Die IT-Schmiede Softfair wird doch nicht verkauft. Der Produzent von Beratungssoftware und Vergleichsrechner für Versicherungen bleibt im Besitz von Norbert Porazik und Markus Kiener, den beiden geschäftsführenden Gesellschaftern des Maklerpools Fonds Finanz. Beide hatten im Mai vergangenen Jahres angekündigt, das IT-Haus an Versicherer und andere Marktteilnehmer abgeben zu wollen. Der Plan sah vor, zunächst die Softfair-Muttergesellschaft Finanzsoft in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Danach sollten die Anteile kleinteilig, jeweils zu einem Prozent, an möglichst viele Marktteilnehmer veräußert werden.

Nun haben sich Prozaik und Kiener aber entschlossen, alle im Rahmen eines zwischenzeitlich anberaumten Bieterverfahrens abgegebenen Optionsverträge nicht anzunehmen, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht. Zur Begründung heißt es, dass die Umsetzung des Planes nach erfolgter Prüfung der eingegangenen Angebote "für die Finanzsoft nur zu nicht akzeptablen Bedingungen realisierbar wäre".

Keine Brancheninitiative
Der gescheiterte Verkauf von Softfair an eine große Zahl an Marktteilnehmer war als Basis für die Umsetzung der Brancheninitiative "PNext" gedacht. Deren Ziel war es wiederum, "mithilfe von Softfair und in Zusammenarbeit mit allen relevanten Marktteilnehmern eine branchenweite Plattform zu entwickeln, die der Digitalisierung der Versicherungsbranche Vorschub leisten sollte", wie es in der Mitteilung heißt.

Der Hintergrund dafür ist, dass die IT-Unterstützung für angebundene Vermittler ein entscheidender Faktor im Wettbewerb der Produktanbieter und Vertriebe ist. Allerdings ist die IT-Unterstützung teuer, Softwareentwickler sind rar. Daher galt die Softfair-Übernahme durch die beiden Fonds-Finanz-Chefs im Jahr 2017, mit der sie entsprechende Kapazitäten für ihren Pool sicherten, als cleverer Schachzug.

Bollwerk gegen Check24 & Co.
Porazik und Kiener selbst hatten die Softfair-Akquisition jedoch von Anfang an in einen größeren Zusammenhang gestellt – als Bollwerk gegen den Angriff durch die großen Online-Vergleichsportale und Fintechs, die die Branche unter erheblichen Druck setzen. "Die Vision von Markus Kiener und mir war und ist es, den Ausbau der Digitalisierung des gesamten Versicherungsvertriebs entschieden voranzutreiben", teilte Porazik vergangenes Jahr mit. "Die Etablierung branchenweiter Standards und darauf aufbauend die Weiterentwicklung der Prozessautomatisierung sollen die Zukunftsfähigkeit aller Marktteilnehmer nachhaltig sichern." Im Interview mit FONDS professionell ONLINE hatte Porazik gesagt: "Dieser Deal kennt nur Gewinner."

Auch in ihrer aktuellen Mitteilung betont das Manager-Duo seine damaligen Ziele: "Wir haben auf Anregung der Branche unsere Übernahme von Softfair im Jahr 2017 überdacht und uns dazu bereiterklärt, zum Wohle des gesamten Marktes eine branchenweite Initiative zu starten." Dass dieses Angebot nun nicht angenommen wurde, sei für Porazik und Kiener "absolut in Ordnung", erklären die beiden Finanzsoft-Geschäftsführer. "Softfair wird die Weiterentwicklung der Produkte sowie die Vision einer technischen Plattform für den ganzen Markt konsequent weiterverfolgen." (jb)