An diesem Montag (12.8.) verkündeten die Chemie-Sozialpartner BAVC und IGBCE den Start ihres zweiten Angebots innerhalb des Sozialpartnermodells (SPM) mit einer reinen Beitragszusage (rBZ), also ohne Garantien bei der Kapitalanlage. Es gilt auch wieder für die pharmazeutische Industrie und nennt sich "Zielrente Chemie", wird von der Höchster Pensionskasse ab 1. Dezember 2024 durchgeführt und zusammen mit dem Vermögensverwalter Fidelity International organisiert.

Damit kann erstmals in Deutschland ein SPM auch über eine Pensionskasse laufen. Das erste SPM-Angebot der Chemie läuft über den Chemie-Pensionsfonds und wurde in den bestehenden Tarifvertrag über Einmalzahlungen und Altersvorsorge integriert (TEA), erklärte Sebastian Kautzky seinerzeit. "Der TEA hat keine definierte Laufzeit", so der Geschäftsführer des Chemie-Arbeitgeberverbandes BAVC Ende 2022 gegenüber FONDS professionell ONLINE.

Chancen mit Vorfahrt vor Garantien
Wie jetzt von der Höchster Pensionskasse VVaG, die mehr als 300.000 bAV-Verträge betreut, auf Nachfrage zu erfahren war, gelten für die Zielrente Chemie dieselben Rahmenbedingungen im Tarifvertrag wie beim Chemie-Pensionsfonds. Das Chemie-SPM war schon lange vorher angekündigt und in enger Zusammenarbeit mit der Bafin vorbereitet worden. Das erweiterte Angebot jetzt kam ziemlich überraschend. Arbeitgeber zahlen wieder fünf Prozent Sicherungsbeitrag ein, um mögliche Rentenschwankungen auszugleichen. Im Blickpunkt steht die Entgeltumwandlung, die mit Arbeitgeberbeiträgen aufgestockt wird (Matching-Modell). Als Leistung kann eine Altersrente mit oder ohne Hinterbliebenenrente vereinbart werden, bei Tod in der Anwartschaftsphase wird individuelles Versorgungskapital an Hinterbliebene verrentet.

Nutznießer sind zunächst neue Tarifbeschäftigte in den Chemie-Betrieben, die auf den Chemie-Pensionsfonds oder nun auch die Höchster Pensionskasse setzen können. Ziel sei eine langfristige und flexible Kapitalanlage für verlässliche Renditen. Das Geld wird beim Pensionsfonds in ein ausgewogenes Anlagekonzept investiert, das sich vor allem aus breit gestreuten Aktienindizes (MSCI World, Euro Stoxx 600) sowie Staats- und Unternehmensanleihen zusammensetzt. Die dynamische Steuerung der Allokation werde mit einem Aktienanteil zwischen zehn und 80 Prozent gefahren, heißt es.

Erste Detail zur Zielrente Chemie
Solche Details sind vom neuen Pensionskassen-SPM noch nicht bekannt. Klar ist jedoch auch hier: Es wird eine langfristig attraktive und vergleichsweise schwankungsarme Rendite angestrebt. Im Einzelnen werden die Beiträge breit gestreut über verschiedene Anlageklassen, Länder und Regionen sowie Branchen hinweg investiert. "Ein innovatives Altersversorgungsprodukt, ein geringer Verwaltungsaufwand durch digitale Prozesse und damit niedrige Kosten sowie eine attraktive Kapitalanlage zeichnen unser Angebot aus", wirbt Jürgen Rings, Vorstandsvorsitzender der Höchster Pensionskasse. Die Tarifpartner ließen Anfragen der Redaktion zu mehr Details zunächst unbeantwortet.

Man wird abwarten müssen, ob diese Hoffnungen bei der Zielrente Chemie aufgehen, denn viele Pensionskassen haben es nicht leicht, immerhin 15 von 118 unter Bafin-Aufsicht stehenden Kassen hatten den Bafin-Stresstest Ende 2022 mit einem negativen Ergebnis beendet, 2023 dann gar 18. Immerhin: Arbeitnehmern wird statt einer garantierten Mindestleistung (BZML) nun eine Zielrente zugesagt. Im Gegenzug werden Arbeitgeber von der Mithaftung für die Garantie befreit ("pay and forget"). Solche Zielrentensysteme ("defined ambition") gibt es nur bei den wenigen bislang zugelassenen SPM, darunter auch in der Energiebranche und bei Privatbanken. Früher war die Leistungszusage der Arbeitgeber üblich, die später einer BZML weichen musste, die nun weitgehend von der beitragsorientierten Leistungszusage (BOLZ) abgelöst wird und zunehmend wohl auch von der rBZ. (dpo)