Grüner Generalangriff auf Lebensversicherer und Vermittler
Die Lebensversicherer haben nach Meinung des grünen Finanzexperten Gerhard Schick zu wenig Eigenkapital, um eine veritable Krise zu überleben. Der Politiker macht drei Lösungsvorschläge, die weder Anbietern noch Vermittlern gefallen dürften.
Gerhard Schick redet nicht um den heißen Brei herum. Der Finanzexperte der Grünen-Bundestagsfraktion kritisiert, dass die Regierung Lebensversicherer systematisch stützt und sie selbst sowie ihre Aktionäre nicht für geschäftliche Missgriffe zur Verantwortung zieht. In einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) plädiert er für drei Reformschritte – und will auch Versicherungsvermittlern an die Provisionen gehen.
Der Grünen-Politiker führt in dem Artikel aus, dass das Problem der Lebensversicherer die Zinsgarantien seien, für die sie Rückstellungen bilden müssen. Wenn die Versicherer diese Rückstellungen nach dem heutigen Marktzins berechneten, würden ihnen Schick zufolge aktuell 200 Milliarden Euro fehlen. Noch wichtiger: Dieser Summe stehen gerade einmal 16 Milliarden Euro an Eigenkapital der Assekuranz gegenüber. Grund für das Missverhältnis sei, dass der Renditehebel für die Versicherer dadurch viel größer ist: Je weniger Eigenkapital sie vorhalten müssen, desto höher sind die Gewinne.
Aktionäre sollten mithaften – Forderung nach Honorarberatung
Aus Sicht von Schick ist aber schlimmer, dass die Versicherer sich darauf verlassen könnten, bei drohenden Schieflagen von der Regierung mit Hilfsmaßnahmen aufgefangen zu werden. Der Politiker zählt aus der Vergangenheit auf: Zinszusatzreserve, die "Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen" oder die 15-jährige Übergangsfrist, um die Eigenkapitalvorgaben der europäischen Solvency II-Richtlinie zu erfüllen. Zudem gelte eine für Versicherungskunden sehr nachteilige gesetzliche Regelung: Im Konkursfall eines Versicherers würden nicht zuerst die Eigentümer herangezogen, es gehe direkt an das Vermögen der Kunden. Bei Banken sei das nicht der Fall – hier haften zunächst die Besitzer, sprich: die Aktionäre.
Brisante Breitseiten abgefeuert
Der grüne Finanzexperte hat allerdings auch drei Änderungsvorschläge parat. Zum einen soll die Transparenz der Rettungsmaßnahmen eines Versicherers erhöht werden. Die Bundesregierung solle regelmäßig darüber berichten, welche Wirkungen die oben genannten Schritte haben.
Weiter fordert Schick, dass auch die Aktionäre und Manager der Versicherer ihren Teil zur Rettung beitragen: Die Gesellschaften hätten schließlich in der Vergangenheit hohe Gewinne an ihre Eigentümer ausgeschüttet und Heerscharen von Versicherungsvertretern hohe Provisionen gezahlt. Diese Kosten hätten sie längst senken und auch neues Kapital einwerben müssen.
Daher, so seine dritte Forderung, müsste die Regulierung von Versicherungsgesellschaften eine höhere Eigenkapitalquote verlangen – und eine unabhängige, also nicht provisionsgestützte Beratung einführen. (jb)
Kommentare
Ein Finanzexperte der Grünen? Das widerspricht sich ja komplett! Ein Finanzexperte sollte auch Praxiserfahrung gesammelt haben, um überhaupt mitreden zu können. Auf der Auswechselbank sitzen, aber die groß tönen wie man besser spielen kann! Unglaublich! Es interessierte doch auch keinen Grünen oder sonstigen Sozi, wenn BMW mal wieder über 6.000.000.000 Euro Gewinn einfährt. Wenn der Gewinn nur bei 2.000.000.000 Euro liegen würde, dann könnte ein Neufahrzeug von BMW wahrscheinlich auch einige Tausend Euro weniger kosten? Macht nur so weiter Ihr Grünen, dann landet Ihr im September unter 5 Prozent!!!
Rio am 16.05.17 um 13:02AW: Ruh
AntwortenEs ist schon verwunderlich mit dem Finger auf den hohen Provisionen der Vermittler. Die Ergebnisse der Versicherer sind nicht wegen der Provisionen der Vermittler so schlecht. Ich glaube nicht, dass sich der Grüne Finanzexperte überhaupt mal die Mühe gemacht hat die gesamten Kosten der Gesellschaften ohne Vermittler Provision genauer unter die Lupe zu nehmen. Da würde dann auf einmal herauskommen das 30%-50% Kosten anfallen. Von 100.-€ p.m. werden nur 70.-€ oder nur 50.-€ Angelegt. Es wird natürlich auf den Geldgierigen Vermittler eingeschlagen der ist der schwächste im Glied und kann sich am wenigsten wehren. Eine reine Honorarberatung wir dies auch nicht lösen. Denn des halb wird das Produkt nicht besser.
info@mader-der-ruhestandsplaner.de am 16.08.18 um 21:31