Die betriebliche Krankenversicherung (bKV) wächst weiter dynamisch. Ende 2021 boten 18.200 Firmen ihren Mitarbeitern eine komplett vom Arbeitgeber gezahlte bKV an. Das entspricht 38,9 Prozent Wachstum gegenüber 2020. Die Zahl der so zusätzlich privat Versicherten stieg um 54 Prozent auf 1,58 Millionen Versicherte an, berichtet der PKV-Verband. Im Jahr 2015 waren es erst 570.000 Versicherte gewesen, auch weil steuerliche Nachteile die bKV bis 2019 ausgebremst hatten.

Die "Krankenversicherung vom Chef" liegt weiter im Trend: Mehr als die Hälfte der Firmen, die noch keine bKV anbieten (54 Prozent), steht ihr offen gegenüber, beschäftigt sich konkret damit oder plant bereits, eine abzuschließen. Das ergab eine Studie des Marktforschungsinstitutes Infas Quo unter Arbeitgebern. Ein Drittel des Neugeschäfts 2021 in der bKV ging übrigens an die Allianz.

Was Arbeitnehmer von der bKV halten
Für Vermittler lohnt es also, Firmenkunden auf die bKV anzusprechen. Bei Arbeitnehmern rennen sie damit offene Türen ein – ein guter Anknüpfungspunkt für das Gespräch mit Firmenkunden. Neueste Daten und Argumente zu Präferenzen von Arbeitnehmern nennt eine Online-Befragung der Forschungsgruppe g/d/p in Hamburg unter 558 Angestellten. Sie sollten unter 13 vorgegebenen klassischen Versicherungsbestandteilen der bKV jeweils ihre Favoriten respektive unwichtige Bestandteile nennen.

Ergebnis: Am wichtigsten ist Arbeitnehmern die Bezahlung der Zahnbehandlung vom Chef, sagen 77 Prozent der Befragten. Dicht dahinter liegen Vorsorgeuntersuchungen (76 Prozent), Zahnersatz (75 Prozent), schnellere Facharztterminbuchung (75 Prozent) und Sehhilfen (74 Prozent). Dabei waren Mehrfachnennungen erlaubt – siehe folgende Grafik.

 

Quelle: g/d/p


Zahnbehandlung ist der Favorit
Gefragt sind ganz offensichtlich Leistungen, bei denen die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) erhebliche Lücken aufweist. So lassen sich durch die bKV teure Zahnbehandlungen finanziell abfedern. Die Befragung erfasste sowohl Arbeitnehmer, deren Arbeitgeber bereits eine bKV bieten, als auch Arbeitnehmer, die noch nicht in den Genuss kommen. Bei den Antworten der bKV-Nutzer wurde leider nicht unterschieden, ob es sich um einen Budgettarif oder ein Bausteinmodell handelt.

Die Umfrage zeigt einige Unterschiede zwischen Nutzern der bKV und solchen Angestellten, die noch keine bKV in Anspruch nehmen können. Bei den bKV-Nutzern ist die Zustimmung insgesamt über alle Leistungsmerkmale stärker ausgeprägt. Sie haben eben schon praktische Erfahrungen und weisen zum Beispiel bei der Zahnbehandlung mit 85 Prozent einen höheren Anteil an Zustimmung auf als diejenigen, die noch keine Berührung mit der bKV haben (74 Prozent).

bKV-Nutzer wissen auch Zahnreinigung zu schätzen
In zwei Leistungsbereichen ist die Präferenz der erstgenannten Gruppe deutlich höher: Zahnreinigung favorisieren ebenfalls 85 Prozent der bKV-Nutzer, während die Nichtnutzer da nur 62 Prozent Zustimmung signalisieren (Durchschnitt: 68 Prozent). Ähnlich bei der Prävention: 81 Prozent der bKV-Nutzer sehen eine hohe Priorität, während Nicht-Nutzer nur auf 50 Prozent kommen (Durchschnitt: 59 Prozent).

Interessant für Vermittler dürften auch neueste Informationen zu Produkten und zum bKV-Vergleich sein. So lässt die Allianz in ihrem 2021 eingeführten arbeitgeberfinanzierten Budgettarif neuerdings auch Familienangehörige der Mitarbeiter über ein Gesundheitsbudget absichern – allerdings auf eigene Kosten (ohne Gesundheitsprüfung). Geboten werden drei Budgetpakete mit je fünf Budgetstufen zwischen 300 und 1500 Euro, deren Leistungen mit denen der arbeitgeberfinanzierten Budgettarife identisch sind.

Allianz bietet Familienangehörigen Budgettarife
Bei einem Budgettarif können alle versicherten Leistungen ab dem ersten Tag der Versicherung so lange und oft in Anspruch genommen werden, bis die tariflich vereinbarten Höchstbeträge ("Budgets") aufgebraucht sind. Hintergrund: Im Rahmen der bKV schließt der Arbeitgeber mit einem privaten Krankenversicherer über einen Gruppenvertrag für seine Belegschaft eine Zusatzpolice ab.

Gesetzlich Krankenversicherte kommen damit in den Genuss umfangreicherer medizinischer Leistungen als die gesetzlichen Kassen ansonsten gewähren würden. Meist ist das Preis-Leistungs-Verhältnis bei Gruppenverträgen sehr gut. Zudem gibt es keine oder nur vereinfachte Gesundheitsprüfungen und auch Vorerkrankungen sind vielfach mitversichert. Im Gegensatz zu privaten Einzelversicherungen gibt es auch keine Wartezeiten.

Ergebnisse von Ratings und Marktanalysen
Beim jüngsten bKV-Kompetenz-Rating des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung schnitten kürzlich sieben Anbieter exzellent ab (in alphabetischer Reihenfolge): Allianz, Axa, Bayerische Beamtenkrankenkasse, DKV, Hallesche, R+V und Süddeutsche.

Beim bKV-Update 2022 des Hamburger Analysehauses Ascore wurden 217 Tarife in zwölf bKV- Kategorien auf den neuesten Stand gebracht oder neu aufgenommen. Die meisten aktuellen Budgettarife entfallen nach Beobachtung von Ascore auf zwei Kategorien: Budgettarife mit Leistungen aus dem ambulanten und dentalen Bereich sowie Zahn-Budgettarife. Einzelheiten bekommen Vermittler im "Ascore Navigator" (externer Link). (dpo)