Star-Investor Warren Buffett hat wieder zugeschlagen – und zwar gleich mehrfach. Innerhalb von sechs Wochen hat er drei Megadeals abgeschlossen. Für Aktienpakete des Ölkonzerns Occidental und des PC- und Druckerherstellers HP gab er gut zehn Milliarden US-Dollar (9,2 Mrd. Euro) aus. Und für den Versicherer Alleghany ließ er 11,6 Milliarden Dollar (10,7 Mrd. Euro) springen – zugleich die größte Übernahme seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway seit 2016. Zuvor hatte sich Buffett jahrelang sehr zurückgehalten, was dazu führte, dass er schließlich auf einer Barreserve von rund 144 Milliarden Dollar (133 Mrd. Euro) saß! Nun ist aber seine Zeit gekommen, wie das "Handelsblatt" schreibt. Ein wichtiger Grund: Berkshire Hathaway sei so positioniert, dass es von vermutlich steigenden Zinsen profitieren kann. 

Die Wirtschaftszeitung führt dazu weiter aus, dass Beteiligungsfirmen mit viel Geld in der Kasse die Kaufpreise für Unternehmen in den vergangenen Jahren in die Höhe getrieben haben. Doch die Situation habe sich jetzt geändert, erklärt Thomas Kleber, Investmentchef von Pecora Capital in New York: "Die Private-Equity-Branche ist abhängig von Fremdkapital, und wenn die Zinsen steigen, steigen damit auch die Verpflichtungen. Das könnte Buffett einen entscheidenden Vorteil bringen", zitiert ihn das Handelsblatt. Denn Berkshire sei konservativ aufgestellt und schuldenfrei.

Vorsorge für die Zukunft
Dem 91jähigen Buffett sei es zudem wichtig, den Konzern, den er seit 57 Jahren führt, gut aufgestellt zu hinterlassen. Zwar sei er noch weit davon entfernt, in Rente zu gehen. Allerdings gehen alle davon aus, dass der Starinvestor irgendwann in dieser Dekade vermutlich die Führung an seinen designierten Nachfolger Greg Abel übergeben werde, der derzeit die Energiesparte Berkshire Hathaway Energy leitet. Und dieser kann dann mit einem gut sortierten Portfolio weitermachen, an dem Buffett gerade arbeitet. 

Buffetts Investment in Occidental solle ferner Abels Sparte stärken. Zwar investiert Berkshire kräftig in erneuerbare Energie. Dennoch kaufte es Aktien des Ölunternehmens im Wert von gut sieben Milliarden Dollar (6,5 Mrd. Euro), wie der Konzern im März offenbarte, und hält nun gut 13 Prozent der Anteile. In der Branche wird darüber spekuliert, ob er den Konzern nicht komplett übernehmen will. Mit einem Börsenwert von 58 Milliarden Dollar (54 Mrd. Euro) läge Occidental in Buffetts präferierter Größe.

Zweites Apple?
Überrascht habe aber viele die Beteiligung am IT-Konzern HP, die Anfang April bekannt gegeben wurde. Berkshires 11,5-Prozent-Anteil ist rund fünf Milliarden Dollar wert. Schließlich hatte sich Buffett lange gescheut, in Tech-Unternehmen zu investieren, weil er davon nichts verstehe. Allerdings hat er seit 2016 auch Apple im Portfolio – mittlerweile mit 44 Prozent die mit Abstand größte Position. 

Ob HP das Zeug hat, ähnlich erfolgreich zu werden, müsse sich zeigen. Die HP-Aktie war in diesem Jahr großen Schwankungen ausgesetzt. Sie stieg nach Buffetts Einstieg deutlich an, liegt nun jedoch etwa auf dem Niveau von Anfang Januar. (jb)