Das Analysehaus Morgen & Morgen (M&M) hat zum dritten Mal nach 2018 und 2019 die Unisex-Tarife der privaten Kranken-Vollversicherung (PKV) auf Stabilität geprüft. Das "M&M Rating PKV Beitragsstabilität" gibt es zwar schon seit 2006. Doch nachdem die Gesellschaften ab Dezember 2012 Unisextarife anbieten mussten, war eine exakte Beitragshistorie der letzten fünf Jahre und damit eine seriöse Bewertung der historischen Beiträge nicht mehr möglich. Am Markt gab es plötzlich ausschließlich neu kalkulierte Tarife. In den ersten Folgejahren fielen die Beitragsanpassungen entsprechend sehr gering aus.

Folglich wurde das "M&M Rating PKV Beitragsstabilität" ausgesetzt. Seit 2018 ist aber eine Bewertung der Beitragshistorie der letzten fünf Jahre wieder möglich. Im Rating-Jahrgang 2020 werden wiederum alle Neugeschäftsbeiträge und Beitragsanpassungen der PKV-Tarife marktweit verglichen und zu einer Bewertung pro Tarifkombination aggregiert.

PKV-Markt agiert preisstabil
Ergebnis: Durchschnittlich stiegen die Beiträge um 1,77 Prozent gegenüber dem Rating 2019. Das ist ein Anstieg um 0,09 Prozentpunkte. Zum Vergleich: 2019 waren die Beiträge im Schnitt um 0,24 Prozentpunkte gegenüber 2018 gestiegen. Der Mittelwert der relativen Beitragssteigerungen im neuen Jahrgang variiert zwischen 1,27 Prozent Beitragsrückgang und 6,95 Prozent Beitragsanstieg.

"Nur bei knapp sieben Prozent der bewerteten Tarife sind die Beiträge in den letzten fünf Jahren tendenziell gesenkt oder gar nicht angepasst wurden", erläutert M&M-Geschäftsführer Pascal Schiffels. Für den Großteil der anderen Tarife bleiben die Beitragserhöhungen mit 1,9 Prozent im Mittel auf einem moderaten Niveau.

Vor der Umstellung auf Unisex-Tarife Ende 2012 lag das Anpassungsniveau noch bei durchschnittlich knapp fünf Prozent pro Jahr, heißt es bei M&M. Die jetzige Anpassung sei also immer noch verhältnismäßig günstig. "Auch in den folgenden Jahren rechnen wir mit Anpassungen", so Schiffels. Gründe seien unter anderem die Weiterentwicklung der Medizin und der Einsatz von neuen Technologien. Die stetig steigende Lebenserwartung erhöhe zudem die Gesundheitskosten.

Starke Differenzierung oft bei ein und demselben Anbieter
Die Analysten haben insgesamt 916 Tarifkombinationen von 29 Versicherern untersucht. Es fehlen die Süddeutsche sowie die Freie Arzt- und Medizinkasse der Angehörigen der Berufsfeuerwehr und der Polizei. Eine ausgezeichnete Bewertung und somit fünf Sterne im Rating erhielten 266 Tarife (29 Prozent), sehr gute Noten weitere 278 Tarife. Schwach bzw. sehr schwach wurden 156 Tarife befunden. Viele Versicherer haben zugleich beitragsstabile und beitragssteigerungsanfällige Tarife im Programm (hier geht es zur Gesamtübersicht des Ratings).

Mit großer Spreizung zwischen einerseits stabilen und andererseits stark steigenden Beiträgen bewegt sich die Tarifpalette laut Rating insbesondere bei Allianz, Axa, Barmenia, Concordia, Inter, Nürnberger, Signal Iduna und Württembergische. Central und DEVK haben ihre Unisex-Vollkostentarife in den letzten fünf Jahren dagegen am wenigsten verteuert. Niedrige Anpassungen gab es auch bei der Continentale, deren Tarife nur sehr gute oder ausgezeichnete Noten bekamen.

Mit Hilfe des Ratings wird für Makler die wohl wichtigste Frage ihrer Kunden beantwortet: die nach der Höhe der Beitragsanpassungen. "Aus der Vergangenheit lässt sich die Antwort nicht ohne weiteres in die Zukunft extrapolieren, dennoch liegt ein relevanter Indikator hinsichtlich einer Entscheidung für oder gegen einen Tarif vor", so Schiffels.

Von auslösenden Faktoren und Ratingkriterien
Neben der bloßen Betrachtung der Neugeschäftsbeitragsentwicklung eines Tarifs müssen weitere Faktoren beachtet werden. Ein nicht unwesentlicher Einfluss hierbei sei der "auslösende Faktor". Das bedeutet: Es wird überprüft, ob die Leistungsausgaben aus einem Tarif durch die Beitragseinnahmen gedeckt sind. Der Schwellenwert für die Beitragsanhebung liegt laut Gesetz bei zehn Prozent, es sei denn, in den Versicherungsbedingungen ist ein geringerer Prozentsatz vorgesehen (FONDS professionell ONLINE berichtete).

Wird die Schwelle manchmal erst nach mehreren Jahren übersprungen, fällt die nachfolgende Beitragsanpassung umso höher aus. Dies war zuletzt bei privaten Pflege-Tagegeldversicherungen häufiger der Fall, weil die beiden auslösenden Faktoren "Leistung" und "Sterblichkeit" vermehrt die Schwelle überschritten hatten.

Beim Rating werden alle Tarifkombinationen der Berufsgruppen "Normal", Humanmediziner und Zahnmediziner untersucht, die zwei Kriterien erfüllen:

  • Es waren Neugeschäftsbeiträge in den Jahren 2015 bis 2020 vorhanden.
  • Es waren Neugeschäftsbeiträge für die Eintrittsalter 21 bis einschließlich 50 vorhanden.

Das komplette Ratingverfahren finden Leser hier. (dpo)