Die Ergo und die Generali fühlen derzeit vor, ob und zu welchem Preis sie ihre Bestände an klassischen Lebenspolicen abgeben können – im Fachjargon "Run-off" genannt. Einige Gesellschaften wie die Swiss Re oder die britische Resolution Group hätten bereits ihr Interesse signalisiert, berichtet die Zeitung "Die Welt" unter Berufung auf eine Meldung von Reuters. Auch der britische Finanzinvestor Cinven, der mit der Run-off-Plattform Viridium bereits in Deutschland aktiv ist, sei bereit, das Kapital für den Kauf der Bestände aufzubringen. Allerdings sind Insider, die mit Reuters gesprochen haben, sehr skeptisch, was das Gelingen der Pläne angeht. Grund ist die Finanzaufsicht Bafin.

Den Bankern und Managern aus der Branche zufolge ist es nämlich alles andere als ausgemacht, ob die Behörde den Verkauf so großer Bestände genehmigen würde. Und wenn ja, dann könne es bis zur Durchführung noch Jahre dauern. "Ob die Bafin Ergo und die Münchener Rück aus der Pflicht entlässt, ist längst nicht ausgemacht", sagte ein Insider der Nachrichtenagentur.

"Die Hürden für einen Verkauf sind weiterhin sehr hoch", hieß es den Medien zufolge in Aufsichtskreisen weiter. Frank Grund, Bafin-Exekutivdirektor für die Assekuranz, hatte erst kürzlich öffentlich bekräftigt, dass die Aufsicht die Belange der Versicherten wahren werde – und zwar nicht nur in finanzieller Hinsicht. Je größer der Bestand, desto größer seien auch die Anforderungen an einen Käufer, die Kunden und die Kapitalanlagen zu managen.

Nur Erlaubnis für Übernahme relativ kleiner Bestände
Die Bonner Behörde hat bisher nur den Verkauf von fünf kleineren Beständen genehmigt, zuletzt den der Arag Leben. Ermutigt fühlen sich verkaufswillige Versicherer vor allem von der Erlaubnis für Viridium, den Bestand der ehemaligen Mannheimer Leben zu übernehmen, die 2002 von der Branche in Deutschland aufgefangen worden war. "Darauf haben alle gewartet", sagte ein hochrangiger Manager gegenüber Reuters. Denn die Aufsichtsbehörde pochte stets darauf, dass die Kunden unter einem neuen Eigentümer nicht schlechter gestellt werden als vorher – ein Käufer der Ergo-Policen müsste dementsprechend so kapitalstark sein wie die Münchener Rück.

Swiss Re und Cinven wollten sich laut der Meldung nicht zu den Informationen äußern. Die Schweizer wollen das Geschäft mit der Verwaltung von Lebensversicherungsbeständen aber erklärtermaßen ausbauen. Im Mittelpunkt steht für sie bislang Großbritannien. Resolution sei für eine Stellungnahme nicht erreichbar gewesen.

"Wir konnten schon in drei Fällen zeigen, dass die Bestände bei uns in guten Händen sind", sagte dagegen Viridium-Chef Heinz-Peter Roß zu Reuters. "Wir können schneller, schlagkräftiger und in Summe effizienter sein als ein traditioneller Versicherer, bei dem das Managen inaktiver Bestände nicht im strategischen Fokus ist." (jb)