schaffte befriedigende Urteile. Die permanent aktualisierten Ergebnisse können im Internet nachgelesen werden. Da sieht man, dass einige Tarife der VHV und ein Angebot der Westfälischen Provinzial inzwischen sehr gut bewertet sind. (dpo)