Das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) hat vergangene Woche ein Rating von Privatrenten veröffentlicht. Dabei wurden als getrennte Kategorie auch Index-Privatrenten analysiert. Insgesamt 16 Indexpolicen fanden die Prüfer vom IVFP "exzellent" oder "sehr gut" (FONDS professionell ONLINE berichtete).

Die Indexkategorie wird seitens des IVFP durch folgende Eigenschaften beschrieben: "Die Anlage der Beiträge findet ausschließlich im Sicherungsvermögen oder im sicherheitsorientierten Sondervermögen statt. Die künftigen Überschüsse kann der Kunde dazu verwenden, an einem (Aktien-)Index zu partizipieren. Die jährlichen Gewinnmöglichkeiten werden meist durch einen Cap und/oder durch Partizipationsquoten beschränkt. Der Versicherer gewährleistet außerdem ein gewisses Garantieniveau (meist Bruttobeitragsgarantie)."

Was Indexpolicen sind
Das ist starker Tobak, selbst für gestandene Vermittler. Wer in anderen Publikationen recherchiert, findet genauere Angaben zu den Vor- und Nachteilen, aber auch Verwirrendes. Zunächst einmal sind private Rentenversicherungen mit Indexpartizipation (Indexpolicen) im Grunde nichts anderes als konventionelle klassische Rentenversicherungen, bei denen die Überschussbeteiligung zur Finanzierung der Indexpartizipation verwendet wird, wobei die Renditen des Kunden durch Cap oder eine Quote begrenzt werden.

Kunden können also jedes Jahr wählen, ob sie die Überschüsse in Form einer Gutschrift erhalten oder diese gegen eine Partizipation an einem Index eintauschen möchten. Die Gewinne werden einmal jährlich gesichert. Verluste wirken sich nicht auf das Vertragsguthaben aus. Bei Verzicht auf die Indexbeteiligung bleibt es bei einer herkömmlichen, sicheren Verzinsung.

Wenn noch ein Index-Turbo hinzukommt
Inzwischen gibt es auch Gesellschaften, die eine Erhöhungsoption ("Index-Turbo") anbieten. Wählt der Kunde diese Option, werden zusätzlich zu den Überschüssen auch noch Anteile des Vertragsguthabens für die Indexpartizipation verwendet. Dadurch ist eine höhere Rendite möglich, aber "im Gegenzug kann das Vertragsguthaben von einem auf das andere Jahr sinken", sagt IVFP-Geschäftsführer Michael Hauer. Ein Vergleich der Kosten für die Erhöhungsoption sei nicht möglich, da diese auf verschiedenen Indizes mit unterschiedlichen Volatilitäten basiert, räumt Hauer ein. Die Transparenz lasse noch sehr zu wünschen übrig.

Daran hat sich kürzlich auch ein Wirtschaftsprofessor in seinem Finanzblog gerieben. Indexpolicen seien ein Paradebeispiel für eine "schiefe Wette", behauptet darin Hartmut Walz aus dem Bereich Betriebswirtschaftslehre der Hochschule Ludwigshafen. Daran wiederum hat sich das Institut für Finanzmarkt-Analyse (Infinma) gerieben. "Es lohnt sich ein detaillierterer Blick auf die Argumentation, die von halbrichtig, tendenziös bis hin zu einfach falsch reicht", kritisiert Infinma-Geschäftsführer Jörg Schulz den Blog-Beitrag in den hauseigenen "Infinma News" (pdf-Download). In der Sprache der Mainstreammedien würde man vieles aus dem Artikel als "Fake-News" bezeichnen, so seine harsche Kritik. Worum geht es?

Branchendebatte mit vernünftigen Argumenten für Makler
Walz bemängelt mehrere Produkteigenschaften von Indexpolicen. So beziehe sich die Beteiligung an den Chancen der Aktienmärkte nur auf einen geringen Teil des angelegten Geldes, nämlich bereits erwirtschaftete Überschüsse. "Richtig ist zwar, dass nur die Überschüsse dazu verwendet werden, die Indexpartizipation zu finanzieren", bestätigt Schulz. Bezugsgröße für die Beteiligung sei jedoch stets das gesamte vorhandene Deckungskapital der Versicherung. Damit profitierten auch die Sparbeiträge von einer positiven Performance der Indexanlage.

Zudem wird der Versicherungsnehmer keineswegs voll an einer positiven Indexentwicklung beteiligt, sondern seine Erfolgsbeteiligung wird – und zwar sehr ungünstig auf Monatsbasis – gedeckelt, moniert Walz. "Die Aussage kann richtig sein, trifft allerdings auf einen Teil der Produkte nicht zu", erwidert Schulz. Inzwischen gebe es mehrere Varianten von Indexpolicen, bei denen die Erfolgsbeteiligung gerade nicht auf Monats-, sondern auf Jahresbasis erfolge.

Der schlimmere Mangel in der Garantie ist, dass diese nur auf Nominalbeträge gewährt wird, moniert Walz in Bezug auf Indexpolicen. "Die Aussage ist zwar richtig, trifft aber für alle Arten von Rentenversicherungen zu", kontert Schulz. Und auch bei den von Walz präferierten ETF-Sparplänen gebe es keinen garantierten Inflationsausgleich.

Rat zur Auflösung der Indexpolice geht in die Irre
"Sollten Sie bereits eine solche Police in den letzten Jahren erworben haben, so ist mit höchster Wahrscheinlichkeit eine sofortige Auflösung das kleinste Übel – auch wenn Sie nur einen Teil Ihres Geldes wiedersehen", empfiehlt Walz seinen Lesern. "Eine solche Empfehlung kann nur jemand aussprechen, der für seine 'Ratschläge' nicht haftbar gemacht werden kann", ärgert sich Schulz. Pauschal die Kündigung eines Vertrages zu empfehlen, sei in den meisten Fällen nicht zielführend.

Letztlich werde versucht, mit fragwürdigen Argumenten ein Produkt zu diskreditieren, ohne auch nur ansatzweise eine sinnvolle Alternative aufzuzeigen, wertet Infinma den Artikel. Man dürfe nicht alles glauben, was Professoren sagen, heißt es. Infinma-Mitgeschäftsführer Marc C. Glissmann hatte Indexpolicen in seinem Vortrag beim Fachkongress 2019 der Maklergenossenschaft Vema detailliert analysiert.

Vor- und Nachteile von Indexpolicen
Generelle Vorteile von Indexpolicen sind laut Glissmann, dass der Kunde keine Anlageentscheidungen treffen muss, Transparenz durch Verwendung bekannter Indizes hat, keine Verlustrisiken für die Beiträge oder die Zuwächse der Vorjahre trägt und den Schutz einer konventionellen Rentenversicherung genießt. Nachteile: Die Renditechancen sind durch Cap oder Partizipationsquote begrenzt, der Erfolg hängt stark von der Volatilität der zugrunde liegenden Kapitalmärkte ab, und sinkende Überschussbeteiligungen wirken sich negativ auf die Indexpartizipation aus.

Fazit: Wer Indexpolicen vermittelt, muss viel Zeit in die Beratung investieren, andernfalls sind Enttäuschungen beim Kunden programmiert. Die Anbieter begreifen langsam, dass eine faire Aufteilung des Risikos zu vertretbaren Kosten über Wohl und Wehe von Indexpolicen in der Zukunft entscheidet (FONDS professionell ONLINE berichtete). (dpo)