Vorerkrankungen oder zu hohe Beiträge für den ausgeübten Beruf machen es mitunter schwierig, eine passende Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) zu finden. Ein versierter Makler schafft es dennoch oft, indem er Voranfragen bei mehreren Versicherern einholt oder an die guten Geschäftsbeziehungen erinnert.

Als eine Alternative sieht das Analysehaus Morgen & Morgen (M&M) aus Hofheim am Taunus Erwerbsunfähigkeitsversicherungen (EU) an. "Neben der BU-Versicherung ist sie die einzige Möglichkeit, die Arbeitskraft abzusichern, da sie eine gesundheitliche Beeinträchtigung mit der Möglichkeit verknüpft, Erwerbseinkommen zu erzielen", erklärt Andreas Ludwig, Bereichsleiter Produkt und Analyse. Nun legte M&M ein erstes Rating entsprechender Policen vor, für das die Analysten die Bedingungswerke der Versicherungen untersuchten.

Tarife ausschließlich nach Bedingungen geratet
Das Rating ist tarifbezogen und beinhaltet ausschließlich die Bedingungsanalyse auf Basis der einzelnen Tarife. Dafür werde ein bis fünf Sterne auf Grundlage von 24 relevanten Leistungsfragen vergeben. Die ratingrelevanten Fragen beurteilen Sachverhalte und Produkteigenschaften, die als wesentlich für die Bedingungsqualität gelten. "Die Kundenfreundlichkeit steht dabei im Fokus, ebenso die Eindeutigkeit der Aussagen im Bedingungswerk", heißt es. Insgesamt wurden 45 Fragen in die Analyse einbezogen.

Dabei zeigten sich gewaltige Unterschiede: Nur einem der 29 analysierten Tarife von 18 Versicherern wurde die beste Bewertung "Ausgezeichnet" zuteil, da Geld schon bei einer Restleistungsfähigkeit von drei bis sechs Stunden greifen würde – analog zur EU-Versicherung im Rahmen der gesetzlichen Rentenversicherung. Geboten wird dies einzig von der Swiss Life, und auch dort nur für das Angebot innerhalb des Versorgungswerkes Metallrente (Tarif Metallrente EMI Plus Komfort). Die Tarifbezeichnung ist wichtig, da Swiss Life bei der Metallrente noch drei weitere Tarife offeriert, die als "sehr gut" bis "durchschnittlich" bewertet wurden.

Richtig klar wird der Vergleich zur gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) in den Erläuterungen zum Rating nicht. Denn eine klassische EU-Rente zahlt die GRV nur noch an Versicherte, die vor dem 2. Januar 1961 geboren wurden. Alle Jüngeren können allenfalls GRV-Erwerbsminderungsrente bekommen: Wer weniger als drei Stunden arbeiten kann, erhält die volle Erwerbsminderungsrente, bei drei bis sechs Stunden nur die halbe. 2017 erhielt ein Neurentner im Durchschnitt 716 Euro Erwerbsminderungsrente.

Neun Tarif als "sehr gut" bewertet
Zurück zum Rating: Insgesamt wurden neun Tarife als "sehr gut" bewertet, darunter die Angebote von Axa, DBV, Dialog, HDI, Volkswohl Bund und Zurich Deutscher Herold. Aufpassen heißt es bei der Iduna, die neben dem sehr gut bewerteten Tarif auch ein als "sehr schwach" eingeschätztes Angebot (EUV) parat hält. Als ebenfalls "sehr schwach" bewertete M&M die untersuchten Tarife der Öffentliche Leben Braunschweig (SEU) und Stuttgarter (EUV).

Das komplette Ergebnis des M&M-Ratings Erwerbsunfähigkeit und die Erläuterungen zum Ratingverfahren und den Leistungsfragen hat das Analysehaus im Internet veröffentlicht. Preise haben bei der Bewertung keine Rolle gespielt.

IVFP kommt zu teils anderen Ergebnissen
Zum Vergleich: Zuletzt hatte Ende 2018 das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) ein EU-Rating vorgelegt (FONDS professionell ONLINE berichtete). Dort liegt der Fokus im Bereich Preis/Leistung, der mit einer Gewichtung von 50 Prozent am höchsten in die Bewertung einfließt. Es wurden verschiedenste Fallkonstruktionen von Musterfällen definiert, um möglichst realistische Berechnungen durchzuführen. Augenmerk liegt auch auf den Teilbereichen Unternehmensqualität (20 Prozent), Flexibilität (20 Prozent) und Transparenz (10 Prozent).

Das Institut hatte 13 Tarife von 13 EU-Anbieten auf bis zu 90 Kriterien untersucht. Die Ergebnisse stehen noch immer online. Die Resultate unterscheiden sich zum Teil deutlich vom M&M-Rating. Beispiel: Am besten bei den Serviceversicherern, also Gesellschaften mit persönlicher Beratung, hatte die Continentale mit dem Tarif "Continentale Premium EU" abgeschnitten. Bei M&M erhielt der Tarif jetzt lediglich eine durchschnittliche Bewertung.

Die vom IVFP ebenfalls sehr gut bewertete Hannoversche Leben ist bei M&M ebenfalls nur Durchschnitt, während Dialog, Swiss Life (Metallrente EMI Komfortschutz) und Axa bei M&M ebenfalls mindestens sehr gute Noten bekamen.

BU-Alternativen sind stets schlechterer Qualität
Grundsätzlich gilt: Als Alternative zum hochwertigen BU-Schutz kommen abgestufte Leistungen in Betracht, etwa Grundfähigkeits- oder Dread-Disease-Policen (FONDS professionell ONLINE berichtete). Eine Alternative zu BU-Versicherungen sind sie aber nur bedingt. "Der Vermittler sollte mit dem Kunden schon über alternative Produktkonzepte sprechen, wenn die BU-Absicherung aus finanziellen oder gesundheitlichen Gründen nicht infrage kommt", sagt Michael Franke, Geschäftsführer des Analysehauses Franke und Bornberg.

Das heißt: Zunächst sollte der Berater über BU-Schutz in mehreren Qualitätsvarianten nachdenken. Erst dann folgen EU-, Multi-Risk- und Unfallversicherungen, aber auch Grundfähigkeits- und Dread-Disease-Policen. Ausgehend von Budget, Beruf und Gesundheit muss in der Beratung die Frage lauten: Welches Produkt passt zum Kunden? (dpo)