Seit dem Jahr 2010 hat sich die Schaden- und Unfallversicherung (samt Rechtsschutz auch SHUKR abgekürzt) aus Sicht der Anbieter prächtig entwickelt und wuchs im Schnitt um 3,1 Prozentpunkte an den gesamten Erstversicherungsbeiträgen. Lediglich 2013 und 2021 gab es einen versicherungstechnischen Verlust, weil die Schadenaufwendungen höher waren als die Beitragseinnahmen. Eine Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) unter 100 Prozent signalisiert Gewinn, eine Quote darüber Verlust. Für 2023 weist die Branche eine Quote von 98 Prozent aus (2022: 94,6 Prozent), zeigt der "Marktausblick Schaden-/Unfallversicherung 2024" der Ratingagentur Assekurata.

Damit verbuchten die Schadenversicherer insgesamt einen "Gewinn von rund 1,5 Milliarden Euro, nachdem sie im Vorjahr bereits in die Gewinnzone zurückgekehrt waren", erläutert Dennis Wittkamp, Fachkoordinator Schaden-/Unfallversicherung bei Assekurata. 2021 waren die "Bilanzen sprichwörtlich verhagelt worden", es entstanden 1,5 Milliarden Euro Verlust, so Wittkamp.

Schäden treiben Beiträge stärker nach oben
Seither sind die Schadenbelastungen durch ausufernde Inflation, häufigere Schäden und herausfordernde wirtschaftliche Rahmenbedingungen weiter gestiegen, doch die Branche konnte mit Beitragsanpassungen und Einsatz von Schwankungsrückstellungen diese Entwicklung teilweise mildern. Die Beitragseinnahmen stiegen mit 6,7 Prozent deutlich stärker als im langjährigen Durchschnitt (3,2 Prozent). "Besonders in der Wohngebäudeversicherung konnten signifikante Mehreinnahmen erzielt werden, während die Anpassungen in der Kraftfahrtversicherung weit unter den wirtschaftlich notwendigen Maßnahmen blieben", urteilt Wittkamp. Der Wettbewerbsdruck in der Kfz-Versicherung verhindere eine schnellere Erholung der Sparte.

Tatsächlich drückten steigende Schadenkosten (Inflation) auf die Ergebnisse. Die wettbewerbsorientierte Prämiengestaltung 2022/2023 habe für keine Stabilisierung der Ertragssituation in der Kfz-Versicherung gesorgt. "In diesem Jahr sind erneut versicherungstechnische Verluste zu erwarten", prognostiziert Wittkamp. Damit sei der Zyklus positiver Erträge 2014 bis 2021 endgültig beendet.

Kfz-Versicherung weiter in roten Zahlen
Nach einer Modellrechnung von Assekurata müssten die Beiträge 2024 um 18 Prozent steigen, um eine ausgeglichene Schaden-Kosten-Quote von 100 Prozent zu erreichen. Wollte die Branche in die Gewinnzone zurückkehren, also beispielsweise eine Combined Ratio von 95 Prozent erreichen, müssten die Beiträge gar um 24 Prozent steigen. Unterstellt wurde in der Prognose eine Schaden- und Kostensteigerung von 12,5 Prozent.

Mit Ausnahme der Kraftfahrtversicherung positionierten sich 2023 alle Versicherungszweige als Ertragsträger. Für 2024 rechnet Assekurata branchenweit mit erneuten deutlichen Beitragsanpassungen, auch in der Wohngebäudeversicherung. "Obwohl der Anpassungsfaktor mit 7,4 Prozent deutlich unter dem Vorjahreswert von 14,7 Prozent liegt, steigen die Prämien im aktuellen Jahr damit erneut deutlich überdurchschnittlich", betont Geschäftsführer Reiner Will. Für 2025 rechnet er mit einem geringeren Anpassungsfaktor, der aber immer noch über dem langjährigen Mittel von 4,3 Prozent liegen werde.

Wohngebäudeversicherung nach Preiswelle in ruhigerem Fahrwasser
Die Wohngebäudeversicherung sei durch eine automatische Anpassungsklausel dem Wettbewerb weitgehend entzogen. Inflationsbedingt werde der Durchschnittsbeitrag 2024 erneut deutlich ansteigen und spürbar über 650 Euro liegen. Nach Schätzungen von Assekurata betreiben über 20 Gebäudeversicherer eine Art Opting-out für den Elementarschadenschutz. Dennoch dürfte es Jahre dauern, bis über das mäßige Neugeschäft die derzeitige Quote von 54 Prozent Elementarschutzanteil eine maßgebliche Größe erreicht. Daher bleibe das Thema Pflichtversicherung für Elementarschäden akut.

Das laufende Jahr stellt die deutschen Schaden-/Unfallversicherer aus Ertragssicht vor zahlreiche Herausforderungen. "Die Inflation wird die Schadenkosten unabhängig von der Schadenhäufigkeit weiter in die Höhe treiben und die bisherigen Beitragsanpassungen werden voraussichtlich nicht ausreichen, um die steigenden Kosten auszugleichen", so Wittkamp. Die Margen blieben in den kommenden Jahren vergleichsweise gering. Unter der Annahme deutlicher Prämienanpassungen könnte die Kfz-Versicherung bis 2026/27 wieder in die Gewinnzone zurückkehren und damit auch die Ergebnissituation der gesamten Schaden- und Unfallversicherung verbessern. (dpo)


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