Die Bedingungen, Obliegenheiten und Annahmerichtlinien für Cyberversicherungen sowie deren Preise ändern sich dynamisch mit der Art und Häufigkeit von Schäden. Davon sind auch Assekuradeure nicht gefeit, die bekanntlich für Versicherer Deckungskonzepte entwickeln und dann mit weitreichenden Vollmachten ausgestattet werden: Produktentwicklung, Antragsbearbeitung, Policierung, Vertragsverwaltung, Inkasso und Schadenbearbeitung.

Im Falle des Assekuradeurs Cogitanda aus dem rheinland-pfälzischen Altenahr beobachtet Stefan Rumpp schon länger "tiefgreifende Änderungen in den Bereichen Bedingungen, Obliegenheiten und Annahmerichtlinien, die häufig schnell und ohne Rücksprache mit den Maklern beschlossen wurden, nur um sie später erneut und wiederum ohne Rücksprache zu modifizieren". Nun kürzte Cogitanda die Vergütung pauschal in vielen Fällen um 22 Prozent und versendet Änderungskündigungen mit neuen, umfangreicheren Obliegenheiten, kritisiert der Makler, zugleich ehrenamtlicher Vorstandschef der Interessengemeinschaft Deutscher Versicherungsmakler (IGVM).

Herangehensweise verstört Makler
Das Vorgehen ist etwas überraschend, gilt Cogitanda doch bisher bei Versicherungsmaklern durchaus beliebt und wurde in der letzten "Qualitätsumfrage" des Maklerverbunds Vema zu Cyberversicherungen mit einem Qualitätsmittelwert von 1,77 von den Vema-Partnern auf den ersten Platz gewählt. Nun dürfte es viele Makler verstören, dass zum 1. Januar 2025 eine reduzierte Courtage für das Bestands- und Neugeschäft geboten wird – geregelt in einem neuen "Kooperationsvertrag". Der bisherige Vertrag wurde zum 31. Dezember 2024 gekündigt.

In einem offenen Brief an Christopher Quast, Leiter des Maklervertriebs Deutschland bei Cogitanda, wehrte sich die IGVM gegen die Maßnahmen. "Die Courtage Ihrer Geschäftspartner ist kein Selbstbedienungsladen, denn damit greifen Sie in fremde Taschen", heißt es dort unter anderem. Cogitanda hält die Kritik der IGVM an einigen Stellen für überzeichnet und 17,5 Prozent Courtage für marktgerecht. Bisher wurden aber 22,5 Prozent gezahlt. Was konkret an der IGVM-Kritik falsch sein soll, legte der Assekuradeur bisher nicht näher dar, bot jedoch einen virtuellen Austausch mit dem IGVM-Vorstand an. Den ließ das Unternehmen jedoch 39 Minuten vor dem Termin platzen.

Maklerverband fühlt sich veralbert, Redaktion hakt nach
FONDS professionell ONLINE hakte daraufhin zwölf Tage später bei Cogitanda nach, da der Assekuradeur der IGVM am 1. August schriftlich versprochen hatte, "die ausführliche Auskunft .... niederzuschreiben und Ihnen zeitnah zuzusenden". Tatsächlich antwortete Cogitanda im Tagesverlauf des 12. August, mehrere Stunden nach unserer Presseanfrage, der IGVM. Darin werden allerdings im Kern nur die bekannten Argumente wiederholt. So wird weiterhin die Zahlung einer Courtage von 17,5 Prozent für marktgerecht gehalten.

Auch wird an der "Strategie, dem Versicherungsnehmer einen individuellen und ganzheitlichen Versicherungsschutz anbieten zu können, festgehalten", schreibt Cogitanda an die IGVM. Und räumt ein: "Zwar mag eine individuelle Vereinbarung von Obliegenheiten in der Außenbetrachtung inkonsistent erscheinen, dem liegt aber eine kundenwohlwollende Entscheidungsfindung zu Grunde." Von einer Rücknahme der Änderungskündigungen ist nichts zu lesen.

IGVM-Chef zieht Konsequenzen für seine Mandanten
Für IGVM-Chef Rumpp ist die Cogitanda-Antwort inakzeptabel, da es bei allen angesprochenen Kritikpunkten bleibe. "Der Anbieter hat sich damit leider endgültig als verlässlicher Partner disqualifiziert", urteilt Rumpp, der im Hauptberuf die Geschäfte des Finanz- und Versicherungsmaklers Confin in Fellbach führt. "Als Versicherungsmakler kann ich guten Gewissens ein Unternehmen, das so agiert, nicht mehr für einen so existenziellen Bereich wie die Cyberrisikoabsicherung empfehlen", so Rumpp weiter, der seinen Mandanten nun andere Lösungen empfiehlt.

FONDS professionell ONLINE hatte im Interesse der Leser unter anderem gefragt:

  • Wurde Cogitanda als Assekuradeur selbst die Courtage von einem Versicherer gekürzt?
  • Auf Basis welcher rechtlichen Regelung hat Cogitanda Maklern die Vergütung auch für bestehende Verträge gekürzt?
  • Warum erhöht man bei steigenden Schadenaufkommen nicht die Beiträge, sondern ändert einseitig die Vergütung?
  • Stehen die Kürzungen bei der Vergütung und die Einführung neuer Obliegenheiten womöglich im Zusammenhang mit einem potentiellen Investor?
  • Führt Cogitanda aktuell eine Bestandssanierung durch oder ist diese geplant?

Keine einzige Frage wurde konkret beantwortet. Das Unternehmen wiederholte lediglich einige Passagen aus dem Brief an die IGVM – und lässt betroffene Makler damit weitgehend ratlos zurück. (dpo)