Die deutschen Lebensversicherer mussten 2023 einen Rückgang bei den Bruttobeiträgen hinnehmen. Das geht aus den Daten für 2023 hervor, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in seiner neuen Broschüre "Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2024" kürzlich veröffentlicht hat.

Die Gesellschaften melden für 2023 Bruttobeiträge für Lebensversicherungen, Pensionskassen und -fonds in Höhe von 92,2 Milliarden Euro – fünf Prozent weniger als 2022. Auch das Neugeschäft lief schleppend: Nur 4,42 Millionen neue Verträge kamen hinzu, und damit kaum mehr als 2022, als der absolute Tiefstand registriert worden war (4,41 Millionen).

Nachfrage zu Zahlen beim bAV-Umsatz
Konkrete Zahlen zur bAV werden im summarischen Jahresrückblick des GDV diesmal nur bruchstückhaft genannt. So stieg der bAV-Anteil bis Ende 2023 bei der Zahl der LV-Bestandsverträge minimal von 19,3 auf 19,4 Prozent. Das entspricht 16,55 Millionen bAV-Policen als Teil von 85,5 Millionen LV-Policen insgesamt. Gemessen an den Bestandsbeiträgen (nur laufender Beitrag) wuchs der bAV-Anteil sogar von 24,2 auf 24,5 Prozent. Auf Nachfrage von FONDS professionell ONLINE nannte der GDV für 2023 über 16 Milliarden Euro bAV-Bestandsbeiträge (nur laufender Beitrag). Zum Vergleich: Ende 2020 hatten die Beiträge bei 19 Milliarden Euro gelegen. Das war knapp ein Fünftel aller Beiträge (18,5 Prozent), die damals in die Lebensversicherung insgesamt flossen. Der bAV-Anteil ist relativ also deutlich gewachsen.

Direktversicherung stagniert
Nachdem es 2022 so viele Direktversicherungen gab wie nie zuvor – fast jeder fünfte bAV-Vertrag der Lebensversicherer – sank der Bestand 2023 um 0,2 Prozent auf 8,78 Millionen Verträge. Von allen fünf bAV-Durchführungswegen, in denen sich die Lebensversicherer engagieren (samt 3,71 Millionen Rückdeckungsversicherungen für Pensionszusagen und U-Kassen), bleibt die Direktversicherung dennoch Spitze – angesichts von weiterhin nur 0,25 Prozent Rechnungszins und der weit verbreiteten Pflicht zur 100-Prozent-Garantie in den arbeitsrechtlich vereinbarten Zusagen kein schlechtes Ergebnis.

Der laufende Jahresbeitrag kletterte um 204 Millionen Euro auf fast 9,22 Milliarden Euro. Seit Inkrafttreten des Betriebsrentengesetzes 1974 hat sich die Zahl der Policen im Bestand mehr als vervierfacht und die versicherte Summe stieg von 7,1 Milliarden auf 280,5 Milliarden Euro an, heißt es in der Broschüre.

Pensionskassen in Abwärtsspirale
Die 17 vom GDV erfassten überbetrieblichen LV-Pensionskassen (von 126 unter Bafin-Aufsicht stehenden Kassen), die vielfach erst 2002 mit hohen Kosten gegründet oder geöffnet worden waren, weil der Gesetzgeber der etablierten Direktversicherung zunächst die Förderung der Entgeltumwandlung versagte (wurde zum 1. Januar 2005 korrigiert), mussten erneut Federn lassen. Der Bestand verringerte sich auf nunmehr 3,41 Millionen Policen (-1,9 Prozent) mit einer Versicherungssumme beziehungsweise kapitalisierten Jahresrente von 56,1 Milliarden Euro (-2,5 Prozent). Der laufende Beitrag für ein Jahr belief sich auf 1,8 Milliarden Euro (-5,3 Prozent). Unterm Strich haben 2023 nur 42.200 Personen neu begonnen, mit Hilfe von Pensionskassenzusagen fürs Alter vorzusorgen (-10,9 Prozent).

