Zinswende hin oder her: Die meisten Inhaber von Lebensversicherungen dürfen Branchenexperten zufolge bis auf Weiteres nicht auf eine steigende Verzinsung ihrer Policen hoffen. Dies berichtet das "Handelsblatt" und bezieht sich dabei auf Meldungen der Agenturen "dpa" und "dpa-AFX". 

"Ich würde in den nächsten drei bis fünf Jahren bei klassischen Kapitallebensversicherungen nicht mit einem Anstieg der laufenden Verzinsung rechnen", sagte Herbert Schneidemann, Vorstandschef der Versicherungsgruppe die Bayerische und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung, den Agenturen. Ein schnellerer Zinsanstieg sei bei Lebensversicherungen vorstellbar, bei denen Kunden nur einmalig einen Beitrag entrichten.

Zuerst stille Lasten abbauen 
"Die Zinszusatzreserve ist mit rund 100 Milliarden Euro Ende 2021 im Schnitt ausfinanziert", erklärte Schneidemann. Daher müssten viele Versicherer kein weiteres Geld mehr zurückstellen, um Altverträge mit hohen Garantien von bis zu vier Prozent abzusichern. Andererseits entstehen in den Bilanzen der Lebensversicherer stille Lasten, wenn die Zinsen steigen. Schneidemann rechnet damit, dass viele Unternehmen diese erst einmal abbauen werden, bevor sie die Überschussbeteiligung für ihre Kunden erhöhen.

Wer eine Lebensversicherung abschließen möchte, wird nach Schneidemanns Ansicht noch eine ganze Zeit lang warten müssen, bis wieder höhere Garantiezinsen zu bekommen sind. Aktuell liegt der Höchstrechnungszins für Neuverträge bei 0,25 Prozent. "Ich glaube, dass es noch ein paar Jahre dauern wird, bis der Höchstrechnungszins wieder steigt – sofern sich das Zinsniveau weiter stabilisiert", so Schneidemann. 

Teurere Policen
Wegen der hohen Inflation müssen sich Verbraucher gleichzeitig darauf einstellen, dass Schaden- und Unfallversicherungen teurer werden, schreibt das "Handelsblatt". So sei beispielsweise die Gebäudeversicherung vom extrem starken Anstieg der Baukosten betroffen. (am)