Drei Wochen ist es her, dass die Offenlegungsverordnung der Europäischen Union (EU) in Kraft trat. Das Vorschriftenpaket legt Finanzdienstleistern und Vermittlern eine Auskunftspflicht darüber auf, wie sie Nachhaltigkeitsaspekte bei Investments oder der Beratung berücksichtigen. FONDS professionell ONLINE berichtete in einer sechsteiligen Serie ausführlich darüber. 

Die größten deutschen Lebensversicherer halten sich natürlich an die Vorgaben, allerdings nutzen einige aus, dass der europäische Gesetzgeber großen Freiraum bei der Umsetzung der Verordnung lässt. Das lässt sich aus einer Stichprobe des Analysehauses Franke und Bornberg bei den Internetauftritten der Allianz, Axa, Debeka, Ergo, Generali, HDI, HUK-Coburg, R+V, Versicherungskammer Bayern (VKB) und Zurich ablesen.

Masse statt Klasse
Demnach setzen einige Gesellschaften bei den Infos zur Nachhaltigkeitsstrategie auf das Prinzip "Masse statt Klasse". So betrage der Umfang der Pflichtangaben im Schnitt sate sieben DIN-A-4- Seiten. "Nicht immer besteht aber ein Zusammenhang zwischen Länge und Informationsgehalt", so das Verdikt von Franke und Bornberg. 

Zudem seien die Informationen auf einigen Internetseiten kaum zu finden. In einem Fall mussten die Analysten sogar extra anfragen, wo diese eingestellt seien. Dagegen verlinken die Allianz, Ergo, VKB und Zurich zusätzlich auf den jeweiligen Produktseiten zu den zentralen Nachhaltigkeitsangaben.

 

Understatement bei einigen Gesellschaften
Ferner fördert die Stichprobe zutage, dass alle zehn Versicherer Ausschlusskriterien wie das Verbot der Investition in Waffen- oder Kohle-Produzenten anwenden. Drei gehen noch einen Schritt weiter und orientieren sich zusätzlich an einer Positivliste. Sechs von zehn Unternehmen haben auch die PRI-Konvention der Vereinten Nationen unterzeichnet, eine Investoreninitiative zur Förderung von Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage. 

Drei von ihnen verpflichten sich zusätzlich auf die "UN-Principles for Sustainable Insurance" (PSI), also die UN-Prinzipien für nachhaltige Versicherungen. Bemerkenswert ist, dass laut Franke und Bornberg einige Versicherer sich schlechter oder weniger nachhaltig präsentieren, als sie sind. Sie verzichten, wissentlich oder unbeabsichtigt, auf Angaben, beispielsweise beim Ausschlusskriterium Waffen oder der Unterzeichnung der PRI. (jb)