Die Riester-Rente steht seit Jahren in der Dauerkritik. Insbesondere die Kosten sind Politikern, Verbraucherschützern und anderen, die sich auf der Seite der Kunden schlagen, ein Dorn im Auge. Die Bürgerbewegung Finanzwende um Gerhard Schick, den ehemaligen Finanzexperten der Bundestagsfraktion "Die Grünen", hat die Kostendiskussion bei der staatlich geförderten Altersvorsorge nun erneut angestoßen und die Gebühren von 65 Riester-Rentenversicherungen unter die Lupe genommen. 

Die Untersuchung von Schick und seinen Mitstreitern kommt zu dem Ergebnis, dass unterm Strich bei einem durchschnittlichen Vertrag nahezu jeder vierte eingezahlte Euro für Gebühren draufgeht. In der Spitze sind es sogar 38 von 100 Euro von Beitrag und Zulagen. Die Daten für die Analyse stammten aus Muster-Produktinformationsblättern der Anbieter nach den Vorgaben der Produktionsinformationsstelle Altersvorsorge (PIA), die Angebote im staatlichen Auftrag zertifiziert. Basis der Berechnung ist ein 37 Jahre alter Sparer, der für 30 Jahre jeweils 1.200 Euro inklusive Zulage in die Police einzahlt (Details der Analyse finden Sie hier). 

Produkte mit geringen Kosten liefern niedrige Renditen
Schick und Konsorten führen in der Untersuchung weiter aus, dass es auch nicht helfe, einfach ein Produkt mit niedrigen Kosten von acht oder neun Euro pro Beitrag und Zulagen zu nehmen, die es auch gibt. Denn das Gros dieser Rentenpolicen liefere nur sehr mickrige Renditen: "Wenn für den Muster-Sparer nach 30 Jahren erwartungsgemäß weniger als 0,5 Prozent Rendite rausspringen, liegt er bei einer Teuerung von 1,8 unterm Strich im Minus. So hoch lag die durchschnittliche Inflationsrate der vergangenen 30 Jahre", schreibt die Bürgerbewegung in einer Pressemitteilung.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) hat beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) um eine Stellungnahme zu der Untersuchung gebeten und bekommen: Der Verband kritisiert die Methode der Analyse von Finanzwende. Sie würde – so das Fazit ohne Berücksichtigung der komplexen Details – "prozentuale Mondwerte" bei den Kosten verwenden.

Vorbild Schweden
Der Anlass dieser Analyse beziehungsweise der Diskussion sind die aktuellen Bestrebungen der Bundesregierung, die Riester-Rente zu reformieren und ein kostengünstiges Standard-Produkt einzuführen. Finanzwende möchte Riester aber völlig abschaffen.  "Das Konzept Riester-Rente erweist sich nach 18 langen Jahren und vielen erfolglosen Reformversuchen als nicht tragfähig. Viel zu viele der Produkte sind ineffizient. Das eigentliche Ziel – die Altersvorsorge der Bürger aufzubessern – wird so vielfach verfehlt", heißt es in der Mitteilung.

Die Bürgerbewegung und trommelt daher für einen für ein staatlich organisiertes Vorsorgeprodukt nach dem Vorbild Schwedens. In dem skandinavischen Land zahlen die Bürger quasi automatisch in den staatlich verwalteten Aktienfonds AP7, es sei denn der Anleger entscheidet sich aktiv für ein anderes Produkt. Der Musterkunde der Bürgerbewegung würde in Schweden nach 30 Jahren rund 16.600 Euro mehr auf dem Konto haben, wenn man eine Wertenwicklung von fünf Prozent unterstellt. (jb)