Als Geldanleger ist der Durchschnittsdeutsche ein gespaltenes Wesen: Zwar ist den meisten Bürgern der Bedarf, angesichts drohender Rentenlücken selbstinitiativ fürs Alter vorzusorgen, durchaus bewusst. Dennoch legen die meisten – Minizinsen hin oder her – vor allem auf Sicherheitsaspekte wert. Auch an dieser "Vollkaskomentalität" könnte es liegen, dass die Reform der betrieblichen Altersversorgung nicht recht vorankommen will.

Zumindest legt das eine aktuelle Umfrage des internationalen Versicherungsmaklers Aon nahe, für die rund 1.000 Mitarbeiter aus Großunternehmen mit mehr als 10.000 Beschäftigten interviewt wurden. Sie zeigt, dass einer deutlichen Mehrheit von Arbeitnehmern der Aspekt "Kapitalgarantie" wichtiger ist als höhere Ertragschancen. Konsequenterweise lehnen demnach fast alle Befragten Betriebsrenten ohne Garantien ab. Und das, obwohl jüngste Zahlen aus der Versicherungsbranche zeigen, dass mit einem hohen Maß an Garantien kaum noch attraktive Renditen zu erzielen sind.


Die Umsetzung des Betriebsrentenstärkungsgesetzes (BRSG) geht nur schleppend vorwärts. Das könnte auch an den kaum erfüllbaren Wünschen der künftigen Ruhegeldempfänger liegen. Zwei interessante Grafiken zur Umfrage können Sie obiger Bildergalerie entnehmen.


Auf die Frage "Garantien in der Altersversorgung führen zu niedrigeren Leistungen. Wie ist Ihre Haltung dazu?“ antworteten nur 12,2 Prozent der Befragten, sie seien für eine höhere Rente auch bereit, ein überschaubares Risiko einzugehen. "Das ist einer der Gründe, warum es bei der Umsetzung des Betriebsrentenstärkungsgesetzes (BRSG) so schleppend vorangeht. Das Gesetz ist jetzt ein Jahr in Kraft, und dennoch gibt es bisher kaum Vereinbarungen zur Tarifrente, die ohne Garantien auskommen soll”, kommentiert Aon-Geschäftsführer Fred Marchlewski die Ergebnisse der Studie. 

Selbst "Finanzprofis" sind garantievernarrt
Die zeigt noch mehr: Die Rundum-Sorglos-Verliebtheit trifft auf alle Altersgruppen zu und passt erschreckenderweise auch für eine Branche, deren Mitarbeiter die realen Kapitalmarktverhältnisse aus ihrem Alltag besser kennen müssten als Otto Normalarbeitnehmer. Gemeint sind die Beschäftigten von Finanzdienstleistern: Obwohl ihnen der Zusammenhang zwischen Risiko und Rendite geläufig sein sollte, sind hier 18,8 Prozent der Mitarbeiter bereit, für eine höhere Rente auf Garantien zu verzichten – mit gerade mal rund sieben Prozentpunkten ist das Lager der "Mutwilligen" also nur wenig größer als im Befragungsdurchschnitt.

Dass sich bei einem hohen Maß an Garantien kaum noch attraktive Renditen erzielen lassen, haben auch die Lebensversicherer erkannt, wie Aon in ihrer Aussendung betont. Produkte mit einer garantierten Mindestverzinsung werden immer seltener angeboten. Stattdessen wird das Angebot für die betriebliche Altersversorgung zunehmend von Tarifen mit reduzierten Garantien und stärkerer Kapitalmarktorientierung bestimmt. Noch einen Schritt weiter gehen die mit dem Betriebsrentenstärkungsgesetz möglich gewordenen Zielrentenmodelle, die ganz ohne Garantien auskommen.

"Garantien erzwingen eine sehr konservative Anlagestrategie und kosten deshalb viel Geld“, schränkt Wolfram Roddewig, Head of Investment Consulting bei Aon, ein. Gleichwohl komme die Sicherheit bei Zielrentenmodellen nicht zu kurz. "Sicherheit lässt sich auch ohne Garantien realisieren”, ist Roddewig zuversichtlich. Durch geeignete Modelle könnten extreme Schwankungen des Kapitalmarktes ausgeglichen werden. (aa/ps)