Die Finanzaufsicht Bafin rät Versicherern dringend, zum Zweck der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung strengere Kontrollen vorzunehmen. Die Empfehlung bezieht sich vor allem auf Unternehmen, die flexible Versicherungsprodukte und banknahe Geschäfte anbieten. Diese sollten verstärkt auf eine IT-gestützte Überwachung setzen, fordert Carsten Sperl, bei der Aufsicht zuständig für das Thema, im hauseigenen "Bafin-Journal".

"Das Geldwäschegesetz sieht für die Unternehmen des Versicherungssektors keine Pflicht zum IT-gestützten Monitoring vor", so Sperl. Bei klassischen Versicherungsgeschäften mit regelmäßigen und gleichbleibenden Prämienzahlungen sei das auch kein Problem, da die Transaktionsrisiken relativ leicht zu beherrschen seien. Sehr fraglich sei hingegen, ob Versicherer die unregelmäßigen Transaktionen bei flexiblen Versicherungsprodukten und banknahen Geschäften ohne IT-Unterstützung angemessen überwachen können. "Wir empfehlen den Unternehmen mit einem entsprechendem Produktportfolio daher dringend, ein weitreichendes IT-Monitoring einzuführen", sagt Sperl.

Häufige Transaktionen
Derzeit setzen immer mehr Versicherer auf eine Flexibilisierung ihrer Produkte. Der Grund: Seit die Zinsen gestiegen sind, sehen sich die Häuser in Konkurrenz zu den Banken, die wieder bessere Konditionen etwa bei Tages- und Festgeldern bieten können. Anders als bei der traditionellen Lebensversicherung sind bei den flexiblen Policen in der Regel aber häufige Ein- und Auszahlungen möglich. "Diese zusätzlichen unregelmäßigen Zahlungen machen es komplizierter, die Mittelzuflüsse beziehungsweise Mittelabflüsse zu überwachen", erklärt Experte Sperl.

Darüber hinaus bietet so mancher Versicherer auch banknahe Geschäfte wie Tagesgeld oder Kredite an. Das Risiko, dass illegale Gelder durch diese Transaktionen verschleiert und in den legalen Wirtschaftskreislauf eingeführt werden, sei hier ähnlich hoch wie bei einem Kreditinstitut, glaubt Sperl. 

Risikolebensversicherungen im Auge haben
Im Bereich der Terrorismusfinanzierung sollten Versicherer außerdem Risikolebensversicherungen im Auge haben, bei denen sich mit niedrigen Prämienzahlungen innerhalb kurzer Zeit hohe Auszahlungen ermöglichen lassen. "Und genau diese Auszahlungen können Terroristen dann für die Finanzierung ihre Ziele nutzen", sagt Sperl in dem Beitrag im "Bafin-Journal". Ein besonders hohes Risiko bestehe dann, wenn es zu einem Todesfall im Ausland kommt und die Versicherungssumme an einen dort ansässigen Begünstigten ausgezahlt wird. (am)