In die Abwicklung von alten Lebensversicherungsbeständen in Deutschland könnte nach Jahren des Stillstands wieder Bewegung kommen. Dies berichtet das "Handelsblatt". Die Versicherer Zurich und Axa suchen der Zeitung zufolge nach Möglichkeiten, sich von Altbeständen mit hohen Zinsverpflichtungen zu trennen. Dadurch könnten sie ihre Bilanzen entschlacken und die Komplexität ihrer Abläufe reduzieren, so die Zeitung. Zudem wäre es den Unternehmen so möglich, mehr Aufmerksamkeit auf Wachstumsbereiche wie neue Produkte in der Altersvorsorge zu richten.

Dem "Handelsblatt" zufolge haben die beiden Versicherer erste Verhandlungsrunden mit möglichen Käufern abgeschlossen. Die Abwicklungsgesellschaften Viridium und Athora sollen in beiden Fällen in der zweiten Runde des Verkaufsprozesses sein. Resolution Life und FL (ehemals Frankfurter Leben) seien jeweils für eines der Portfolios weiter. Zu den übrigen Interessenten sollen Oaktree und Enstar gehören.

Keine neue Diskussion 
Der Versicherer Zurich bietet nach Informationen des "Handelsblatts" bis zu 800.000 Policen mit einem Nominalvolumen von rund 20 Milliarden Euro an. Axa habe ein Portfolio mit einem Nominalvolumen von rund 15 Milliarden Euro im Angebot. Beide Unternehmen könnten bei einem Verkauf mit einem Eigenkapitalwert von unter einer halben Milliarde Euro bewertet werden. Die Diskussion über den Verkauf von Altbeständen ist bei der Zurich allerdings nicht neu

"Zurich hatte bereits vor vielen Jahren die strategische Entscheidung getroffen, einer der führenden Versicherer im Bereich fondsgebundene Lebensversicherungen sowie Biometrie-Produkten zu werden", teilt der Versicherer auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE mit. "Im aktuellen Niedrigzinsumfeld möchten wir unseren Kunden eine gute Alternative bieten", erklärt ein Sprecher. Um sich auf den Bereich der fondsbasierten Lebensversicherungen fokussieren zu können, habe das Unternehmen 2021 angekündigt, einen Teil der Altverträge in einer separaten Gesellschaft bündeln zu wollen. Über weitergehende Spekulationen, etwa zu möglichen Käufern von Altbeständen, wolle sich die Zurich nicht äußern, so der Sprecher.

Markteinflüsse im Blick
Die Axa teilt auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE mit: "Wie jedes verantwortungsvolle Unternehmen beschäftigen auch wir uns regelmäßig mit Markteinflüssen und ob daraus resultierend Anpassungen für unsere Geschäftspolitik erforderlich sind. Das haben wir in der Vergangenheit regelmäßig gemacht und werden dies auch in Zukunft tun." An Spekulationen oder Marktgerüchten beteilige sich der Versicherer grundsätzlich nicht.

Bislang haben der Ratingagentur Assekurata zufolge sieben Lebensversicherer in Deutschland ihre Bestände an Abwickler oder Run-off-Gesellschaften veräußert. Der letzte und mit Abstand größte Deal liegt bereits mehr als drei Jahre zurück. Die deutsche Tochter des italienischen Versicherers Generali veräußerte damals ein Paket von rund vier Millionen Policen mehrheitlich an Viridium. Die Gruppe führt den Bestand unter dem Namen Proxalto fort. (am)