Schon seit 2007 die Allianz die erste Indexpolice an den Markt brachte, werben Anbieter solcher Produkte mit einer charmanten Kombination: Die Policen sollen Sicherheit bieten und ihre Inhaber zugleich von den Renditen der Aktienmärkte profitieren lassen. Doch damit versprechen die Versicherer zu viel. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest die Zeitschrift "Finanztest" der Stiftung Warentest, die Indexpolicen unter die Lupe genommen und Renditeentwicklungen simuliert hat.

Die Redaktion geht mit den Zwitter-Policen hart ins Gericht: "Falsche Versprechen, intransparente Konstrukte und unkalkulierbare Renditen machen die Produkte für die Altersvorsorge ungeeignet", ist in dem Bericht zu lesen. Zudem sei das Missverständnis, bei der in der Police enthaltenen Indexbeteiligung handele es sich um einen ETF, möglicherweise einkalkuliert. 

Erklärungsbedürftige Funktionsweise
In Wahrheit handelt es sich bei der Indexbeteiligung um ein Finanzkonstrukt, dessen Erfolg von der Entwicklung des jeweiligen Underlyings abhängt. Schon die Funktionsweise von Indexpolicen ist erklärungsbedürftig: Bei diesen Produkten zahlt der Kunde regelmäßig Beiträge ein, die in das Sicherungsvermögen des Anbieters fließen. Erzielt der Versicherer Überschüsse, kann der Policeninhaber wählen: Entweder er lässt seine Überschussbeteiligung dem Vertragsvermögen gutschreiben oder er nutzt sie, um an der Entwicklung eines Index zu partizipieren. 

Wählen Kunden die Indexbeteiligung, kann ihre Rendite die Höhe der Überschussbeteiligung übersteigen, sofern sich das gewählte Barometer gut entwickelt. Läuft es schlecht, ist das eingesetzte Geld verloren. "Gerade zum Ende der Laufzeit kann dieser Wetteinsatz recht hoch werden", schreibt "Finanztest" und gibt ein Beispiel: Bei 50.000 Euro Vertragsvermögen und einem sicheren Überschusszins von 2,6 Prozent, wie ihn derzeit die Allianz vorsieht, könnten 1.300 Euro verloren gehen. 

Index im Plus, Police ohne Rendite
Zudem reicht es für eine erfolgreiche Wette nicht immer aus, dass der Index gut gelaufen ist. Der Grund dafür sind die Beteiligungsinstrumente, meist Quoten oder Caps, welche die bei einer positiven Indexentwicklung möglichen Erträge begrenzen. Die Bewegung der Indizes wird einmal pro Monat mit dem eingesetzten Instrument abgeglichen. Monate mit Verlusten werden dabei voll mitgenommen, solche mit Gewinnen aber nur zum Teil. Einbrüche können daher nicht so leicht wieder aufgeholt werden. Das Indexjahr kann dann mit null Prozent Rendite enden, obwohl der Index selbst in dieser Zeit ein Plus erzielt hat. 

"Finanztest" wollte in Erfahrung bringen, wie hoch die Chance ist, dass Indexpolicen trotz dieser Konstruktionen eine ordentliche Rendite einbringen. Dafür erstellte die Redaktion Simulationsrechnungen für Produkte, die einen Standardindex wie Dax, Euro Stoxx 50, S&P 500 oder MSCI World nutzen. Simuliert wurden dafür aus den historischen Monatsrenditen vom 31. Mai 2002 bis zum 31. Mai 2022 jeweils 100.000 mögliche Vertragsjahre – mit ernüchterndem Ergebnis.

Geringe Chancen
Die Allianz "Index Select" nutzt unter anderem den Euro Stoxx 50. Bei dieser Indexbeteiligung liegt die aktuelle Renditekappung bei 2,2 Prozent und die zusätzliche Beteiligungsquote bei 78,75 Prozent. "Damit kam in 76 Prozent der Simulationen eine Verzinsung der Indexbeteiligung von null heraus", schreibt "Finanztest". Oder anders ausgedrückt: Im Schnitt erzielte die Police in weniger als jedem vierten Jahr eine positive Rendite. 

Besser sieht es den Testern zufolge beim Tarif "Klassik modern Index Chance" des Versicherers Volkswohl Bund mit dem gleichen Index als Grundlage aus. Hier lag die Wahrscheinlichkeit, eine positive Jahresrendite zu bekommen, in den Simulationen immerhin bei 35 Prozent. Dafür seien die Tarife von Volkswohl Bund jedoch vergleichsweise teuer und die garantierten Werte niedriger als bei den anderen Angeboten.

Schwer zu durchschauende Indizes
"Finanztest" kritisiert außerdem, dass manche der in den Policen eingesetzten Indizes undurchsichtig seien. "Anbieter wie etwa Barmenia oder Württembergische setzen nicht auf die immerhin noch transparenten und nachvollziehbaren Standardindizes", schreibt das Magazin. Diese Versicherer berechneten ihre Indexbeteiligung auf Basis selbst konstruierter Indizes. Das mache die Renditeentwicklung noch undurchschaubarer für die Kundinnen und Kunden. Alles in allem kommt "Finanztest" zum Schluss: Wer langfristig Vermögen mit Aktienfonds aufbauen möchte, sollte das besser direkt mit einem ETF-Sparplan oder einer Fondspolice tun. (am)