Das Tal der Tränen ist offenbar durchschritten. Kunden, die eine klassische Lebensversicherung mit einer garantierten Verzinsung ihr eigen nennen, müssen nicht noch weitere Einbußen bei den Zinsen für ihre Policen hinnehmen. "Für 2019 verzeichnen wir erstmals seit vielen Jahren auf breiter Basis stabile Deklarationen", kommentiert Reiner Will, Geschäftsführer der Kölner Ratingagentur Assekurata, das Ergebnis der aktuellen Markstudie seines Hauses zu den Überschussbeteiligungen und Garantien in der Lebensversicherung.

Damit sei der seit Jahren anhaltende Trend zu einer sinkenden Verzinsung gestoppt: Über alle analysierten Produktarten und Tarifgenerationen hinweg gerechnet liegt die laufende Verzinsung 2019 – ohne weitere Überschüsse – für klassische Policen mit durchschnittlich 2,84 Prozent auf Vorjahresniveau (siehe Tabelle).

Quelle: Assekurata
Ein wesentlicher Grund für die Stabilisierung sei die geänderte Berechnungsmethodik zur Zinszusatzreserve (ZZR), die sich positiv auf die Ertragslage der Lebensversicherer auswirkt: Auf diese Weise müssen sie weniger Kapital für die ZZR aufwenden und können mehr von ihren Erträgen in die Verzinsung fließen lassen (FONDS professionell ONLINE berichtete ausführlich). Die ZZR war 2011 eingeführt worden, um Kunden mit lang laufenden Verträgen und relativ hoher Verzinsung vor den Folgen der seit 2008 herrschenden Niedrigzinsen zu schützen.

Verzinsung von neuen Policen ebenfalls stabil
Die laufende Verzinsung für Neuverträge in der klassischen privaten Rentenversicherung liegt bei 2,46 Prozent. Diese war 2018 mit 2,47 Prozent nur marginal höher, so Assekurata. Am stärksten habe die Ideal Lebensversicherung die Verzinsung erhöht – von 3,05 auf 3,30 Prozent (FONDS professionell ONLINE berichtete).

Laut den Studienautoren haben allerdings von den 54 Studienteilnehmern, die nach Prämieneinnahmen einen Marktanteil von 78 Prozent haben, nur noch 30 überhaupt eine klassische Garantiepolice im Sortiment. Auf der anderen Seite haben sich ebenso viele Versicherer an der Untersuchung zu Produkten der "Neuen Klassik" beteiligt, die alternative Garantiemodelle bieten. 

Neue Lebensprodukte nur schwer vergleichbar
Die Gesellschaften haben die Verzinsung für diese alternativen Policen im Neugeschäft mit 2,40 Prozent ebenfalls nahezu konstant zum Vorjahr (2,39%) gehalten. Allerdings liegen die laufenden Erträge 0,06 Prozentpunkte unterhalb denen der Klassik. "Bei der Gesamtverzinsung und den illustrierten Beitragsrenditen kristallisiert sich dann jedoch ein Renditevorteil der Neuen Klassik gegenüber der Klassik heraus, wie er aufgrund des niedrigeren Garantieniveaus auch zu erwarten ist”, sagt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. Mit anderen Worten: Die Gesamtverzinsung der neuen Tarife dürfte über jenen der klassischen liegen.

Problematisch sei aber, dass die neuen Produkte hinsichtlich der Überschussverwendung nicht einheitlich konzipiert sind, was einen tarifübergreifenden Vergleich erschwert. So haben viele Anbieter ihren Tarifen einen modernen Anstrich gegeben, indem sie die deklarierten Überschüsse in spezielle Investment- oder Indexfonds investieren. "Wie gut dies gelingen mag, ist im Vorhinein unsicher", mahnte Heermann. Die Spannbreite der Einzelwerte bei der illustrierten Beitragsrendite reicht laut Assekurata von 1,51 bis 4,44 Prozent. (jb)