Für 2023 schreiben die Lebensversicherer ihren Kunden erstmals seit 15 Jahren wieder steigende Zinsen gut, ergab die Marktstudie "Überschussbeteiligungen und Garantien 2023" der Assekurata Assekuranz Rating Agentur vergangene Woche. Allerdings bieten nur 13 Gesellschaften überhaupt noch klassische Rentenpolicen an. Viele setzen stattdessen ausschließlich auf Biometrie-Produkte oder Fondspolicen.

Erstmals hat Assekurata in seiner nunmehr 21. Auflage der Überschuss-Studie auch Fondspolicen einbezogen. Allerdings nur Fondspolicen mit Garantien, denn "im Zuge der Studie beschäftigen wir uns nur mit Produkten, die auch eine Garantie enthalten", so Assekurata-Sprecher Russel Kemwa gegenüber FONDS professionell ONLINE.

20 Anbieter beteiligen sich
An der Erhebung beteiligten sich 20 Fondspolicen-Anbieter (Marktanteil: 46,7 Prozent). Integraler Bestandteil aller Verträge ist eine lebenslange Mindestrente. Daneben bieten fast alle Tarife einen garantierten Rentenfaktor (Ausnahme: Bayern-Versicherung). Zu Beginn wählt der Kunde ein Garantieniveau, dass dann aus dem Sicherungsvermögen angespart wird. Die Überrendite entsteht durch Nutzung der Investmentvehikel als freie Kapitalanlage.

Hinsichtlich der Kapitalgarantie können Fondspolicen mit Garantien Produkten der Neuen Klassik ähneln, "da sie typischerweise über eine Mindestrente bei Vertragsabschluss und in Teilen auch über garantierte Rückkaufswerte verfügen", sagt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. Anders als vielfach bei der Neuen Klassik hängen Garantiekapital und Garantierente aber von der Höhe des Garantieniveaus ab und könnten sich im Falle einer Anpassung auch nach Vertragsbeginn noch ändern.

Unmittelbarer Tarifvergleich kaum möglich
Insofern verwundert nicht, dass Assekurata selbst vor einem unmittelbaren Vergleich der Tarife warnt. Analysiert wurde jedoch klar, dass 14 Zwei-Topf-Hybride und sechs Drei-Topf-Hybride im Angebot sind und den Deckungsstock jeweils mit einbinden. Bei den Garantiekonzepten überwiegen dynamische Hybride (11) gegenüber statischen Hybriden (8) und iCPPI-Modellen (Swiss Life).

Die Bruttobeitragsgarantie kann individuell oft zwischen 0 und 90 Prozent eingestellt werden (mitunter nur starr 60 Prozent wie bei Öffentlicher Oldenburg und Provinzial Hannover oder gar 80 Prozent beim HDI). Ein Ablaufmanagement dient als zusätzliches Absicherungsvehikel bei 15 Anbietern. In neun Tarifen ist überdies die Weiteranlage in Fonds während der Rentenphase möglich: Alte Leipziger, Bayern-Versicherung, Continentale, Europa, Neue Leben, Signal-Iduna, Swiss Life, Volkswohlbund und Württembergische.

Laufende Verzinsung wie bei Klassik-Policen
Je höher die Bruttobeitragsgarantie, desto stärker fällt die laufende Verzinsung ins Gewicht. Im arithmetischen Durchschnitt hat Assekurata 2,1 Prozent errechnet, was in etwa dem Niveau von Klassik-Policen entspricht. Die Spanne liegt zwischen 2,65 Prozent (Europa) und 1,35 Prozent (VRK). In der Rentenphase liegt der Wert mit 2,16 Prozent  etwas höher als in der Ansparphase. Bis auf zwei Gesellschaften (Continentale und Europa) weisen alle anderen auch einen Schlussüberschuss aus – im Schnitt 0,51 Prozent.

Für einen Mustervertrag (Mann, 30, zahlt bis 65 vorschüssig 1.200 Euro pro Jahr ein, 80 Prozent Bruttobeitragsgarantie, 4,0 Prozent Wertentwicklung nach Bruttomethode) schafften 17 von 20 Versicherern, den Musterfall abzubilden und so 33.600 Euro Bruttobeitragserhalt zu gewährleisten. Im Schnitt bieten sie 78,33 Euro monatliche Garantierente – die Spanne bewegt sich zwischen 87,35 Euro (Gothaer) und 57,73 Euro (Öffentliche Oldenburg; Provinzial Hannover). Der garantierte Rentenfaktor zu Rentenbeginn liegt laut Assekurata zwischen 16,09 und 24,88 Euro pro 10.000 Euro Fondsguthaben (Durchschnitt: 21,34 Euro).

Hochrechnungen zur Ablaufleistung kaum vergleichbar
Die Garantierente ist bei Fondspolicen naturgemäß nur die "halbe Miete". Je nach Hochrechnungsmethode (mitunter wird eine teildynamische Rente gewählt, die in der Regel zu Rentenbeginn höher ausfällt und im Rentenverlauf weniger stark ansteigt als eine volldynamische Rente) versprechen die Anbieter im Schnitt 196 Euro Monatsrente, wobei die Spanne zwischen 136 Euro (VRK) und 401 Euro (Gothaer) liegt.

Hochgerechnet auf eine einmalige Kapitalabfindung – statt lebenslanger Rente – kommt Assekurata für den Musterfall im Schnitt auf 72.829 Euro (aus 42.000 Euro eingezahlten Beiträgen). Die Spanne ist gewaltig und reicht von knapp 58.000 Euro (VRK) bis 114.800 Euro (Gothaer). Allerdings seien die Werte wegen unterschiedlicher Hochrechnungsmethodik und unterschiedlichen Garantieniveaus "nur eingeschränkt vergleichbar", so die Studie, die zudem Angaben zum Fondsangebot, zu Nachhaltigkeitsmerkmalen und zur Rückvergütung macht.

Die Redaktion stellt jedes Jahr selbst per Umfrage eine Marktübersicht zu Fondspolicen auf. Aktuell sind Daten von 27 Anbietern zu einem Mustervertrag online.         

Vergleich der Effektivkosten über alle Produkte
Die Effektivkosten liegen bei Fondspolicen mit Garantien laut Assekurata im Schnitt bei 1,21 Prozent, wobei Assekurata unter den 20 Teilnehmern eine Spannweite zwischen 0,57 Prozent (Europa) und 2,17 Prozent (Swiss Life) festgestellt hat.

Zum Vergleich: Indexpolicen kosten im Schnitt 1,37 Prozent (Vorjahr: 1,26 Prozent), Policen der alten Klassik 0,94 Prozent und Neue-Klassik-Policen 1,07 Prozent, wobei die Effektivkosten auch in der Klassik leicht gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind. (dpo)


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