Der Versicherer Generali überlegt laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) weiter, ob er die klassischen Policen seiner Lebensparte an eine externe Gesellschaft übergibt – im Fachjargon ein "Run-off" –, oder ob er die Altverträge intern weiterführt. Die Axa dagegen hat nun Nägel mit Köpfen gemacht und einen Quasi-Run-off in die Wege geleitet – allerdings nicht im Geschäft mit Privatkunden, sondern in der betrieblichen Altersvorsorge (bAV). Im Privatkundengeschäft bleibt der Konzern bei seinem medienwirksam ausgesprochenen "Jein" zu Run-offs.

Der Versicherer aus Köln hat laut einer Pressemitteilung die Bestände der Tochter Pro bAV Pensionskasse auf die Run-off-Plattform Frankfurter Leben übertragen. Dabei handelt es sich um rund 260.000 Einzelverträge und Kapitalanlagen im Gesamtvolumen von knapp drei Milliarden Euro. Dies entspricht rund sechs Prozent des Bestandes im Vorsorgebereich. Die Übertragung des seit 2012 stillgelegten Bestandes nebst Gesellschaft, die von Experten als eine Variante eines Run-off angesehen wird, muss aber noch von der Finanzaufsicht Bafin genehmigt werden.

"Die Pro bAV Pensionskasse ist ein Sonderfall. Axa steht hundertprozentig zur privaten und betrieblichen Altersversorgung", kommentiert Alexander Vollert, Vorsitzender des Vorstands der Axa, die Entscheidung – und will damit vernehmbar vermeiden, eine neue, wenig imagefördernde Run-off-Debatte loszutreten. "Wir sind von den Marktchancen in diesem Bereich überzeugt und haben noch viel vor. Mit ihrer Veräußerung an die Frankfurter Leben-Gruppe können wir uns stärker fokussieren und uns operativ auch so aufstellen, dass wir unser Vorsorgegeschäft mit Nachdruck vorantreiben und noch stärker wachsen." In allen anderen Durchführungswegen der bAV, der Direkt- und Rückdeckungsversicherung, möchte die Axa nach eigenen Angaben daher präsent bleiben.

Frankfurter Leben soll Kosten um 15 Prozent drücken
Als Grund für diesen "Sonderfall" führt der Versicherer das niedrige Zinsumfeld sowie das stark rückläufige Neugeschäft an, was die Kosten je Einzelvertrag hoch getrieben und die Rendite pro Kunde gesenkt habe. Die Pro bAV habe auch ihre Überschussbeteiligung schon deutlich reduzieren müssen. "Gegenüber anderen Produkten hat die Pensionskasse insbesondere im Neugeschäft so deutlich an Attraktivität verloren", schreibt die Axa.

Diesen Kostendruck soll die Frankfurter Leben lindern. Die Gesellschaft, die zur chinesischen Fosun-Gruppe gehört und bereits einige Bestände migriert hat, habe verbindlich zugesagt, die Kosten der Pro bAV pro Vertrag und Jahr dauerhaft um mehr als 15 Prozent gegenüber dem Jahr 2016 zu senken. Wie sie das bewerkstelligen will oder kann, ist der Mitteilung nicht zu entnehmen.

Generali grübelt weiter
Neben den Beständen der Pro bAV sollen zudem noch die Fondspolicen der von der Axa 2008 übernommenen DBV-Winterthur Lebensversicherung an die Frankfurter Leben übergehen. Die Versicherungen seien bislang von einem externen Partner verwaltet worden. Wegen einer "hochkomplexen IT-Migration" sei eine Integration in die Axa nicht möglich. Hier sei das letzte Wort aber noch nicht gesprochen.

Das gilt auch für die Bestände der Generali Leben. Die Führung des Versicherers wollte die klassischen, hochverzinsten Policen ursprünglich definitiv abgeben. Dann entschloss sie sich aber wohl wegen der massiven öffentlichen Kritik aus der Politik und der eigenen Branche, den Schritt nochmals zu überdenken.

Ein Verkauf des Bestands der jetzigen Generali Lebensversicherung sei aber immer nicht komplett vom Tisch, sagte Deutschlandchef Giovanni Liverani der SZ. "Wenn dies durch eine Partnerschaft mit einem professionellen Anbieter geschieht, dem wir unser Portfolio übergeben können und der die volle Kundenzufriedenheit garantieren kann, sehe ich da kein Problem", so Liverani. Die Ergo, die urspränglich ebenfalls Pläne für einen externen Run-off in der Schublade hatte, legte diese dagegen ad acta und entschloss sich dazu, ihre Bestände an klassischen Policen intern abzuwickeln. (jb)