Als am 10. März dieses Jahres die EU-Offenlegungsverordnung in Kraft trat, hatte der große ESG-Ruck in der Finanzbranche faktisch längst stattgefunden. Für Fondsgesellschaften ist Nachhaltigkeit bereits seit vielen Jahren ein wichtiges Thema und entwickelt sich immer mehr zum ganz großen Trend. Und auch die Anbieter fondsgebundener Versicherungen haben erkannt, dass es dringend Zeit wird, Kunden ein größeres Sortiment an Nachhaltigkeitsfonds zu bieten, also gemanagte ESG-Strategien oder gar "grüne" Policen herauszubringen. 

Die Zeit drängt, denn voraussichtlich ab 2. August 2022 wird die Versicherungsvertriebsrichtlinie IDD ebenso wie die EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II vorschreiben, dass Vermittler ihrer Klientel explizit die Frage stellen müssen, ob sie in nachhaltige Produkte anlegen möchten oder nicht. Dann werden Versicherer kaum darum herum kommen, zumindest eine kleine Auswahl an ESG-Fonds für ihre Policen bereitzuhalten. Da das Thema Nachhaltigkeit auch für die Versicherungsbranche an Bedeutung deutlich zunimmt, hat FONDS professionell im Sommer 2021 zum zweiten Mal rund 70 Versicherer gebeten, einen Fragebogen rund um das Thema ESG auszufüllen. 26 Anbieter haben sich an der Befragung beteiligt. 

5,4 Milliarden Euro
Insgesamt belief sich das Volumen, das 17 der 26 Versicherer für ihre Policen in nachhaltigen Fonds angelegt haben, zum Stichtag 31. Juli 2021 auf 5,4 Milliarden Euro. Neun Unternehmen machten keine Angaben – zum Teil mit der Begründung, dass sie ihr Fondsuniversum erst im vergangenen Jahr um nachhaltige Produkte erweitert hatten.

Am meisten Geld steckt mit fast 2,4 Milliarden Euro bei der Zurich in nachhaltigen Fonds. An zweiter Stelle kommt die Alte Leipziger, bei der Policenkunden rund 876 Millionen Euro in nachhaltigen Sondervermögen angelegt haben, gefolgt vom Volkswohl Bund auf Platz drei. Die Helvetia führt die Liste der Versicherer mit dem größten Angebot an aktiv gemanagten ESG-Fonds an. Zwischen 113 Produkten können Inhaber von Fondspolicen wählen. Die Continentale belegt den zweiten Rang mit 57 ESG-Fonds, auf Platz drei kommt die Swiss Life.

ESG-ETFs sind seltener 
Passive Nachhaltigkeitsfonds lassen sich bislang deutlich seltener für Versicherungen wählen. Mit 20 solcher Indexfonds (ETFs) ist hier die Interrisk führend, den zweiten Rang belegt die Swiss Life mit zwölf Fonds. An dritter Stelle steht die Continentale, die elf ESG-ETFs in der Produktpalette hat. Auch gemanagte nachhaltige Strategien und entsprechende Fondsvermögensverwaltungen lassen sich in jüngster Zeit bei Versicherern finden. In unserer Umfrage gaben 15 Unternehmen an, dass ihre Kunden neben Einzelfonds auch ESG-Strategien und Vermögensverwaltungen auswählen können. (am)