Es ist mittlerweile ein Gemeinplatz: Die dauerhaft niedrigen oder negativen Zinsen verhageln Lebensversicherern die Erträge, was natürlich auch die Kunden zu spüren bekommen. Weil die Allianz Leben der größte deutsche Lebensversicherer mit entsprechend vielen Klienten ist, schaut die Branche mit Interesse darauf, wie hoch dessen Verzinsungen für die Verträge ist – sicher orientieren sich einige Mitbewerber ebenfalls daran. Die Entscheidung für das kommende Jahr ist nun gefallen: Kunden der Allianz Leben erhalten 2021 weniger Erträge aus ihren Lebens- und Rentenversicherungen gutgeschrieben. 

Für das "Vorsorgekonzept Perspektive", das über ein alternatives Garantiekonzept verfügt, bietet die in Stuttgart ansässige Gesellschaft eine Gesamtverzinsung von 3,2 Prozent. Bei klassischen Lebens- und Rentenversicherungen liegt sie bei 2,9 Prozent. Das sind für alle genannte Produkte jeweils 0,2 Prozentpunkte weniger als für 2020. Die in der Gesamtverzinsung enthaltene laufende Verzinsung liegt für das Perspektive-Angebot bei 2,4 Prozent, für die Klassik-Variante bei 2,3 Prozent.

Axa senkt ebenfalls Verzinsung
Eine Reihe von Mitbewerbern hat schon vor der Allianz eine Senkung der Ausschüttungen festgelegt. Die Axa etwa passte die laufende Verzinsung ihrer Lebenspolicen im kommenden Jahr von 2,9 auf 2,6 Prozent nach unten an. Die Gesamtverzinsung einschließlich des Schlussgewinns und der Beteiligung an den Bewertungsreserven fällt dabei um 0,3 Prozentpunkte auf 3,4 Prozent. Die Ideal Versicherung aus Berlin, die ihre laufende Verzinsung für 2020 noch angehoben hatte und Kunden die höchsten Renditen gewährte, senkt jene für das kommende Jahr um 0,3 Prozentpunkte auf 3,0 Prozent. Die Gesamtverzinsung beträgt damit 3,7 Prozent.

Andere Versicherer halten die Verzinsung – Stand Anfang Dezember – stabil. Die Nürnberger wird 2021 eine Gesamtverzinsung inklusive Schlussüberschuss von 2,49 Prozent bieten. Die laufenden Bezüge liegen weiter bei 2,25 Prozent. Ebenso die Alte Leipziger: Die Tarife der sogenannten "Neuen Klassik" offerieren unverändert eine laufende Verzinsung von 2,35 Prozent bei einem Gesamtertrag von 2,65 Prozent. Die klassischen Produkte gewähren weiter 2,25 oder 2,5 Prozent als Gesamtverzinsung. Die Lebensversicherung von 1871 (LV 1871) bietet 2021 für Klassik-Policen unverändert eine laufende Verzinsung von 2,40 Prozent

Aktuare empfehlen weitere Senkung von Garantiezins
Generell dürften die Zinsen für Lebenspolicen in Zukunft weiter dahinschmelzen. Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) hat gestern (2.12.) dafür plädiert, den für klassische Lebenspolicen mit garantierter Verzinsung maßgebenden Höchstrechnungszins für Neuverträge ab 2022 auf 0,25 Prozent zu senken.

Seit 2017 liegt dieser Wert bei 0,9 Prozent, eine von der DAV empfohlene Änderung auf 0,5 Prozent für das kommende Jahr scheiterte an organisatorischen Hürden (FONDS professionell ONLINE berichtete ausführlich). "Der Höchstrechnungszins ist unverändert ein wichtiges Instrument zur Sicherstellung der dauernden Erfüllbarkeit der handelsrechtlichen Zinsverpflichtungen", erläutert DAV-Vorstandsvorsitzender Guido Bader die Notwendigkeit dieser vom Bundesfinanzministerium festgelegten Orientierungsgröße, das sich aber an den Empfehlungen der Aktuare orientiert. (jb)