Der Markt für Run-offs ist nicht tot. Auch in Zukunft wird es Übertragungen von Versicherungsbeständen an spezialisierte Abwicklungsplattformen geben. In den kommenden zwei Jahren erwarten Experten eine Reihe Verkäufe an die sogenannten Run-off-Versicherer – und nicht nur kleinere Bestände, sondern auch größere. Das ist das Fazit der Run-off-Konferenz der "Süddeutschen Zeitung" ("SZ"), wie diese selbst berichtet.

Zweifel an dem Geschäftsmodell kamen zuletzt wegen des gescheiterten Verkaufs von rund 720.000 Zurich-Lebensversicherungen an die Viridium-Gruppe auf. Die Finanzaufsicht Bafin hatte zu viele Bedenken gegen den Deal, wohl hauptsächlich wegen des Viridiums-Haupteigners Cinven. Das britische Private-Equity-Haus hatte sich 2022 geweigert, dem italienischen Lebensversicherer Eurovita, an dem es auch beteiligt war, in einer finanziellen Schieflage genügend neues Kapital zur Verfügung zu stellen. Das dürfte der Bafin, die bei Run-offs sehr genau hinschaut, nicht gefallen haben.

Branche wird Wege finden
Solche Probleme wird die Branche aber lösen, hierbei gibt es wohl mehrere Möglichkeiten. "Man wird Wege finden zur Sicherung der finanziellen Stabilität, sei es über Rückversicherung oder Konsortien", zitiert die "SZ" Christian Kern von der Beratungsfirma KPMG. Die Bafin selbst ist auch nicht per se gegen einen Private-Equity-Investor als Eigentümer eines Run-off-Anbieters. Die Behörde werde immer auf den Einzelfall schauen, berichtet der Branchendienst "Versicherungswirtschaft heute" dazu. 

Zudem spielen zwei weitere Punkte den Abwicklungsplattformen in die Hände. Zunächst ist hier die IT zu nennen. Die Lebensversicherer müssen hohe Summen in die Modernisierung ihrer veralteten IT-Systeme stecken, so die "SZ". Viele Gesellschaften überfordert das. Hier setzen die Run-off-Versicherer an, die mit neuen, effektiveren Systemen gestartet sind. 

Kritik verstummt
Schließlich werden auch die pauschalen Vorbehalte gegen die Abwickler immer seltener, etwa, dass diese Kunden schlechter stellen würden. Als Kunde bei einem Abwickler zu landen, sei nicht grundsätzlich schlechter als bei dem Versicherer zu bleiben, bei dem der Vertrag einst abgeschlossen wurde, räumte Sandra Klug von der Verbraucherzentrale Hamburg ein. "Wenn ich von meinem Versicherer nicht mehr gewollt werde, werde ich von ihm auch nicht unbedingt besser behandelt", wird sie von der Zeitung zitiert. (jb)