Wie solide ist die Assekuranz-Branche? Einen Hinweis darauf soll die sogenannte Solvenzquote liefern – aber kann sie das auch wirklich leisten? Die Experten der Ratingagentur Fitch meinen, dass man die Finanzstärke von Versicherungsunternehmen nicht anhand ihrer Eigenkapitalquote vergleichen kann. "Die Solvenzquoten sollten mit Vorsicht behandelt werden", zitiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) David Prowse, Versicherungsanalyst bei Fitch.

Zwar sei das Modell von Solvency II besser als die vorherigen Regeln dazu geeignet, die Position der Unternehmen zu bestimmen, weil die Behörden seit Anfang des Jahres jedes Risiko berücksichtigen, das ein Versicherer eingegangen ist. Von den 23 großen Versicherern, die Fitch regelmäßig analysiert, nutzen aber acht Übergangsmaßnahmen. Weitere acht Unternehmen ließen sich regelkonform für ihr Geschäft in Amerika Kapital nach den dortigen Regeln anrechnen. "Dieses Problem wird in nächster Zeit nicht verschwinden", bemängelte Prowse in der Zeitung.

Die Ratingagentur verwendet aus diesen Gründen ein eigenes Modell, um die Finanzstärke zu messen, so die FAZ. Anders als beim Rechenmodell der Aufsichtsbehörden sei dieses einheitlich für alle Unternehmen. Daher würde ein Vergleich der Fitch-Zahlen mit denen der Aufsichtsbehörden erstaunlichen Abweichungen zeigen.

Beispielsweise schaffe es ein Versicherer, dessen offizielle Solvenzquote um ein Vierfaches über den offiziellen Erfordernissen liegt, bei Fitch nur auf die viertbeste Ratingstufe "adäquat". Der Grund: Das Unternehmen hat sehr viel Geld in italienische Staatsanleihen investiert, die nach dem Standardmodell der Aufseher als risikofrei eingestuft werden. (jb)