Alle zwei Jahre untersucht der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) in einer Strukturanalyse die Gewinnsituation seiner Mitgliedsfirmen. Im vergangenen Jahr hatten sich über 2.500 Firmen an der Umfrage beteiligt, darunter sieben Prozent Versicherungsmakler, obwohl die es auf 24 Prozent Marktanteil im Versicherungsvertrieb bringen. Im BVK sind überwiegend Handelsvertreter organisiert.

In diesem Jahr wäre eigentlich Umfrage-Pause, doch die Corona-Krise und die damit befürchteten Einkommenseinbußen veranlassten den Verband zu neuerlichen Umfragen. In einer ersten Erhebung im April unter mehr als 1.600 Teilnehmern kam heraus, dass rund zwei Drittel Umsatzeinbußen verzeichnen, die bei Maklern im Schnitt fast 39 Prozent lagen. In einer Folgeumfrage im August relativierten sich die Befürchtungen etwas. Unter knapp 1.000 Verbandsmitgliedern, darunter sechs Prozent Makler, wurden die Umsatzeinbußen gegenüber dem Vorjahr für 2020 im Schnitt mit 20 Prozent beziffert.

Gewinn dürfte um knapp ein Viertel fallen
Die Gewinnsituation bleibt laut BVK aber angespannt. Eine Simulation zeige, wie sich die erwarteten Einnahmeverluste auf die Ertragslage der befragten Betriebe auswirken könnten. Die Befragten hatten 2019 im Schnitt 215.000 Euro Umsatz aus Provisionen und Courtagen sowie auf dieser Basis 99.000 Euro Gewinn erwirtschaftet, ermittelte Professor Matthias Beenken von der Fachhochschule Dortmund. In diesem Jahr könnte der Gewinn um 24.000 Euro auf 75.000 Euro einbrechen.

"Aufgrund der Corona-Einbußen dürften knapp neun Prozent der Vermittlerbetriebe keinen Gewinn mehr realisieren, sondern einen Verlust ausweisen – 2019 waren es nur 0,4 Prozent", sagte BVK-Präsident Michael H. Heinz am heutigen Dienstag (27.10.) bei Vorstellung der Zahlen auf der aus naheliegenden Gründen virtuell abgehalten DKM. Zugleich steige der Anteil der Vermittler mit sehr niedrigen Gewinnen bis unter 40.000 Euro von 18,3 auf 37,6 Prozent. "Diese Betriebe dürften große Schwierigkeiten haben, einen angemessenen Unternehmerlohn aus ihrer selbständigen Tätigkeit zu erzielen", fürchtet Heinz.

Von den aktuellen Umsatzrückgängen seien alle Sparten betroffen, wenn auch in unterschiedlichem Maße. Lebensversicherungen litten am stärksten, gefolgt von der Schaden-/Unfall-Sparte und der betrieblichen Altersvorsorge. Kfz-Versicherung und die privaten Krankenversicherungen verzeichneten dagegen die geringsten Storni.

Massenhaftes Vermittler-Sterben nicht in Sicht
Während noch in der April-Umfrage kleinere Vermittlerbetriebe tendenziell stärkere Verluste erlitten hatten, gaben in der August-Umfrage insbesondere jene Betriebe die größten Einbußen an, die im mittleren Gewinnsegment zwischen 80.000 und 120.000 Euro pro Jahr zu verorten sind. Eine Erklärung dafür lieferte der BVK nicht. Es gebe aber keinen Hinweis darauf, dass die Pandemie zu einem massenhaften Vermittlersterben führen wird. "Nur 2,5 Prozent der Befragten planen den Marktaustritt oder wollen in den vorgezogenen Ruhestand", so Heinz.

Bereits die Strukturanalyse im Vorjahr hatte aber alarmierende Trends gezeigt, was angesichts steigender Regulierungskosten und sinkender Courtagen nicht verwundert. Laut Analyse hatten elf Prozent der Vermittler einen Jahresgewinn vor Steuern und Altersvorsorge von maximal 25.000 Euro geschafft und weitere 20 Prozent lediglich zwischen 25.000 Euro und 50.000 Euro. Mehr als ein Drittel lag in der Gruppe zwischen 50.000 und 100.000 Euro und ein Drittel verdient mehr als 100.000 Euro.

Mindestens 50.000 Euro Gewinn nötig
Der Verband wies schon seinerzeit darauf hin, dass es sich bei einem Großteil der Teilnehmer um Einzelkaufleute handelt, die den hier angegebenen Gewinn – wie jeder Betrieb – noch zu versteuern und daraus dann den gesamten Lebensunterhalt zu bestreiten haben. Nach Ansicht des BVK sollte der Gewinn mindestens so hoch sein wie das Jahresgehalt eines Arbeitnehmers mit dem entsprechenden Tätigkeitsprofil. "Einzelunternehmer müssten mindestens 50.000 Euro Gewinn vor Steuern erzielen, um die vielfältigen Aufgaben und das unternehmerische Risiko des Inhabers angemessen honoriert zu bekommen", so Heinz.

Aus der angegebenen Anzahl der Inhaber im Vermittlerbetrieb, den gearbeiteten Stunden und dem Gewinn hatte der BVK 2019 auch den Gewinn pro Stunde je Inhaber in den einzelnen Einkommensklassen ermittelt. Demnach erzielten die Befragten in der Gruppe mit einem Jahresgewinn bis zu 80.000 Euro einen Gewinn pro Stunde je Inhaber von durchschnittlich nur 18,40 Euro.

Keine Nachfolge und dann noch das Virus
Bei einer Umfrage von Policen Direkt im Sommer 2020 hatten 60 Prozent der über 55-jährigen angegeben, über das gesetzliche Rentenalter hinaus weiterarbeiten zu wollen. Das mag auch daran liegen, dass 65 Prozent derjenigen, die schon im Rentenalter sind, ihre Nachfolge noch nicht geregelt haben.

Andererseits rechnen zwei Drittel der Befragten damit, die negativen Corona-Folgen noch bis Ende 2021 zu spüren. Laut Umfrage hatten 49 Prozent einen Rückgang im Personengeschäft und 30 Prozent im Sachgeschäft beklagt. Die Chance, den Bestand profitabel zu verkaufen, werde durch Corona aber verringert. (dpo)