Immerhin sind die Kapitalanlagen Ende 2023 auf 55,4 Milliarden Euro gestiegen (+2,1 Prozent). Die Brutto-Neuanlage verringerte sich jedoch dramatisch auf 4,9 Milliarden Euro (-39,8 Prozent). Das Zahlenwerk verweist darauf, dass die vergleichsweise jungen Pensionskassen "Zug um Zug in ihre Versorgungsfunktion hineinwachsen: 2023 stiegen die ausgezahlten Versicherungsleistungen insgesamt auf 1,8 Milliarden Euro (+12 Prozent)." Einige Kassen befinden sich nach der langjährigen Zinsmisere inzwischen schon wieder im "Run-off", obwohl der ganz überwiegende Teil des Bestandes – 94,1 Prozent – auf Policen entfällt, die sich noch in der Anwartschaftsphase befinden.

Pensionsfonds weiter in leichtem Aufwind
Deutlich besser sieht die Bilanz der 14 vom GDV erfassten LV-Pensionsfonds aus (von 34 unter Bafin-Aufsicht stehenden Pensionsfonds insgesamt). Unterm Strich haben 58.200 Personen 2023 neu begonnen, mit Hilfe von Pensionsfondszusagen fürs Alter vorzusorgen (+0,8 Prozent). Der Bestand stieg so auf 649.000 Personen (+7,0 Prozent). Der laufende Beitrag für ein Jahr aus diesem Neuzugang erreichte 40,6 Millionen Euro (+19,2 Prozent), der Einmalbeitrag ging allerdings um über 60 Prozent auf 0,8 Milliarden Euro zurück. Die gebuchten Brutto-Beiträge halbierten sich im gleichen Zeitraum auf 1,1 Milliarden Euro.

Schuld ist nach GDV-Sicht, dass "die Entwicklung der Beitragseinnahmen von Pensionsfonds stark von Einmalbeiträgen geprägt ist, die mit der Auslagerung von Pensionszusagen verbunden sind, wobei diese Einmalbeiträge im Zeitverlauf stark schwanken". Von 2,02 Milliarden Euro Beitragssumme (2022: 3,0 Milliarden) entfielen diesmal im Neugeschäft 1,2 Milliarden Euro auf Verträge mit laufender Beitragszahlung, die somit fast 60 Prozent des Neugeschäfts bei LV-Pensionsfonds ausmachten. Im Jahr zuvor waren noch 2,03 Milliarden Euro auf Einmalbeiträge entfallen, aber nur 979 Millionen Euro auf Verträge mit laufender Beitragszahlung.

Die Rede vom latenten Wachstumspotenzial
Insgesamt bescheinigt der GDV der bAV noch Wachstumspotenzial. Und wiederholt sein Mantra aus dem Vorjahr: "Dazu wäre es sinnvoll, der bAV mehr Raum für chancenreichere Kapitalanlagen zu geben – auch jenseits der Sozialpartnermodelle." Es bleibt abzuwarten, ob das geplante 2. BRSG da mehr Umsatzpotenzial bringt, zumindest bei der Geringverdienerförderung bestehen gute Chancen dazu. Die letzten Jahre hat sich ansonsten eher Stagnation bei der über Versicherer vermittelten bAV breitgemacht.

Dennoch bleiben die Lebensversicherer ein wichtiger bAV-Faktor. Makler kommen dabei traditionell auf Marktanteile von mehr als 40 Prozent. Vor allem im Bereich von Direktversicherungen und Rückdeckungsversicherungen für Direktzusagen sind Makler wichtigster Partner des Mittelstandes. Eindeutiger bAV-Favorit unter den genossenschaftlich organisierten Vema-Maklern ist einer Juli-Umfrage zufolge die Allianz (25,5 Prozent der Nennungen). Mit weitem Abstand folgen Alte Leipziger (14,5 Prozent) und Swiss Life (8,2 Prozent). (dpo)